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Exklusiv: Illgner bei REAL TOTAL über Kroos, Ronaldo und Zidane

Er wurde unter anderem zweimal Champions-League-Sieger und zweimal spanischer Meister mit Real Madrid, erarbeitete sich im Santiago Bernabéu einen Status als Publikumsliebling und einer der besten Torhüter der Vereinsgeschichte. Kein Wunder, dass sich Bodo Illgner (49) auch heute noch gerne ausgiebig mit den Königlichen beschäftigt. Im exklusiven Interview mit REAL TOTAL spricht der Weltmeister von 1990 über die aktuellen Geschehnisse an der Concha Espina, Toni Kroos, Cristiano Ronaldo, Zinédine Zidane und Keylor Navas.

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Bodo Illgner trug von 1996 bis 2001 das Real-Dress – Foto: Clive Mason /Allsport

REAL TOTAL: Herr Illgner, ihr Landsmann Toni Kroos hat vor kurzem seinen Vertrag bei Real Madrid bis 2022 verlängert. Wie wichtig ist er für die Mannschaft? 

Bodo Illgner: Er ist sehr, sehr wichtig. Zusammen mit Luka Modrić bietet er unheimlich viel Fußball im Mittelfeld – und das auf einer Position, die nicht seine absolute Lieblingsposition zu sein scheint. Ich glaube, er würde sich hinter den Spitzen oder zumindest auf einer offensiveren Mittelfeldposition mit weniger Defensivaufgaben sehr viel wohler fühlen. Aber ähnlich ging es auch Modrić nach seinem Wechsel zu Real Madrid. Modrić hatte den Vorteil, an der Seite von Xabi Alonso besser in diese etwas defensivere Rolle reinzuwachsen und führt die jetzt super aus.

REAL TOTAL: Macht Modrić Kroos also zu einem besseren Spieler? 

Illgner: Kroos hat definitiv die Chance, sein Defensivspiel an der Seite von Modrić noch einmal zu verbessern und sich weiterzuentwickeln. Dann wird er im Laufe der Jahre noch wichtiger für Real Madrid werden.

REAL TOTAL: Kroos spielt bereits seine dritte Saison in Spanien. Wie bewerten Sie seine Entwicklung nach seinem Weggang von Bayern München?

Illgner: Sein erstes Jahr war toll, sein zweites Jahr ein bisschen durchwachsen. Jetzt in seinem dritten Jahr knüpft er wieder an die Leistungen seines ersten Jahres an. In naher und ferner Zukunft bin ich mir sicher, dass er seine Wichtigkeit für Real Madrid weiter behalten und ausbauen wird.

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REAL TOTAL: Ein anderer Erfolgsgarant der Königlichen ist Cristiano Ronaldo. Der Portugiese feiert im Februar seinen 32. Geburtstag – und betont selbst immer wieder, bis 40 spielen zu wollen…

Illgner: Wer möchte das nicht? Ich würde am liebsten auch noch spielen (lacht).

REAL TOTAL: Aber wie lange kann Ronaldo noch auf diesem Level agieren?

Illgner: Irgendwann ist halt Feierabend. Da muss man abwarten, wie lange er das noch auf diesem Niveau schafft. Er hat jetzt eine kleine Durststrecke, die glaube ich aber weniger mit seinem Alter, sondern mit seiner körperlichen Fitness und seiner fehlenden Saisonvorbereitung zu erklären ist. Von daher denke ich schon, dass er in dieser Saison wieder gute Leistungen bringen wird. Man muss sich unter Umständen aber darauf einstellen, dass das Jahr für Jahr immer ein bisschen weniger wird  zumal er ja auch extrem von seiner Fitness lebt.

REAL TOTAL: Ronaldos Vertrag läuft bis 2018, in Kürze soll er verlängern. Halten Sie es für realistisch, dass er sogar seine Karriere in Madrid beendet?

Illgner: Ich kann mir schon vorstellen, dass er noch lange bei Real Madrid spielen wird, würde aber nicht ganz ausschließen, dass er eventuell auch in eine andere Liga wechselt – und wenn es nur aus Marketinggründen für seine Aktivitäten neben dem Fußball ist. Ich könnte mir zum Beispiel die amerikanische Liga für ihn sehr gut vorstellen oder unter Umständen auch die chinesische Liga, die ebenfalls einen großen Markt bietet. Für seine Unterwäsche-Kollektion und all die anderen Dinge, die er macht, wäre das sicherlich eine ganz interessante Geschichte. Und selbst wenn er nicht seine fußballerische Karriere bei Real beendet, könnte ich mir vorstellen, dass er ähnlich wie Zinédine Zidane oder andere Größen früher oder später in einer anderen Funktion nach Madrid zurückkehrt beispielsweise als Markenbotschafter.

Ist es realistisch, dass CR7 seine Karriere außerhalb Madrids beendet?

  • Ergebnis

REAL TOTAL: Sie haben Zidane angesprochen, den Mann hinter dem letztjährigen Champions-League-Erfolg. Wie bewerten Sie den einstigen Ballkünstler als Trainer?

Illgner: Zidane hat die Champions League gewonnen. Er hat der Mannschaft das gegeben, was ihr zu jener Zeit fehlte: Ruhe, Besonnenheit, Einfachheit. Das war in jener Phase natürlich sehr wichtig und der Grundstein für den Erfolg in der Champions League. Das Jahr an der Seite von Carlo Ancelotti hat ihm unheimlich geholfen, diese Ruhe und diese Sicherheit zu gewinnen – auch im Umgang mit der Presse, was mittlerweile sogar eine seiner großen Stärken ist.

