Spielbericht

Von Superhelden und Pechvögeln – Madrid siegt irre mit 4:3

Welch köstliches Schauspiel zum Beginn des Décima-Jahres 2013! Dieses Spiel hatte so viele Geschichten zu erzählen, dass dieses Spielberichts-Intro zum 4:3-Sieg Madrids über Sociedad direkt überscrollt werden darf.

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Cristiano Ronaldo trifft für Real Madrid gegen Real Sociedad
Wie viel Dramaturgie in der Partie steckte, zeigte sich auch bei Ronaldos Torjubel an der Bank

Antonio Adán, der Pechvogel in einer spektakulären Satire

MADRID. Das Jahr 2013 ist noch jung und doch gibt es bereits genügend Gesprächsstoff, um den Herren aus Hollywood die dagobert-inspirierten Dollarzeichen in die Augen zu treiben. Eine der drei Hauptfiguren in der Geschichte des heutigen Geschehens hieß: Antonio Adán, der tragische Held. Am Samstag kündigte José Mourinho bereits an, gegen Real Sociedad einen anderen Torhüter als am Mittwoch im Pokal-Rückspiel gegen Celta Vigo auflaufen zu lassen. Zum zweiten Mal in Folge stand also Madrids Nummer 13 zwischen den Pfosten. Aber nur sechs Minuten. Dann musste der 25-Jährige wieder vom Platz. War es Humor, dunkler als der frische Winterpausenurlaubs-Teint von Cristiano Ronaldo, oder ein höheres Zeichen aus dem Himmel, dass diese Fehlerkette mit der Roten Karte des zweiten Torhüters Real Madrids endete? Bei einem Rückpass unter Druck gesetzt, spielte Adán schlampig auf Ricardo Carvalho, Sociedads Carlos Vela nahm den Ball ab und wurde nach einer Körpertäuschung von Madrids Keeper von den Beinen genommen. Zack, war die eigentliche Nummer 1, Iker Casillas, unter lautem Beifall des Stadions zurück (er lehnte übrigens die Kapitänsbinde seines Vertreters Ronaldo dankbar ab!) – Xabi Prietos Tor vom Elfmeterpunkt konnte er dennoch nicht verhindern.

Der erste Höhepunkt dieser „Bad Taste Party“ und Komödie war dies jedoch nicht. Unter lautem Gepfeife begrüßte das Estadio Santiago Bernabéu ihre „Denkmal-Abrissbirne“ José Mourinho. 90 Sekunden später war die königliche Welt schon wieder heile, da traf Karim Benzema zum frühen 1:0. Eines blau-weißen Hühnerhaufens angemessen, hatte Assist-Geber Sami Khedira die Qual der Wahl, welchen Offensivakteur er bedienen sollte. Er entschied sich für den französischen Mittelstürmer, der sich völlig frei aus sieben Metern für eine Ecke entscheiden konnte. Leider überschlugen sich die Ereignisse, wie bereits beschrieben, nur fünf Minuten später. Fünf Minuten – merken! Was bot das Drehbuch des heutigen Abends noch? Zusammengewürfelte Komparsen in der Abwehr, ein blutrauschgetriebener Superheld, ein zu Stein gewordener Regisseur am Seitenrand und viele, viele bemühte Nebendarsteller, wie die ackernden Mesut Özil und Xabi Alonso beispielsweise.

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Statt weiter Fahrt aufzunehmen verflachte der Puls der Partie enorm. In Unterzahl gerieten die Hausherren in der Hälfte des Gastes immer unter hohen Druck. Sociedad selbst hatte zwar mehr Ballbesitz, konnte aber wenig daraus machen. Typisch, dass ein Standard für eine neue Spielsituation sorgen musste: Mesut Özils Eckball wurde geklärt, aber vom unermüdlichen und revitalisierten Carvalho am Strafraumrand abgefangen. Der portugiesische „Oldie“ erinnerte sich längst vergessener Offensiv-Qualitäten und schob die Kugel einfach flach auf den langen Pfosten, wo der immer offensiver gewordene Sami Khedira die Hacke hin hielt und unhaltbar in den Kasten ablenkte. 2:1 in der 35. Minute! Doch dann, die verfluchten fünf Minuten später, erneut der Ausgleich! Schon wieder durch Sociedads Kapitän und Nummer 10 Xabi Prieto, den Hans im Glück des Abends. Durch Khedira und Alonso doppelt abgelenkt, landete das Spielgerät bei Real Sociedads Xabi, der nur noch einzuschieben brauchte. Verheerend hingegen das Verhalten der königlichen Alternativ-Defensive: Die Außenverteidiger Michaël Essien und Álvaro Arbeloa bildeten eine, die Innenverteidiger Carvalho und Raphaël Varane eine zweite Linie, ein Abseitsgeschenk für jeden Ailton auf der Welt. Schon stand es wieder 2:2 ausgeglichen. Und nachdem Sociedads Schlussmann Claudio Bravo erst bravourös einen CR7-Freistoß parierte, traf Benzema kurz vor dem „Cut“ noch tragisch den Pfosten.

