Interview

Ex-Seleção-Star Silva: „Casemiro ist der Weltbeste auf seiner Position“

Seit seiner Rückkehr vom FC Porto 2015 hat Casemiro eine beeindruckende Entwicklung hingelegt, ist mittlerweile aus dem königlichen Star-Ensemble nicht mehr wegzudenken. Für Mauro Silva, einst Mitglied des legendären Meisterteams von Deportivo La Coruña und Weltmeister 1994, ist sein Landsmann sogar der beste Sechser der Welt, wie er im Gespräch mit der MARCA verriet: „Er macht vor der Abwehr einfach alles richtig und vermittelt dem gesamten Team ein Gefühl von Ruhe.“

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Casemiro bejubelt seinen Treffer um UEFA-Super-Cup-Finale – Foto: Dan Mullan/Getty Images

„Casemiro ist ein Spieler, den du immer im Team haben willst“

MADRID. Der jüngeren Generation wird der Name Mauro Silva vermutlich kein Begriff sein, denjenigen, die die spanische Liga schon vor Beginn der 2000’er-Jahre verfolgten, hingegen sehr wohl. Schließlich absolvierte der Brasilianer zwischen 1992 und 2005 331 Pflichtspiele für Deportivo La Coruña und war Teil der bis heute legendären „Depor“-Mannschaft rund um den späteren Bayern-Stürmer Roy Makaay, die in der Spielzeit 1999/2000 sensationell die spanische Meisterschaft gewannen. Während der WM 1994 bildete der frühere defensive Mittelfeldspieler mit Carlos Dunga ein kongeniales Duo auf der Doppelsechs und gilt noch heute als eines der entscheidenden Puzzlestücke auf dem Weg zum damaligen WM-Triumph der Seleção. Aufgrund der für ihn charakteristischen Mischung aus spielerischer Klasse und defensiver Robustheit wurde der Südamerikaner zeitweise gar als bester defensiver Mittelfeldspieler der Welt gehandelt.

Mauro Silva im Trikot von Deportivo La Coruña – Foto: Francisco Paso/AFP/Getty Images

Dass sich mit Carlos Casemiro aktuell im Trikot von Real Madrid ein Landsmann von ihm anschickt, in dessen Fußstapfen zu treten, freut den heute 49-Jährigen umso mehr. Für ihn ist der Abräumer der Königlichen schon jetzt der Beste auf seiner Position: „Ich liebe Casemiro, ich habe eine Schwäche für ihn. Er macht vor der Abwehr einfach alles richtig und vermittelt dem gesamten Team ein Gefühl von Ruhe. Er bewegt sich immer intelligent… Und jetzt hat er sogar Tore zu seinem Repertoire hinzugefügt! Für mich ist der Weltbeste auf seiner Position.“ Persönlich kennenlernen konnte Silva Madrids Nummer 14 während seiner Zeit als Assistent Dungas als Nationaltrainer Brasiliens – und kommt dabei aus dem Schwärmen über den 25-Jährigen gar nicht mehr heraus: „Wir haben eine gute Beziehung. Casemiro ist eine gute Person, bodenständig, hart arbeitend, ein guter Ehemann und Vater… Er ist dieser Spieler, den du immer in deinem Team haben willst, weil er nur an das Kollektiv denkt. Das ist ein Teil seines Erfolgsrezepts, seine Demut und Großzügigkeit.“

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Was Ratschläge und Tipps für Casemiro anbelangt, hat Silva eine ganz simple Antwort parat: Er solle so bleiben, wie er ist, und nicht versuchen, sein Spiel zu verändern: „Wir bekleiden die gleiche Position, aber er kennt seinen Job sehr gut. Er weiß, was er tun muss, und ist nicht der Spieler, der der auffälligste am Platz sein muss. Wenn er mehr Dinge tun wollen würde, müsste er mehr hervortreten, aber das wäre nicht derselbe Casemiro und er würde nicht so gut spielen. Er ist einfach ein Spieler, der nie danach strebt herauszustechen, aber trotzdem auffällt. Er ist ein Schlüsselspieler in all seinen Teams.“

Sensations-Meisterschaft á la „Depor“? Für Silva schwer vorstellbar

Eine Sensations-Meisterschaft wie einst mit mit den Galiziern hält die „Depor“-Legende heutzutage hingegen für mehr als unwahrscheinlich. Die finanzielle Schere zwischen den großen und kleinen Klubs sei mittlerweile einfach zu enorm: „Unglücklicherweise befürchte ich, dass das so ist. Weil im Fußball Geld eine größere Bedeutung hat und der Unterschied zu Madrid und Barcelona ist unüberwindbar. Deportivo schaffte es zu meiner Zeit Bebeto, Rivaldo und Djalminha zu holen… Kann man sich heute vorstellen, dass Deportivo einen brasilianischen Nationalspieler verpflichtet? Coutinho bei Deportivo? Das ist heutzutage unmöglich.“

