Im ersten Stock des 2005 eröffneten Haupteingangs (neben der Cafeteria) geht’s los. Auf einem nachgebauten Modell der „Ciudad Deportiva“ veranschaulichen die Führer, wie das 1.100 Hektar große Trainingsgelände aufgebaut ist.
An der großen Karte direkt nebenan erkennt man die „Philosophie“ ebenso: Von unten nach oben aufgebaut, steigen die Canteranos von Jahr zu Jahr in den Kabinen und Gebäuden auf. So ist weiter unten beispielsweise die Kabine der jüngsten aller 13 Cantera-Teams, der Prebenjamín (U8), angesetzt. Die der Juvenil-Teams findet man weiter oben und über allen thront natürlich der Bereich der ersten Mannschaft.
Aufsteigende Gebäude und Kabinen schön und gut, aber beeindruckt das königliche Trainingsgelände (das übrigens zehn Mal größer ist als das alte oberhalb des Bernabéus – und 40 Mal größer als jenes Stadion) natürlich auch durch seinen Grün-Anteil: 12 Fußballfelder, inklusive dem Estadio Di Stéfano, darunter sieben mit natürlichem und fünf mit Kunstrasen, auf denen so gut wie jeden Tag nicht nur die zwölf Jugend-Teams, die Castilla und die erste Mannschaft, sondern gelegentlich auch andere Vereine arbeiten. Sitzplätze gibt es insgesamt für 11.000 Personen.
Wieder rein in die guten Stuben: Hier haben schon Nacho Fernández und Co. ihre ersten Fußballschritte gemacht. Interessant: Zwar hat jedes der 13 Cantera-Teams ihre eigene Kabine, doch gibt es keine für die Gäste. Umziehen im Flur? Zwar sind die Gänge mit reichlich Spinden ausgestattet, doch finden Gäste-Teams ganz einfach in jenen Kabinen Platz, deren Teams gerade nicht oder anderswo im Einsatz sind.
Umkleideräume wie diese der Alevín A (U12) sind natürlich bestens ausgestattet: fest installierte Tafeln, noch mehr Spinde, eigene Toiletten und Duschen und …
… jede Menge Anleitungen, Listen, Motivationszettelchen und und und. ,Dieser von (natürlich) allen Team-Mitgliedern unterschriebene Zettel erinnert beispielsweise daran, sich gegenseitig zu helfen, respektvoll mit Gegnern umzugehen, in jedem Spiel und Training voll bei der Sache zu sein, sich überall vorbildlich zu verhalten und und und.
An anderen Kabinen vorbei, bietet „la Fábrica“ mehr und mehr. Mehrere Coaching-Räume mit Magnettafeln, Beamer und anderen Hilfsmitteln für Präsentationen? Claro que sí!
Und weiter oben im Bereich der Juvenil-Teams C, B und A (U17 bis U19) ähneln die Einrichtungen auch denen der ersten Mannschaft mehr und mehr. Denn auch die höchsten Jugend-Teams verfügen über einen speziellen Aufwärmraum mit hohen Decken, festen und genauso anschießbaren Wänden und einem Klimasystem, um schnell ins Schwitzen zu geraten.
Er sieht so unspektakulär aus, dabei geschieht an diesem kleinen „Thresen“ Magisches: Gibt man die dreckigen Schuhe ab, erhält man sie beim nächsten Mal sauber und gepflegt zurück. Dieses zauberhafte Angebot gilt allerdings nur für die rund 90 Juvenil- und Castilla-Spieler.
„Gym? Was ist ein Gym?“ DAS ist ein Gym! Beinpressen, kurze und lange Hantelstangen, Laufbänder, Turnstangen… der Fitnessraum der obersten vier Cantera-Teams ist ähnlich dem der Ersten, nur arbeiten dort nur 24 Spieler.
Die Stadt, die niemals schläft: Um 17 Uhr begann die 90-minütige Führung, da hatte die Juvenil B gerade ihr Spiel begonnen. Aus dem Cantera-Gebäude raus und an diesem Feld vorbei, geht es weiter nach oben, ganz hoch – zur „Residencia“ der ersten Mannschaft.