Superheld Cristiano Ronaldo entscheidet die Geschichte

Die zweite Hälfte startete sehr gemächlich. Dass die Partie noch so enorm Fahrt aufnehmen würde, wie zwischen der 68. und 76. Spielminute, damit haben wohl die wenigsten gerechnet. Zuerst drehten die Portugiesen auf: Ronaldo sah inzwischen seine fünfte Gelbe Karte und fehlt am kommenden Wochenende gegen Osasuna Pamplona, Carvalho machte dagegen als Dribbelkünstler und 100-Meter-Sprinter auf sich aufmerksam. Ein perfekter Ronaldo-Ersatz? Fast, die einmaligen Ronaldo-Schüsse hat nur „Mr. Titanoberschenkel“ selbst drauf. Einen Weitschuss konnte Bravo nur mit Mühe parieren, trotzdem sollte er noch zwei Mal von der portugiesischen Tormaschine überwunden werden. In der 68. eroberte Carvalho einen Ball, gab weiter auf Benzema, der sich prima durchsetzte und den gestarteten CR7-Jet perfekt in die Flugbahn bediente. Der war allen Bewachern entkommen und konnte Sociedads Torhüter ganz einfach verladen. Zwei Minuten später dann der große Knall: Gefoult an der Außenlinie hatte Madrids Nummer 7 die perfekte Antwort auf die von Schiedsrichter Ignacio Iglesias Villanueva verweigerte zweite Gelbe Karte für seinen Bewacher – er torpedierte die Kugel unter die Latte, bravo! So wuchtig sein Huftritt, so geladen auch der Torjubel an der Seitenlinie. Der Kollektivgekuschel endete mit einer Umarmung zwischen Spieler und Trainer, oder auch übermotivierten Schüler und griesgrämigen Lehrer – wenn diese Partie wirklich eine humorvolle TV-Produktion war, Cristiano Ronaldo und José Mourinho wären wohl J.D. und Dr. Cox aus Scrubs. Cristiano erhielt seine lang ersehnte Umarmung und seinen Doppelpack (nur einen Tag vor der Ballon d’Or-Entscheidung!) und Real Madrid die 4:2-Führung. Doch da gab es noch einen Spielverderber, den Unheil bedeutenden Bösewicht: Xabi Pietro. Er sollte in der 76. Minute noch ein drittes Mal treffen, blau-weiße Hoffnungen auf den dritten Ausgleich zum 4:4 kamen jedoch keine auf. Daniel Estrada sah drei Minuten später die Gelb-Rote Karte, Madrid dominierte und hätte vor Pietros drittem Fratzeschneiden durch Gonzalo Higuaín bei seinem Comeback (noch so eine Geschichte!) fast auf ein fünftes Tor erhöht – aber der Argentinier traf nur die Latte.

So endete ein verrücktes Spiel, das an der Anzahl an Höhepunkten und Nierenschlägen kaum zu überbieten war. Real Madrid besiegt Real Sociedad mit 4:3 und darf schon in drei Tagen erneut ran – gegen Celta Vigo geht es in der Copa del Rey ums Weiterkommen, Anstoß ist am Mittwoch um 21:30 Uhr (LIVE auf LAOLA1.tv und im REAL TOTAL-Liveticker). Dann bitte nur mit königlichen Pokal-Helden!

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Inhaltsverzeichnis

  1. Seite 1 Spielbericht zum 18. Spieltag gegen Real Sociedad
  2. Seite 2 Spielstatistik und REAL TOTAL-Spieler des Tages
von
Nils Kern

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