Interview

Kroos loyal gegenüber Real: „Barça-Wechsel kommt nicht infrage“

Für Toni Kroos ist Real Madrid nach inzwischen etwas über drei Jahren mehr als nur ein Arbeitgeber. Auch deshalb unterzeichnete der deutsche Weltmeister im Oktober einen neuen Vertrag bis zum 30. Juni 2022. Im Interview mit dem KICKER sprach der sich nach dem Haarriss am fünften Mittelfußknochen des rechten Fußes in der Reha befindende Kroos über die Zukunft, sein Dasein in Spaniens Hauptstadt, Trainer Zinédine Zidane und das Ziel Meisterschaft.

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Toni Kroos Real Madrid
Kroos genießt in Madrid eine hohe Wertschätzung – Foto: Laurence Griffiths/Getty Images

TONI KROOS über…

…die Zeit nach dem 30. Juni 2022, zu dem sein Vertrag in Madrid ausläuft: „Schwer zu sagen. Weil wir über Fußball sprechen. Und da kann ich noch nicht einmal seriös sagen, was ich am 30. Juni 2017 mache. Aber ich weiß ja, worauf Sie hinauswollen. Die Länge meines Vertrages mit Real Madrid ist bewusst so gewählt. Ich werde am Vertragsende 32 Jahre alt sein und das ist dann mit Sicherheit ein Punkt, an dem es – so sieht der Plan heute aus – nicht mehr so lange weitergeht. Ich weiß natürlich nicht, wie ich mich dann fühle. Aber es gibt keinen Plan, der vorsieht, dass ich Fußball spiele, bis ich 38 oder 39 bin. Wenn ich es heute voraussagen müsste, dann ist es eher wahrscheinlich, dass ich dann sage: ‚So, das war’s.‘ Aber es ist nicht seriös zu beantworten.

…seinen Klub Real Madrid und die Frage, was er ihm bedeutet: „Viel. Sehr viel. Das ist mein Klub. Hier arbeite ich täglich, hier habe ich täglich Spaß. Ich habe mich in den vergangenen zweieinhalb Jahren verbessert. Sportlich und persönlich. Mir wurde vom ersten Tag an sehr viel Positives entgegengebracht, von den Mitarbeitern, den Kollegen, den Fans, den Klubbossen. Deshalb bedeutet mir das hier sehr viel. Ich fühle mich sehr wohl.

…die Frage, ob auch ein großer Verein wie Real mit der Zeit zu einer Normalität wird: „Es ist ein Mix. Der Mensch ist so, dass alles irgendwann zur Normalität wird. Trotzdem ist mir schon bewusst, für welchen Verein ich spiele und welchen Stellenwert dieser Klub weltweit genießt. Da hängen schon ein paar Aufgaben und Ansprüche dran. Ich weiß, wie gut es mir hier geht, und das will ich mir erhalten. Ich will für Real gut genug sein. Das ist mein Anspruch.

…das Auftreten als Real-Star: „Das Bewusstsein, diesen Verein zu präsentieren, ist schon immer da. Da gehört ja einiges zu. Hier werden die kleinsten Dinge wichtig gemacht, über die man bei anderen Klubs gar nicht spricht. Da war es für mich sicherlich von Vorteil, von einem ähnlich großen Klub nach Madrid gewechselt zu sein. Aber was mein Verhalten in der Öffentlichkeit angeht, hat das für mich ohnehin noch nie ein Problem dargestellt. Ich bin, wie ich bin. Das passe ich ja nicht an einen Verein an.

Toni Kroos Real Madrid
Kroos erlebt derzeit seine dritte Saison bei den Blancos – Fotos: Clive Rose/Getty Images/Alex Grimm/Bongarts/Getty Images/Denis Doyle/Getty Images

…Spuren früherer deutscher Profis bei den Königlichen: „Na ja, mit Sami (Khedira; d. Red.) war ich ja noch ein Jahr gemeinsam hier. Ansonsten wenig. Ab und zu spricht man mit Mitarbeitern, die schon viele Jahre für Real arbeiten, über den einen oder anderen. Es ist kein großes Thema. Aber wenn, dann wird mit Hochachtung von den Deutschen gesprochen.