2013 wurde die 2005 eröffnete Real Madrid-Stadt um ein wichtiges Gebäude reicher: Fortan hatten die Real-Stars auf dem Trainingsgelände einen eigenen Rückzugsort und mussten beispielsweise vor Spielen nicht mehr im Hotel in Madrid untergebracht werden. Das Gebäude scheint wie das restliche Trainingsgelände sogar so beeindruckend zu sein, dass an diesem Samstagabend der gerade erst zurückgekehrte Lucas Silva (vor dem Haupteingang) einige Kumpels rum führte.
Dentro: Mit 57 Zimmern ausgestattet (auch Reals Basketballer kommen in der „Residencia“ unter), bietet das Gebäude der ersten Mannschaft auf 7.800 Quadratmetern auch medizinische Einrichtungen von Sanitas, verschiedene Aufenthaltsräume, ein Schwimmbad und ist verbunden mit dem angrenzenden Pressegebäude. Und ist aus Design-Sicht natürlich „state of the art“, was sonst?!
Als würden Tony Stark und Lil Wayne hier gelegentlich die Polster testen, kommt der Aufenthaltsraum daher. Das staubfreie Möbelhaus bietet zudem königliche Dekoration – im Regal an der Wand findet man große Erinnerungsstücke wie ein Trikot von Alfredo Di Stéfano oder vom CL-Finale 2014, alte Mannschaftsfotos sowie frühere Spielerpässe von Zinédine Zidane und Luís Figo.
„Iron Man“ gucken? Claro! Natürlich kann man im Kino-Saal auch Gegner- und Spielanalysen durchführen, doch dazu sehen die rund 40 Sessel vor der Leinwand einfach viel zu bequem für aus.
Der Blick von der anderen Seite des Aufenthaltsraums zeigt auch, welche Magazine den Spielern, die sich nach Trainings als auch vor Spielen zur „Concentración“ hier oder auf ihren Zimmern aufhalten können, geboten werden.
BAZAAR, FORBES, Esquire… gut, wenn MARCA, AS und Co. hier ausgelegt wären, hätten wir uns schon eher gewundert. Genauso wie, wenn es neben lesen und Kino nicht noch andere Unterhaltung geben würde:
Das Spielzimmer der Königlichen ist nicht das Bernabéu! Tischtennis, Darts, Korbball, Kicker, Billard und (wie könnte es anders sein) …
… eine Spielekonsole! Verrückt: In der „Residencia“ lief noch FIFA 16! Mit einem treffsicheren Álvaro Morata im Turin-Dress… Und: Im Aufenthaltsraum steht eine XBOX, Reals Kooperation mit Microsoft sei Dank. Da der Großteil der Mannschaft jedoch eher Sony-Anhänger sei (und speziell Dani Carvajal so gar nicht mit dem XBOX-Controller könne), findet man auf den Zimmern der Spieler großenteils Playstations.
Eine Sache hat das Erdgeschoss noch zu bieten: ein Schwimmbad. Was sonst? Bei gefühlten 20 Grad Wassertemperatur dürften hier (auch dank Handy-anstöpselbarer Sound-Anlage) nicht nur die Verletzten hin und wieder eintauchen.
Zeit, eins höher zu gehen, denn wie sich das gehört, kommt Reals erste Mannschaft natürlich im ersten Stock unter – die Basketballer noch eines drüber. Alle Spieler haben eine eigene Unterkunft – immer neben einer zweiten, mit der man sich auch eine Terrasse teilt. Nur Karim Benzema nicht, denn dessen Zimmer befindet sich neben dem Aufzug.
Aus Gründen der Privatsphäre durfte die 40-köpfige Gruppe natürlich nur durch eine leere Unterkunft „stampeden“. Kein Grund, weniger zu staunen.
Auf den staubfreien Wohnzimmer-Eingang folgt eine sehenswerte Terrasse oberhalb der drei Trainingsfelder der ersten Mannschaft. Im Hintergrund sieht man den „richtigen“ Trainingsplatz der Zidane-Truppe, über den bei Abschlusseinheiten Journalisten freie Sicht haben.
