Reportage

Taktgeber, Dominator, Metronom – Kroos kratzt an der Perfektion

Beim 3:0-Erfolg über Atlético Madrid erlebt nicht nur Cristiano Ronaldo eine weitere Sternstunde, auch Toni Kroos sorgt mit einem überragenden Auftritt für Staunen. In seinem bis dato womöglich stärksten Spiel im Madrider Trikot trat der gebürtige Greifswalder den Beweis an, weshalb er zurecht als der aktuell Beste der Welt auf seiner Position gehandelt wird – und bewegte sich nahe an der Perfektion.

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Toni Kroos Real Madrid
Toni Kroos machte gegen Atlético ein herausragendes Spiel – Foto: Javier Soriano/AFP/Getty Images

Galaktische Statistiken

MADRID. 104 Pässe, von denen 100 auch ankamen (Erfolgsquote: 96 Prozent), 123 Ballaktionen und 86 Prozent gewonnene Zweikämpfe – allein ein Blick auf die nackten Zahlen von Toni Kroos beim furiosen 3:0-Erfolg über Atlético im Halbfinal-Hinspiel der UFEA Champions League genügt, um zu erkennen, dass der deutsche Nationalspieler ein unfassbar gutes Spiel hinlegte. Und trotzdem geben diese Werte irgendwie nur unzureichend wieder, was Reals Nummer 8 tatsächlich auf den Rasen des Estadio Bernabéu zauberte: nämlich ein Spiel nahe an der Perfektion. Aufgrund seines Dreierpacks sind natürlich alle Augen auf Cristiano Ronaldo gerichtet, doch der womöglich entscheidende Grund für die Machtdemonstration über den Stadtrivalen war ein anderer: Nämlich die Kontrolle, die das Mittelfeld der Madrilenen und allen voran Kroos, über die gesamte Partie inne hatten.

Zugegeben, der Erfolg am Dienstagabend ist in erster Linie einer extrem homogenen Mannschaftsleistung und ebenso einem sehr guten Coaching von Zinédine Zidane zuzuschreiben, doch trotzdem kommt man nicht umhin, den gebürtigen Greifswalder herauszuheben. Dieser bewies nämlich eindrucksvoll, weshalb er aktuell zurecht als der weltweit Beste auf seiner Position gehandelt wird: Technisch hochklassig, messerscharfe Präzision im Passspiel, ein unnachahmliches Gefühl für das Besetzen und Bespielen der richtigen Räume sowie spielintelligente Lösungsansätze für jede Situation, ganz egal wie hoch der Gegnerdruck auch sein mag – der 27-Jährige hatte auf jede Frage des Spiels eine Antwort.

Kroos, die personifizierte Spielintelligenz

Dass der Ex-Bayern-Profi seit jeher durch seine technische Klasse und Stärken im Passspiel besticht, stellt keine neue bahnbrechende Erkenntnis dar, doch Atlético stellte eine andere Eigenschaft des Weltmeisters von 2014 vor (so schien es) eine unlösbare Aufgabe: Und zwar seine Fähigkeit, einem Spiel durch Tempoverschärfung oder -verschleppung seinen Rhythmus aufzudrücken. Kroos bestimmt die Schlagzahl des Madrider Spiels, durch seine Variation aus kurzen und langen Pässen aus dem Zentrum oder dem linken Halbraum gibt er den Takt vor, kreiert und erkennt Überzahlsituationen, weiß, wann er das Tempo verschärfen und wann er er das Spiel beruhigen muss. In puncto Spielintelligenz reichen gegenwärtig nur wenige Spieler an ihn heran.

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Als geneigter Beobachter von Real Madrid weiß man: Hat Kroos den Ball, kann eigentlich nichts passieren. Kritiker werfen oft mit dem Wort „Querpasstoni“ um sich und unterstellen dem Mittelfeld-Ass, er scheue das Risiko und bremse das Madrider Spiel nur aus, doch übersehen diese oft, welche Genialität sich in diesem auf den ersten Blick unscheinbaren und unspektakulären Spiel verbirgt. Jeder Pass, jede Verlagerung, jede Freilaufbewegung von Kroos ist wohl durchdacht und dient einzig und allein dazu, die Kontrolle über das Spielgeschehen zu behalten und neue Räume zu erschließen, aus denen das Angriffsspiel in gefährliche Zonen vorgetragen werden kann. Für die Statik und Balance des von Real mittlerweile praktizierten Ballbesitzspiels ist er schlichtweg unverzichtbar. Unüberlegte oder überhastete Bälle in „tote“ Zonen sieht man vom deutschen Nationalspieler eigentlich nie, intelligente und effiziente Lösungen werden stets dem möglicherweise spektakuläreren Pass vorgezogen.