…das Kriterium Vertrauen im Rahmen der Vertragsverlängerung: „Als ich 2014 kam, habe ich ja bereits einen Sechsjahresvertrag unterschrieben. Der ist jetzt – vier Jahre vor Ablauf – noch einmal verlängert worden. Damit wird sicherlich honoriert, was ich dem Verein seit 2014 gegeben habe. Das so dokumentiert zu haben, natürlich auch das Wirtschaftliche und mit dem deutlichen Hinweis an andere Klubs, dass es keine Chance gibt, mich zu kriegen – das ist ein dickes Vertrauenspaket.“

…Emilio Butragueños Worte, er würde bis „mindestens 2022“ für Real auflaufen: „Das ist eine Aussage, die gut zusammenfasst, wie groß die gegenseitige Zufriedenheit ist. Ein gutes Feedback.

…die zahlreichen Vertragsverlängerungen, die der Verein zuletzt vornahm: „Das ist sicherlich ein Zeichen, dass man von der Mannschaft überzeugt ist und den Kern zusammenhalten will. Und auch den älteren Spielern zutraut, dass sie noch einige Jahre auf Top-Niveau spielen. Wir sind für die nächsten zwei, drei Jahre hervorragend aufgestellt. Und der Verein kann immer schnell reagieren.

…seine Rolle bei den Blancos und die Frage, ob er ein Defensiv- oder Offensivspieler ist: „Ich bin mit den Jahren immer ein Stück nach hinten gerückt. In Leverkusen habe ich offensiv gespielt, in München unter Jupp Heynckes offensiv zentral, unter Guardiola auf der Acht, dann hier unter Carlo Ancelotti auf der Sechs. Für mich war das eine gute Entwicklung. Ich denke in beide Richtungen. Gerade in Madrid – wo viele Offensivspieler auf dem Platz stehen – ist es wichtig, dass man sich fragt: Wie kriegen wir es hin, gut zu verteidigen? Und in dem Bereich habe ich viel gelernt. Das ist hier sehr wichtig, gerade für die zentralen Mittelfeldspieler. Auch wenn ich lieber den Ball habe und offensiv denke. Um zur Frage zu kommen: Ich bin beides, sehe mich als Verbindungsspieler.

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…Cheftrainer Zinédine Zidane: „‚Zizou‘ war sicher einer der besten, wenn nicht sogar der beste Spieler unserer Zeit. Und sehr viel davon, von seinem Wissen, kann er auch als Trainer hervorragend einsetzen. Es macht viel Spaß mit ihm. Und was absolut angenehm ist, ist seine Art, mit den Spielern umzugehen. Für ihn bin ich nicht nur ein wichtiger Spieler, sondern auch ein wichtiger Ansprechpartner.

…Pep Guardiola, mit dem er aufgrund seines langfristigen Real-Verbleibs nahezu sicher nicht noch mal arbeiten wird und ein Wechsel zum FC Barcelona, der für ihn nie ein Thema sein wird: „Das liegt nicht an mir. Ist ja seine Schuld, wenn er nicht kommen will (lacht). Nein, das hat er kategorisch ausgeschlossen, was ja verständlich ist. Ich werde in meiner Karriere auch nicht mehr für seine bisherigen Vereine auflaufen. Es gibt Wechsel, die macht man nicht. Für ihn käme Real nie infrage, für mich kommt Barcelona nicht infrage. Das hat eine Menge mit Respekt zu tun, vor Tradition, vor den Fans.

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…zuletzt wieder aufgekommene Behauptungen aus Deutschland, Bayern hätte mit seinem Verkauf einen Fehler gemacht: „Ich habe es am Rande registriert. Vieles war diesmal genauso undifferenziert wie damals, nur positiv. Das berührt mich nicht. Der damalige Trainer hat klargemacht, dass mein Weggang ein Verlust war. Ihm war aber auch klar, dass ich nicht nur seinetwegen unterschreiben kann.“

…die spanische Meisterschaft, die Real zuletzt 2012 gewann: „Es ist ein enges Rennen hier mit Real, Barcelona und Atlético. Ich bin jetzt zwei Jahre hier, zweimal Zweiter geworden, beide Male ganz knapp. Wenn du nach 38 Spielen, in denen so viel passieren kann, einen oder zwei Punkte Rückstand hast, dann ist das ein Beweis dafür, wie eng es hier zugeht. Aber natürlich ist unser Anspruch der Titel. Möglichst häufiger als in den vergangenen zehn Jahren. Natürlich war es ein guter Ausgleich, zweimal die Champions League zu gewinnen. Aber es ist sicherlich nicht nur mein persönliches Ziel, ein paar Mal Meister zu werden. Das ist mir sehr wichtig.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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