Kommentar

Meine Meinung: Zidane trotz Unerfahrenheit die richtige Wahl

An der Concha Espina herrscht Aufbruchstimmung. Nach der für nicht wenige längst fälligen Entlassung von Rafael Benítez und Einstellung von Zinédine Zidane ist der Glaube an eine erfolgreiche Saison vielerorts zurück – auch bei REAL TOTAL-Redakteur Filip Knopp. Der Madrid-Experte rechnet damit, dass das Team den Gegnern als geschlossene Einheit nun wieder das Fürchten lehrt.

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Zinédine Zidane
Zinédine Zidane steht ab sofort an der Seitenlinie des Estadio Santiago Bernabéu

Ja, seine Erfahrung als Trainer begrenzt sich auf läppische anderthalb Jahre. Ja, er muss erst noch beweisen, dass er an der Seitenlinie derart gut ist wie einst auf dem Rasen. Und ja, die Gefahr besteht, dass man ihn als Trainer verheizt. Dennoch war die Entlassung von Rafael Benítez und Einstellung von Zinédine Zidane als neuen Verantwortlichen des prestigeträchtigsten Klubs der Welt für meine Begriffe nicht nur aufgrund der sportlichen Resultate, sondern auch wegen der atmosphärischen Störungen die einzig richtige Lösung.

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Nun gut, ob sie nun tatsächlich richtig oder falsch gewesen ist, wird allein die Zeit zeigen. Doch klar dürfte sein: Mit „Zizou“ hat das Team nun wieder einen Vorgesetzten, für den es bereit ist, bis zum Umfallen zu rennen, zu kämpfen, alles zu geben. Kaum ein Star des aktuellen Kaders bewundert den dreifachen Weltfußballer nicht. Kaum ein Star des aktuellen Kaders wurde fußballerisch nicht mit dem Zauberer groß.

Viele von ihnen saßen am 15. Mai 2002 staunend und mit dem Traum, eines Tages auch mal in diesem weißen Trikot zu spielen, vor dem Fernsehschirm und sahen einen Zidane, der das große Real soeben spektakulär und unvergessen im Champions-League-Finale gegen Bayer Leverkusen in Front schoss und dem Klub damit den Titel bescherte.

Ich bin mir sicher: Die tägliche Präsenz dieser charismatischen und großartigen Persönlichkeit wird der Mannschaft guttun und ihr mit Blick auf die zweite Saison-Hälfte einen wichtigen Schub geben, der unter Benítez vermutlich ausgeblieben wäre. Erst zuletzt echauffierten sich Karim Benzema und James Rodríguez über Auswechslungen, ganz zu schweigen von den Offensiv-Allroundern Jesé Rodríguez oder Isco, der schon seit dem 13. Dezember nicht mehr auf dem Rasen stand.

Wer gut mit seinem Trainer auskommt, der leistet automatisch mehr und fühlt sich selbst wohler. Die Ära Carlo Ancelotti ist das beste Beispiel. Zahlreiche Stars bedauerten seinen erzwungenen Weggang. Ähnliches hörte man jüngst übrigens auch aus Liverpool in Verbindung mit Jürgen Klopp, der dem Zuckerbrot-und-Peitsche-Prinzip folgt. Es war bereits zu hören, dass Zidane Wert auf Kommunikation und einen engen Draht zu den Spielern legt. In der Saison 2013/14, in der Real die UEFA Champions League und die Copa del Rey gewann, assistierte er Ancelotti. Dieser sagte erst zuletzt über den Franzosen: „Wenn er spricht, hören alle Spieler ruhig zu.“ Zidane genießt höchste Anerkennung.

In der Kabine herrscht neues Leben! Mein Vorausblick: Der Truppe wird es gelingen, mit ihrem neuen Anführer einen offensiven Spielstil zu entwickeln, der im Estadio Santiago Bernabéu wieder für Begeisterung sorgt und der ihnen ermöglicht, ein ernstes Wörtchen um die Meisterschaft und die Königsklasse mitzureden. Zidane mag zwar nicht der größte Taktik-Fuchs sein, doch eine bestehende Harmonie und Geschlossenheit kann einiges bewirken. Dazu zählt ebenso: „Zizou“ hat die Anhänger hinter sich.

Wenn die Madrilenen am Samstag auf Deportivo La Coruña treffen, dann wird es vonseiten der Ränge keine Pfiffe, sondern tosenden Applaus geben, wenn der Name des Trainers vor dem Anstoß verlesen wird. Es muss mit Sicherheit viel passieren, dass Zidane die Härte der eigenen Fans zu spüren bekommt. Viel mehr als bei Ancelotti, Benítez oder José Mourinho, denn anders als diese drei Übungsleiter besitzt er eine Vergangenheit im Verein, vor der die Madridistas einen solchen Respekt haben, wie er wohl größer nicht sein könnte…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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