
Ein kleines Stück Fußballgeschichte
VITORIA. Wir schreiben den 2. Spieltag der noch jungen LaLiga-Saison 2017/18, im Estadio Mendizorrota zu Vitoria ist der FC Barcelona zu Gast. In der 77. Spielminute, als das Spiel zu Gunsten des Gastes aus Katalonien längst entschieden ist, wird dennoch Fußballgeschichte geschrieben: Am Spielfeldrand steht der Spieler mit der Nummer 21 zur Einwechslung bereit. Dieser junge Mann ist niemand Geringeres als der älteste Sohn eines der größten Fußballer aller Zeiten. Zidane steht auf seinem Rücken, Vorname Enzo. Ein Hauch von Glanz weht durch das eher ländlich anmutende Stadion im Baskenland. Der erste der vier Söhne des legendären Franzosen, der in einer der großen europäischen Fußballligen Profifußball-Luft schnuppern darf. Die verbleibende Spielzeit reicht selbstverständlich nicht aus, um sich ein vollständiges Bild des offensiven Mittelfeldspielers zu machen. Ein paar elegante Bewegungsabläufe, eine beeindruckende Ballannahme unter Gegnerdruck am eigenen Sechzehnmeterraum, das war es. Abpfiff, 0:2 aus Sicht der Gastgeber.
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Erste Schritte bei Juve, Vollendung in Madrid
Sein Debüt auf der großen Bühne Primera División hatte sich Enzo mit Sicherheit anders vorgestellt. Seitdem läuft es nur bedingt besser: Ganze 139 Minuten aus drei von möglichen 13 Einsätzen stehen bisher nur auf dem Spielminutenkonto des Franzosen. Seine Mannschaft Deportivo Alavés befindet sich mti nur sechs Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz, gnadenloser Abstiegskampf steht bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison auf der Tagesordnung. Kein Platz für einen Feingeist, der seine erste Profisaison überhaupt absolviert. Enzo wurde 1995 in Bordeaux geboren, als sein Vater dort bei Girondins spielte. Sein Vorname hat seinen Ursprung in Marseille, der Heimat seiner Eltern: Zinédine war ein Fan von Enzo Francescoli, der Spieler aus Uruguay war einst der Star bei Olympique Marseille. Enzo Zidane lernte im Nachwuchs von Juventus die ersten Fußballschritte, als sein Vater in Turin spielte und kam mit fünf Jahren nach Madrid. Dort durchlief er ab der Saison 2004/05 sämtliche Jugendabteilungen des Vereins, bis er schließlich im Jahr 2015 Teil der Castilla wurde.
Schwere Zeiten – Zeit für Nachhilfe
Wie knallhart das Geschäft wirklich ist, erfuhr Enzo unlängst am 6. Spieltag. Im heiß erwarteten Spiel gegen seinen Jugendverein Real Madrid und Vater Zinédine wurde er nicht mal in den Kader berufen. Die kompletten 90 Minuten verfolgte Enzo von der Tribüne, gefrustet. Gleichzeitig läutete jene Partie die wohl schwerste Phase in seiner noch jungen Karriere ein: Keine einzige Kadernominierung steht seitdem zu Buche. Und am Wochenende folgt schon Spieltag 13!
Alavés-Coach Gianni De Biasi scheint momentan keinen Verwendungen für den Rechtsfuß zu haben. Dabei waren die Hoffnungen auf Spielzeit groß. Kumpel Marcos Llorente, der nach einem Leih-Jahr bei Alavés große Fortschritte erzielen konnte und nun Rotationsspieler bei den Königlichen ist, empfahl Enzo den Wechsel ins Baskenland. „Ich bin froh über den Schritt, man hat mich gut aufgenommen”, sagte Enzo noch nach den ersten Wochen. „Ich war ja noch nie von meiner Familie getrennt.” Mama Veronique begleitete den ältesten ihrer vier Söhne auch bei der Präsentation im Mendizorrota. Unterstützung kann sein Zögling momentan wohl auch gut gebrauchen. Auf sozialen Netzwerken sieht man Enzo aktuell oft gemeinsam mit Kumpel Llorente in Madrid – gemeinsam bei Fitness-Guru Adolfo trainieren und versuchen, ihre Trainer zu beeindrucken. Nachhilfe als Selbsthilfe?

Wie der Vater, so der Sohn?
Noch ist es zu früh, ein endgültiges Urteil zu fällen über den Schritt zu Alavés, über die allgemeine Leistungsfähigkeit des Enzo Alan Zidane Fernández. Allerdings ist er mit nun 22 Jahren auch kein Juwel mehr und der Konkurrenzkampf bei den Basken wohl vergleichsweise überschaubar im Vergleich mit anderen Kontrahenten in Spaniens Eliteliga. Eventuell würde ein Wechsel in eine untere Spielklasse dem Franzosen helfen, Spielpraxis zu sammeln und sich schrittweise an den Profifußball zu gewöhnen. In Vater Zinédine steht ihm hierbei ein durchaus erfahrener Berater unmittelbar zur Seite. Auch dessen Karriere verlief zu Beginn nicht unbedingt nach Maß. Seinen endgültigen Durchbruch erlebte Papa Zidane erst mit Mitte Zwanzig in Italien bei Juventus Turin. Was dann, insbesondere im weißen Trikot, folgte, ist längst Geschichte. Und daher zu große Fußstapfen für Enzo?
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