Und auch im Spiel gegen den Ball, wo man Kroos sicherlich noch am meisten Luft zur Verbesserung attestieren kann, hat der zweifache Champions-League-Sieger merklich zugelegt. Zwar liegen hier die Stärken des Greifswalders primär in der Antizipation von Pässen sowie dem Abfangen von zweiten Bällen, doch die direkte Zweikampfquote bewegte sich zuletzt nicht nur gegen Atlético in passablen Bereichen. In die Sphären eines Casemiro oder Luka Modrić wird der 27-Jährige vermutlich nicht mehr vorstoßen. Muss er aber auch nicht, denn dafür hat man ebensolche Spielertypen wie den Brasilianer und den Kroaten im Kader. Wenn Kroos dafür regelmäßig seine Stärken auf derart hohem Niveau zur Geltung bringt wie gegen Atlético, mag man ihm den ein oder anderen verlorenen Defensivzweikampf sogar verzeihen.

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Kroos, die Konstanz in Person

Was am Auftreten des zweifachen Vaters allerdings am meisten beeindruckt, ist das Selbstbewusstsein und die innere Ruhe, die das „Metronom des Madrider Spiels“ auf dem Spielfeld ausstrahlt. Manche mögen dies dem manchmal etwas distanziert wirkenden Blondschopf als Arroganz auslegen, doch ist genau dieses schier grenzenlose Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten die Basis für sein effizientes und so erfolgreiches Agieren. Kroos weiß, was er kann – und trägt dies auch nach außen. Die mit fast schon beängstigender Konstanz regelmäßig gezeigten Spitzenleistungen sind eine logische Konsequenz dessen. In dieser Spielzeit darf man den Mittelfeld-Strategen zweifelsohne als den bislang konstantesten, wenn nicht sogar besten Madrilenen bezeichnen, die schwachen Partien von Madrids Nummer 8 lassen sich in dieser Saison tatsächlich an einer Hand abzählen. Und wer weiß, womöglich erstrahlt bei der kommenden Weltfußballer-Wahl neben Lionel Messi und Cristiano Ronaldo ja ein neues Gesicht auf dem Podium…

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
ich teile diesen Artikel in keinster Weise. in Wahrheit schwimmt Kroos so mit und ist lediglich für Standards und 100 Querpässe verantwortlich. In Wahrheit ist es Modric, der den Karren zieht, der in die Zweikämpfe geht und mit Tempo nach vorne spielt. Kroos ist einer der überbewertesten Spieler der letzten Jahre, weil die meisten Journalisten nicht die geringste Ahnung von Fussball haben und nicht in der Lage sind,ein Spiel zu lesen!
 
ich teile diesen Artikel in keinster Weise. in Wahrheit schwimmt Kroos so mit und ist lediglich für Standards und 100 Querpässe verantwortlich. In Wahrheit ist es Modric, der den Karren zieht, der in die Zweikämpfe geht und mit Tempo nach vorne spielt. Kroos ist einer der überbewertesten Spieler der letzten Jahre, weil die meisten Journalisten nicht die geringste Ahnung von Fussball haben und nicht in der Lage sind,ein Spiel zu lesen!
Und doch lenkt er sämtliche Spiele und gibt den Takt an. Hast du mal Spiele von uns ohne ihn beobachtet?
Da geht das Spiel nur von Strafraum zu Strafraum, ohne Pausen und ohne Ruhe. Das mag zwar sehr interessant sein, ist aber keinesfalls gut für die eigentliche Taktik, da das Spiel unkontrollierbar wird, was dann auch meist dem "Favoriten" schadet. Kroos ist halt eher jemand, der die Bälle hält und auch unter größtem Druck behaupten kann ohne Fehler zu machen.
Es ist ohnehin schwierig für uns "Laien" einen Spieler zu bewerten, da die wenigsten von uns das nötige taktische Verständnis besitzen und wohl keiner die wirkliche Rolle des Spielers kennt, denn diese wird ausschließlich vom Trainer dem erklärt. Deshalb finde ich es auch äußerst arrogant, wenn einige über die Entscheidungen des Trainers ständig herziehen, obwohl man keinen Einblick in das Training hat und die Mannschaft außerdem noch extrem erfolgreich ist. Außerdem ist Zidane nicht ohne Grund der Trainer des wohl größten Klubs der Welt und hat schon jetzt einige Titel vorzuweisen, also sollte wer ihn kritisiert dies erstmal nachmachen.
 
ich teile diesen Artikel in keinster Weise. in Wahrheit schwimmt Kroos so mit und ist lediglich für Standards und 100 Querpässe verantwortlich. In Wahrheit ist es Modric, der den Karren zieht, der in die Zweikämpfe geht und mit Tempo nach vorne spielt. Kroos ist einer der überbewertesten Spieler der letzten Jahre, weil die meisten Journalisten nicht die geringste Ahnung von Fussball haben und nicht in der Lage sind,ein Spiel zu lesen!
Modric und Kroos in Kombination, das ist das beste.
 

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