
Nach Rekord-Transfersommer: Zeit für Vergleiche
Der Transfersommer hatte es (mal wieder) in sich! Paris’ Verpflichtung des 18-Jährigen Kylian Mbappé am sogenannten Deadline-Day für unglaubliche 180 Millionen stellte den absoluten „Höhepunkt“ der Transferperiode dar. Bereits in den Wochen zuvor war, insbesondere in der Premier League, klotzen statt kleckern angesagt. Vereinsinterne Transferrekorde wurden beinahe wöchentlich gebrochen, jegliche vorher bekannten Dimensionen pulverisiert. Diese Entwicklungen stellen jedoch nur die Spitze eines Eisberges dar, dessen rasanter Wachstum bereits in den vergangen Jahren abzusehen war. Doch welcher Top-Verein wirtschaftet dabei wirklich effizient? Und wer schmeißt sein Geld im wahrsten Sinne des Wortes zum (Transfer-)Fenster hinaus?
REAL TOTAL hat die Transferausgaben aller europäischen Spitzenvereine der letzten fünf Jahre (Saison 2012/13 bis 2016/17) untersucht und diese den gewonnenen Titeln im gleichen Zeitraum gegenübergestellt (Quelle: transfermarkt.de). Herausgekommen sind sowohl überraschende als auch vorhersehbare Ergebnisse.
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Ausgabefreudigsten Klubs: City, United, PSG
Wenig überraschend befinden sich unter den fünf „Top-Shoppern“ mit Manchester City, Paris Saint-Germain und dem FC Chelsea gleich drei äußerst spendier-freudige „Scheich- respektive Oligarchen-Klubs“. Im Gegenzug landet Real Madrid – lange Zeit nur fürs Kaufen berühmt berüchtigt – lediglich auf dem achten Rang. Der FC Bayern sogar nur auf Platz 14.
Verein | Ausgaben | Einnahmen | Saldo | |
1 | Manchester City | 692,6 Mio. € | 176,4 Mio. € | -516,12Mio. € |
2 | Manchester United | 682,3 Mio. € | 204,6 Mio. € | -477,7 Mio. € |
3 | Paris Saint-Germain | 596,1 Mio. € | 113,7 Mio. € | -482,4 Mio. € |
4 | FC Chelsea | 594,1 Mio. € | 415,3 Mio. € | -178,8 Mio. € |
5 | Juventus Turin | 494,0 Mio. € | 339,0 Mio. € | -155,0 Mio. € |
6 | FC Liverpool | 476,2 Mio. € | 308,1 Mio. € | -168,2 Mio. € |
7 | FC Barcelona | 474,7 Mio. € | 177,2 Mio. € | -297,5 Mio. € |
8 | Real Madrid | 445,0 Mio. € | 302,0 Mio. € | -143,0 Mio. € |
9 | Tottenham Hotspur | 397,1 Mio. € | 366,8 Mio. € | -30,3 Mio. € |
10 | Inter Mailand | 379,8 Mio. € | 206,2 Mio. € | -173,6 Mio. € |
11 | AS Monaco | 374,7 Mio. € | 277,6 Mio. € | -97,0 Mio. € |
12 | Atlético Madrid | 374,1 Mio. € | 359,9 Mio. € | -14,2 Mio. € |
13 | FC Arsenal | 356,0 Mio. € | 113,6 Mio. € | -242,4 Mio. € |
14 | FC Bayern München | 334,7 Mio. € | 174,2 Mio. € | -160,5 Mio. € |
Ebenfalls interessant: Mit einem Saldo von -143 Millionen Euro haben die Königlichen in den letzten Jahren deutlich weniger Minus gemacht als wie Manchester City (-516,17 Millionen), PSG (-482,40 Millionen) oder Manchester United (-477,74 Millionen). Am „Grünsten“ handelten erwartungsgemäß portugiesische Ausbildungsvereine: Benfica und der FC Porto machten durch ihre Zu- und Verkäufe sogar Gewinne – 228,6 Millionen beziehungsweise 208,4 Millionen Euro.
Holt Geld auch Titel?