REAL TOTAL: Wenn sich ein Großteil der Fans etwas wünscht, dann mehr Kontinuität auf der Trainerbank. Kann Zidane eine langjährige Ära prägen?

Illgner: Ich glaube, er ist im Hinterkopf des Präsidenten Florentino Pérez als Nachfolger von Alfredo Di Stéfano aufgebaut worden. Zidane hat diese Rolle gerne angenommen. Er hat die Erfahrung als Co-Trainer Ancelottis gemacht, hat ein nicht so einfaches Jahr in der zweiten Mannschaft von Real Madrid hinter sich gebracht. Er hat diese Trainerschule durchlaufen, hat sehr viel Charisma und den Respekt im Verein und von den Spielern…

Real Madrid
Ikonen unter sich: Illgner im Jahr 2013 mit dem früheren Linksverteidiger Roberto Carlos – Foto: Twitter/Bodo_Illgner

REAL TOTAL: Soll heißen, „Zizou“ ist der ideale Trainer für Real?

Illgner: Derzeit ja. Ob es für einen langen Zeitraum reicht, ist schwierig zu sagen. Selbst Alfredo Di Stéfano war Trainer bei Real Madrid und irgendwann kein Trainer mehr. Es kamen hunderte nach ihm. Dem Druck ist Zidane absolut gewachsen. Er war selbst Spieler, hat die Persönlichkeit und den Namen, hat den Kredit vonseiten der Fans und des Präsidenten. Diesen hast du als Trainer aber nur, wenn die Ergebnisse stimmen. Das gilt für Zidane genauso wie für Alfredo Di Stéfano, Vicente del Bosque, José Mourinho und wie sie alle heißen.

REAL TOTAL: Ein Titel, für den es endlich mal wieder Zeit wird, ist die nationale Meisterschaft. Zuletzt gewann man 2012 den Titel…

Illgner: Die Meisterschaft ist sicherlich das Manko, das man Real Madrid anlasten muss. Die Champions League war toll, super. Dass es in drei Jahren zwei Mal geklappt hat, spricht auch für den Verein und die Mannschaft. Die Ergebnisse in der Liga sprechen wiederum dagegen und zeigen, dass der Mannschaft Kontinuität fehlt. Dass in diesem Jahr das Augenmerk auf der Meisterschaft liegt, merkt man an den Aussagen einiger Spieler und Verantwortlichen. Das merkt man bislang auch an jedem Wochenende.

REAL TOTAL: Die Konkurrenz hat es aber auch in sich…

Illgner: Das ist richtig. Atlético Madrid ist ein sehr, sehr starker Gegner, der über enorme Kampfkraft und Teamstärke in den vergangenen Jahren sogar auch zur Offensivstärke gefunden hat. Sie sind sehr konstant und damit für einen Wettbewerb wie die Liga prädestiniert. Barcelona ist natürlich der andere große Kandidat, doch auch insgesamt ist die Liga nach zehn Spieltagen relativ ausgeglichen.

REAL TOTAL: Ein anderes Thema: Wie sehen Sie als ehemaliger Torhüter eigentlich die Besetzung mit Keylor Navas zwischen den königlichen Pfosten?

Illgner: Mit Navas hat Real Madrid einen hervorragenden Torwart, der in der vergangenen Saison super gespielt hat. Durch seine Verletzung muss er auch erst wieder seinen Rhythmus und seine Form finden, aber ich bin der Meinung, dass das Tor mit ihm und Kiko Casilla sehr gut besetzt ist.

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REAL TOTAL: Sie würden anstelle des Präsidenten in den nächsten Jahren also nicht noch einmal bei Manchester United anklopfen, um David de Gea zu verpflichten?

Illgner: Ich glaube nicht, dass man den Transfer von De Gea unbedingt noch einmal auf Teufel komm raus in die Wege leiten muss. Ich kann natürlich nicht ausschließen, dass das passiert. Gerade bei Real Madrid hat man den Anspruch, die Allerbesten zu bekommen. Und dass De Gea zu den Allerbesten auf seiner Position gehört, zeigt er Woche für Woche in der englischen Liga und Europa League. Er hat auch seinen Platz in der spanischen Nationalmannschaft gefunden. Trotzdem halte ich es nicht für notwendig, sehr viele Millionen in eine Position zu investieren, die ohnehin sehr gut besetzt ist.

REAL TOTAL: Zum Abschluss: Was sind Ihre schönsten Erinnerungen an Real? 

Illgner: Natürlich die Titel. Acht Jahre nach dem WM-Titel mit Deutschland die Champions League (1998; d. Red.) zu holen, war ein toller Erfolg im reifen Fußballer-Alter. Doch auch die Meisterschaft direkt in meinem ersten Jahr (1997; d. Red.) war ein ganz tolles Erlebnis, das mir in meinen letzten Jahren beim 1. FC Köln doch leider versagt geblieben war. Der Wechsel zu Real war für mich ein absoluter Glücksgriff. Dort eine solch erfolgreiche Zeit mitzuerleben und helfen zu können, diese Titel zu gewinnen, war sehr schön.

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