
Die Ausgangslage
MADRID. Es mutet fast schon ein wenig bizarr an: Da gewinnt Real Madrid das Hinspiel in der Supercopa beim FC Barcelona in überzeugender Manier mit 3:1 und trotzdem spricht vor dem Rückspiel am Mittwochabend im Bernabéu (23 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker) kaum jemand so wirklich über Fußball. Der Grund: Cristiano Ronaldos Platzverweis wegen angeblicher Schwalbe und die aus seinem anschließenden Schubser gegen Schiedsrichter Ricardo de Burgos Bengoetxea resultierende Sperre von fünf Spielen. Ein aufgrund der Entstehungsgeschichte bereits explosiver Fall, der durch Luis Suárez’ nicht geahndete Schwalbe vor dem Elfmeter zum 1:1 für noch mehr Zündstoff und besonders bei Zinédine Zidane auf der Pressekonferenz für reichlich Verärgerung sorgte. Die Saison in Spanien hat noch gar nicht richtig begonnen und auf der iberischen Halbinsel brennt schon der Baum.
Fußball soll aber natürlich auch noch gespielt werden und da liegen die Trümpfe allesamt in den Händen der Königlichen. Dank der drei Auswärtstore verfügt man über eine hervorragende Ausgangsposition und peilt drei Jahre nach dem historischen „Décima-Triumph“ in der Champions League auch den zehnten Supercopa-Erfolg an, in Barcelona hingegen beschwört man den Geist der „Remontada“ gegen Paris und hofft auf eine weitere Aufholjagd. Mit dem dann vierten Titel im Kalenderjahr 2017 würden die Blancos den Rekord von 2014 unter Carlo Ancelotti egalisieren und könnte diesen bei der im Dezember stattfindenden Klub-WM sogar ausbauen. Vom weiter bestehenden Traum vom historischen Sextuple ganz zu schweigen.
Der Gegner
Probleme wie die Diskussion über Ronaldos Sperre hätte man beim FC Barcelona aktuell wohl liebend gerne. Wie das Hinspiel eindrucksvoll bewies, ist die durch Neymars Abgang entstandene Lücke doch weitaus größer, als man zunächst annahm, und vermag durch das aktuell vorhandene Spielermaterial nur bedingt geschlossen zu werden. Als am Montag zudem anstatt der erhofften Verpflichtungen von Liverpools Coutinho oder Dortmunds Ousmane Dembélé der Transfer des 29-jährigen Paulinho vom chinesischen Erstligisten Guangzhou Evergrande für 40 Millionen Euro als perfekt vermeldet wurde, gingen zahlreiche Fans auf die Barrikaden: Unter dem Hashtag #BartomeuDimiteYa („Bartomeu, trete endlich zurück“) äußerten zahlreiche Anhänger via Twitter ihren Unmut und forderten Präsident Josep Bartomeu zum Rücktritt auf.
Und auch innerhalb der Mannschaft scheint man nicht unbedingt gut auf das Präsidium zu sprechen zu sein. Sergio Busquets forderte bereits unmittelbar nach der Hinspiel-Pleite vehement Verstärkungen und schoss nun auf der Pressekonferenz persönlich gegen Manager Pep Segurola, nachdem dieser Gerard Piqué öffentlich als einen der Hauptverantwortlichen für die Niederlage im Camp Nou ausgemacht hatte. Keine guten Vorzeichen also für Neu-Trainer Ernesto Valverde, der in seinem zweiten Pflichtspiel als Barça-Trainer zu allem Überfluss auch noch auf Mittelfeld-Chef Andrés Iniesta verzichten muss. Barcelonas Kapitän steht aufgrund muskulärer Probleme nicht zur Verfügung und wird aller Voraussicht nach durch Sergi Roberto ersetzt.
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Personelles und voraussichtliche Aufstellung
Eigentlich war der Plan – so die einschlägigen Berichte in der spanischen Medienlandschaft –, dass Ronaldo im Rückspiel sein Startelf-Comeback feiert, was sich nun natürlich erst einmal erübrigt hat. Dafür kehrt mit Luka Modrić ein anderer Leistungsträger nach verbüßter Sperre wieder zurück und dürfte Mateo Kovačić wieder auf die Bank verdrängen. Personelle Änderungen könnte es ebenfalls in der Abwehr geben, wo sich sowohl Theo Hernández als auch Nacho Fernández berechtigte Hoffnungen auf einen Einsatz machen dürfen. Im Sturm gilt zudem Marco Asensio als Alternative für den zuletzt nicht wirklich überzeugenden Gareth Bale.

Formkurve

Die Stimmen zum Spiel
Real Madrid
Zinédine Zidane: „Im Fußball ist nie etwas entschieden, wenn du Hin- und Rückspiele hast. Wir werden sehr gut spielen müssen, denn Barcelona ist eine gute Mannschaft, die dir du jeder Zeit Schwierigkeiten bereiten kann. Da habe ich keine Zweifel. Sie hatte im Hinspiel ja auch Chancen. Wir haben ein gutes Hinspiel gemacht, müssen jetzt aber ein sehr gutes Spiel machen, um zu gewinnen. Wir werden uns nicht zurücklehnen. Uns erwartet eine schwierige Partie, wie im Hinspiel. Es wird sogar noch schwieriger.“

FC Barcelona
Ernesto Valverde (Cheftrainer): „Unser Rückstand ist groß. Wir haben die Verpflichtung, Madrids Konterspiel zu kontrollieren. Sie sind darin Spezialisten.“
Sergio Busquets (Mittelfeldspieler): „Wir wissen, dass es schwer ist, den Titel zu gewinnen. Aber wir geben ihn nicht verloren. Die Priorität ist, kein Gegentor zu kassieren. Wir wissen, dass es schwer ist, drei Tore zu erzielen, haben das dort aber schon geschafft. Wir müssen kompakt stehen.“
Statistiken und Besonderes
- GESAMTBILANZ: Durch den Hinspiel-Erfolg konnten die Blancos ihre „Führung“ in der Gesamtbilanz wieder ein wenig ausbauen: 92 Barça-Erfolgen stehen nun 94 der Madrilenen gegenüber, 49-mal trennte man sich Remis.
- RÜCKSPIEL IM BERNABÉU: Nicht nur das relativ komfortabel erscheinende Polster aus dem Hinspiel spricht für Real, auch der Blick in die Historie macht Mut. Denn: Von zehn Finals, bei denen das Rückspiel im Bernabéu stattfand, gewannen die Königlichen satte acht. Da dürfte doch eigentlich nicht mehr viel schiefgehen.
- SCHWACHE HEIMBILANZ: Allerdings: Vor heimischen Publikum gaben Ramos und Co. in den letzten Jahren oft keine allzu gute Figur ab. Von den letzten vier Heimspielen in der Liga konnte man gegen die Katalanen nur eines gewinnen (3:1 in der Saison 2013/14), die anderen drei Male setzte es jeweils (teils krachende) Niederlagen (3:4, 0:4 und 2:3).
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