Vergleicht man nun die Transferausgaben der europäischen „Big Player“ mit den errungenen Titeln in genanntem Zeitraum, gehen wir der Ursprungsfrage „Maximales Investment = Maximaler Erfolg?“ auf den Grund. Da jedoch nicht jeder Titel – unter Berücksichtigung von Faktoren wie Prestige, Schwierigkeitsgrad und Aufwand – die gleiche Wertigkeit besitzt, hat REAL TOTAL für jeden Titel unterschiedliche Gewichtungen definiert und in ein Punktesystem übertragen. Die sogenannten Titelpunkte sollen demnach eine differenziertere Aussage über die gewonnenen Titel geben. Dieses Punktesystem stellt sich folgendermaßen dar:
Für jeden Triumph in einem Wettbewerb erhält ein Verein die jeweiligen Titelpunkte. Nach Aufsummierung wird der Gesamtwert der Titelpunkte den Transferausgaben der letzten fünf Jahre gegengerechnet. Einfacher ausgedrückt: Wie viele Millionen Euro hat ein Verein pro Titelpunkt ausgeben müssen? Oder noch einfacher: Welcher der Top-Vereine investierte in den vergangen fünf Jahren am Effizientesten in neues Personal?
Die Untersuchungsmenge stellen die Top-Zehn Vereine (gemäß UEFA Koeffizienten-Ranking 2013/14 bis 2017/18) aus den fünf großen Ligen Europas dar. Herausgekommen ist folgendes Klassement:
Verein |
CL |
M |
P |
UC | S/W | Gesamt | Ausgaben in Mio. € | Ausgaben/ Titelpunkt | |
1. | Bayern München | 4 | 15 | 6 | – | 3 | 28 | 334,7 | 11,9 |
2. | Juventus Turin | – | 18 | 6 | – | 3 | 27 | 493,9 | 18,3 |
3. | Real Madrid | 12 | 3 | 2 | – | 5 | 22 | 445,0 | 20,2 |
4. | FC Barcelona | 4 | 9 | 6 | – | 3 | 22 | 474,7 | 21,6 |
5. | FC Sevilla | – | – | – | 7,5 | – | 7,5 | 177,1 | 23,6 |
6. | Paris Saint-Germain | – | 12 | 6 | – | 4 | 22 | 596,1 | 27,1 |
7. | FC Arsenal | – | – | 6 | – | 2 | 8 | 356,0 | 44,5 |
8. | Atlético Madrid | – | 3 | 2 | – | 1 | 6 | 374,1 | 62,3 |
9. | Borussia Dortmund | – | – | 2 | – | 2 | 4 | 284,6 | 71,1 |
10. | Manchester City | – | 3 | – | – | 1 | 4 | 692,6 | 173,2 |
Bayern wirtschaftet am erfolgreichsten, Juve und Real dahinter
Von der Spitze grüßt mit deutlichem Abstand der FC Bayern, der insbesondere von seiner Triple-Saison 2012/13 enorm profitiert. Der Ruf des kalkulierten und besonnenen Akteurs auf dem Transfermarkt eilt dem deutschen Rekordmeister also nicht nur voraus, die REAL TOTAL-Effizienztabelle kann diesen nun sogar bestätigen: 11,9 Millionen Euro pro Titelpunkt! Auf den Plätzen dahinter folgen der italienische Serienmeister aus Turin (18,3) und Real Madrid (20,2).
Der FC Sevilla gewann im Untersuchungszeitraum zwar „nur“ drei Titel, in puncto Ausgaben hielten sich die Verantwortlichen aber im Vergleich zur Konkurrenz deutlich zurück und landen somit dank nur 23,6 Millionen pro Titelpunkt auf einem beachtlichen fünften Rang. Enttäuschend ist jedoch, was die ausgabefreudigsten Klubs anstellten. 596 Millionen gab Paris bis zum Ende der letzten Saison aus, dank einiger nationaler Pokale landet man immerhin auf dem sechsten Rang. Und ManCity? Benötigte 173 Millionen pro Titelpunkt! Chelsea und United fallen aufgrund noch weniger Titel aus diesem Ranking ganz raus.

Fazit: Kluge, nicht viele Investitionen sind der Schlüssel
Würde man die Ausgaben des jetzigen Transfersommers noch dazu nehmen, würden sich die meisten Klubs verschlechtern, da bis auf den internationalen und die nationalen Supercups noch keine Titel ausgespielt wurden. Denn ob Neymar für PSG oder Silva für City den Henkelpott 2017/18 oder eine andere Trophäe holen, steht noch in den Sternen. Es bleibt jedoch durchaus festzuhalten: Geld erzielt durchaus Tore und Titel. Aber nicht immer! Ein besonnenes Vorgehen auf dem Transfermarkt mit klugen Investitionen und das sukzessive Aufbauen einer geschlossenen Einheit sind jedoch deutlich effizienter und nachhaltiger. Denn die großen Erfolge auf internationalem Parkett wurden bisher (noch) nicht erkauft. Und auch beim spanischen Rekordmeister weiß man schon nach dem dritten von vier CL-Titeln innerhalb vier Jahren, dass man sich mehr als auf dem richtigen Weg befindet.
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