Beim Blick in den Nordwesten kommt es zum neuesten „epic fail“: Seit einiger Zeit ist die „Ciudad Deportiva“ von der Cercanías, Madrids S-Bahn, erschlossen. Doch weil die mitfinanzierende Kommune Madrid darauf bestand, dass auch die Stadt Valdebebas mit dieser Station per Bahn erreichbar sei, kam die Station in die Mitte von beidem. Unerreichbar für alle. Denn das königliche Trainingsgelände ist mit 1,2 Millionen Quadratmetern so groß, dass der weite Fußweg drum herum bis zum (teils) öffentlichen Haupteingang beinahe vier Kilometer misst. Und das Neubaugebiet Valdebebas ist noch weiter weg. Lange Rede, kurzer Sinn: Mit der Cercanías kommt kaum jemand zum königlichen Trainingsgelände.
Noch weniger kommen hier rein: noch ein Fernseher, Real-Wappen auf den Kissen, alles neu und edel, die königlichen Gemächer sind natürlich nur für die Spieler. Übrigens: Mit 2,2 Metern fallen die „Camas“ der Basketballer 20 Zentimeter länger aus als die der Fußballer. Das muss man bei Planung und Bau auch erstmal bedenken…
Genauso luxuriös (jedoch gleich groß für Basketballer wie Fußballer): das zum Schlafzimmer angrenzende Bad. Keine weiteren Fragen, euer Ehren.
Genug geträumt, ein Real-Star zu sein – zurück im Gang fällt auch das Thema Sicherheit ins Auge. Mit Fingerabdruck-Scannern dürfte sich nicht mal Schlafmütze Fábio Coentrão in anderen Zimmern verirren. Wer neben wem liegt und sich eine Terrasse teilt? Die Wahl scheint hier und da willkürlich: Sergio Ramos neben Pepe, Keylor Navas neben Toni Kroos, Nacho Fernández neben Dani Carvajal, Carlos Casemiro neben Isco Alarcón, Benzema neben besagtem Aufzug und so weiter.
Einmal durch die Tür und die Luft riecht allmählich auch für REAL TOTAL bekannter. Hinter dieser Wand grenzt die „Residencia“ an das Pressegebäude an – auf diesem Sofa wartet Zinédine Zidane, bis es zur Pressekonferenz in den nächsten Raum geht.
Ein Gruppenfoto darf in diesem Raum nicht fehlen: Wo sonst Journalisten darauf warten, dass sie 15 Minuten beim Abschlusstraining zusehen und anderthalb Stunden später Madrids Trainer Fragen stellen dürfen, hält die „Peña Capote y Montera“ eine einmalige und exklusive Tour fest. Exklusiv? Eso es: Nur Fanklubs (oder Sponsoren oder sonstige Partner des Vereins) kommen in den Genuss solcher Führungen. Aufgrund des engen Terminkalenders der Fußballer und Basketballer und um deren Privatsphären zu schützen, gibt es auch nur ein, zwei Führungen pro Woche. Kosten? Gratis! Teilnahme? Für „normale“ Fans leider nicht möglich.
Vom Pressegebäude geht es an den Spielfeldern zurück zum Haupteingang im Osten. Nach rund anderthalb Stunden ist die Führung beendet und es bleibt festzuhalten: Der spanische Rekordmeister übertreibt nicht, wenn er sagt, dass er über das großartigste Trainingsgelände, das je ein Fußballklub baute, verfügt. Mit Platz für Fans wie Spieler finden sich auf dem 1.200.000 Quadratmeter großen Gelände inzwischen auch eine Mehrzweckhalle, in der die Basketball-Teams trainieren und Versammlungen abgehandelt werden können. Und der nächste Neubau wird im nächsten Jahr fertig gestellt – dann macht der Großteil der Mitarbeiter im Bernabéu Platz für den Stadion-Umbau und zieht in das neue Hauptgebäude in der Real Madrid-Stadt. Mehr Infos über die „Ciudad Deportiva“ gibt’s in unserem Trainingszentrums-Bereich.
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