Real siegt souverän: Trotz sieben Verletzten neuer Tabellenführer

MADRID. Die Königlichen sind derzeit nicht zu beneiden. Befanden sich vor der zweiten Länderspielpause der Saison noch fünf Spieler im königlichen Lazarett, gibt es nach der zweiwöchigen Pause alles andere als Entlastung. Sieben Spieler standen Rafael Benítez vor dem 8. Spieltag nicht zur Verfügung. Die Startelf stellte sich so gut wie von selbst auf: Navas – Danilo, Varane, Nacho, Marcelo – Casemiro, Kroos, Kovačić – Isco, Ronaldo, Bale.

Ehre für Ronaldo, Schweigen für Zoco, Choreo für Raúl

Ohne wichtige Akteure wie Luka Modric, Karim Benzema oder Sergio Ramos nahm der Tabellenzweite den Kampf mit dem Drittletzten an. Eigentlich machbar – 18 von bisher 22 Duellen mit Levante entschieden die Madrilenen für sich. Anfangs sah es dabei nicht unbedingt aus. Die Madrilenen kontrollierten die Partie, gingen das Spiel nach vorne sehr geduldig an, brachten gegen die gut stehenden Valencianos aber kaum gefährliche Chancen zustande. Und die Gäste? In ihrer 5-3-2-Grundordnung waren sie kaum zu überwinden und hatten in der Mitte der ersten Hälfte zwei gefährliche Chancen. Doch die verrückteste Phase der Partie entschieden die Blancos für sich. Statt 0:1 (nach Unordnung in Madrids Strafraum) stand es nach 28 Minuten 1:0, statt 1:1 (Navas parierte sensationell Deyversons Kopfball) lag Real zwei Minuten später 2:0 in Front. Passiert war bis zu diesen wilden Minuten nicht viel: Varane fälschte einen Roger-Abschluss ab, danach verpassten die Flanken Marcelos und Ronaldos ihre Abnehmer, ehe Casemiro es aus 40 Metern versuchte und Cristiano Ronaldo ein Elfmeter verweigert wurde (16.). Aber dann war es erst Marcelo, der nach eingespieltem Doppelpass mit CR7 trocken abschloss, und dann der Portugiese selbst, der nach Kroos‘ Zuspiel aus 22 Metern seine rechte Waffe auspackte. Doppelte Ehre für Ronaldo: Vor dem Anpfiff präsentierte er dem Bernabéu seinen vierten Goldenen Schuh, in Minute 30 schoss er sich mit seinem 324. Tor für Real endgültig zum Rekordtorjäger und löste Raúl (323 Tore) ab. Dem widmeten die Madridistas heute übrigens genauso eine Choreografie, wie dem verstorbenen Zoco, dem vor dem Anstoß gedacht wurde.

Also ein irgendwie gemütlicher, harmonischer Nachmittag, was sich auch im Spiel zeigte. Zwar konnten beide Teams zupacken (7:4 Fouls und 1:2 gelbe Karten zum Seitenwechsel), doch wirklich Hektik oder sonstige Unsportlichkeiten blieben aus. Auch wenn Real Spiel und Gegner unter Kontrolle zu haben schienen, zeigen die 51:49 Prozent Ballbesitz, dass Levante nicht nur reagieren wollte. Doch meistens verpufften die Konter der Gäste am genialen Abwehrduo Varane-Nacho oder eben am unüberwindbaren Navas, welcher in Durchgang eins noch bei einem Roger-Schuss zur Stelle war. Nach der 2:0-Führung präsentierten sich die Hausherren etwas zu nachlässig, ließen die „Granotes“ stärker werden und nutzten eigene Chancen nicht – unter anderem Ronaldo nach Bale-Zuspiel. Dabei sah es in der Offensive eigentlich gut aus: Bale durfte mal wieder auf Linksaußen wirbeln, Isco ackerte rechts und Ronaldo scheint sich im Zentrum ebenfalls gut zu fühlen – genauso wie Toni Kroos hinter den Spitzen. Kein Wunder, bei einem sicheren Abräumer wie Carlos Casemiro dahinter, der Mateo Kovačić etwas die Show stahl.

DIE Show stellte dieser 8. Spieltag ohnehin nicht dar, vor dem großen Duell in der Champions League mit Paris (Mittwoch, 20:45 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) viel mehr eine Pflichtaufgabe. Und in dieser gingen die Merengues nach 8:6 Schüssen dennoch verdient mit 2:0 in die Kabine.

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Real kontrolliert, Llorente debütiert, Jesé trifft

Aus dieser kam Bale nicht mehr heraus – er wurde durch Lucas Vázquez, einen von verletzungsbedingt sieben Eigengewächsen auf der Bank, ersetzt. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Denn Rafael Benítez vertraute darauf, dass seine Mannen dieses Spiel nicht mehr aus der Hand geben würden. Zwar musste Navas nach teilweise aussichtsreichen Abschlüssen von Kroos, Ronaldo (per Freistoß), Danilo und Lucas noch ein, zwei Mal eingreifen, doch das Spiel war entschieden, die Valencianos bäumten sich kaum noch auf. Aber anders als sonst, gestaltete Real das Spiel weiterhin, statt nur zu verwalten. Seit 20 Liga-Heimspielen ungeschlagen, hörte die beste Offensive der Liga im Regen nicht auf, die zweitschlechteste Defensive zu beschäftigen. Der für den starken Isco eingewechselte Jesé beispielsweise lud Ronaldo noch zu einem Kopfball ein. Und traf dann selbst (81.), als er sich im Strafraum durch setzte und in erlösender Manier für sein erstes Saisontor sorgte.

Im dahin plätschernden zehnten Spiel unter Benítez (bisher sechs Siege und drei Unentschieden bei 21:2 Toren) sorgte dann noch der dritte Wechsel für etwas Aufmerksamkeit: Im 20-jährigen Marcos Llorente debütierte ein Verwandter von Madrid-Legende Paco Gento für Madrids erste Mannschaft. Statt wie der Österreicher Philipp Lienhart nur auf der Bank zuzusehen, durfte Llorente also noch etwas auslaufen, mehr passierte nicht mehr. Bis auf einen 20-Meter-Strahl des sehr bemühten Lucas’, der wie Jesé ebenso gerne seine Tor-Premiere gefeiert hätte.

Nach 15:12 Schüssen bei 54:46 Prozent Ballbesitz und 7:10 Fouls war die Pflichtaufgabe dann erfüllt und Real Madrid steht dank eines verdienten, wenn auch leicht zu klar ausgefallenen 3:0-Sieges wieder an der Tabellenspitze. Mit einem Auge auf die Verletztenliste kann man von einem guten heutigen Spiel sprechen und guten Mutes das Königsklassen-Duell am Mittwoch erwarten – dann dürfte sich auch das Lazarett wieder etwas geleert haben.

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