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Das Meisterrennen an sich hält der Südamerikaner trotz Barças mittlerweile stattlichem Zehn-Punkte-Vorsprungs für eine spannende Angelegenheit und will die Königlichen noch nicht gänzlich abschreiben: „Die Liga ist sehr interessant, weil Barcelona deutlich vorne liegt, aber insgesamt sehe ich ein stärkeres Madrid. Deswegen wird das noch sehr interessant…“

Und auch für Zinédine Zidane hatte der Weltmeister von 1994 noch ein paar lobende Worte übrig und hob vor allem dessen menschliche Qualitäten besonders hervor: „Zidane verrichtet spektakuläre Arbeit und ich freue mich sehr für ihn. Ich bin glücklich, weil er ein guter Mensch ist und sehr demütig, was zwei Hauptfaktoren sind, um ein guter Trainer zu sein. Aus meiner Erfahrung lässt sich sagen, dass man am Ende immer wieder erkennt, dass hinter den besten Trainern und Spielern immer großartige Personen stecken. Und hier ist das der Fall.“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
Ich muss zugeben, dass ich früher kein großer Fan von Casemiro war, da er mir zu grobmotorig wirkte, aber er hat eine fantastische Entwicklung in Madrid genommen und ist zu einem wichtigen Baustein des Erfolgs geworden. Er ist unheimlich gereift und das sieht man auch an seinem Spiel.
Was ich allerdings sogar noch besser finde, ist dass bereits jemand in den Startlöchern steht, der sogar etwas talentierter als Case ist: Llorente. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, dass Llorente bereits jetzt mindestens auf demselben Level ist und sein Potenzial noch bei weitem nicht abgeschöpft hat. Insgesamt gefällt er mir persönlich sogar etwas besser, da er z.B. unheimlich von seiner Technik profitiert, wo Casemiro hingegen oft von seiner Wucht lebt (die ihn schnell in Schwierigkeiten bringen kann). Der Junge braucht aber Spielpraxis, ansonsten wird er nicht zu halten sein.
 
Hui, mutige Worte, aber sicher nicht übertrieben ;) Llorente könnte bisher noch nicht viel zeigen, durfte es auch kaum bei Alavés, aber ja - er könnte (auch in der Nationalmannschaft und der Ära nach Busquets) der Mann vor der Abwehr werden.
Ob Casemiro allerdings der beste 6er der Welt ist, naja. Strahlt sicher andere Attribute aus als ein Kante (mehr Torgefahr), daher schwer zu bewerten.

Ich muss zugeben, dass ich früher kein großer Fan von Casemiro war, da er mir zu grobmotorig wirkte, aber er hat eine fantastische Entwicklung in Madrid genommen und ist zu einem wichtigen Baustein des Erfolgs geworden. Er ist unheimlich gereift und das sieht man auch an seinem Spiel.
Was ich allerdings sogar noch besser finde, ist dass bereits jemand in den Startlöchern steht, der sogar etwas talentierter als Case ist: Llorente. Ich würde mich sogar so weit aus dem Fenster lehnen, dass Llorente bereits jetzt mindestens auf demselben Level ist und sein Potenzial noch bei weitem nicht abgeschöpft hat. Insgesamt gefällt er mir persönlich sogar etwas besser, da er z.B. unheimlich von seiner Technik profitiert, wo Casemiro hingegen oft von seiner Wucht lebt (die ihn schnell in Schwierigkeiten bringen kann). Der Junge braucht aber Spielpraxis, ansonsten wird er nicht zu halten sein.
 
Schön wäre es, wenn ein Spielertyp wie Casemiro nicht notwendig wäre. Er ist ein beeindruckender Zweikämpfer der Löcher stopft und oft gut Bällte abfängt, aber doch sehr limitiert was die Spieleröffnung betrifft. Auch seine Technik ist nicht Real würdig. Man merkt oft, dass Isco, Kroos oder Modric sich auf die Position von Case fallen lassen, weil er das Spiel nicht machen kann. Llorente oder Kovacic wären da mMn in Zukunft die bessere Option, begrade gegegn Gegner, die weit hinten spielen. Gegen hart spielende Gegner ist er aber wichtig.
 
Er ist definitiv in den top 5. Busquets, kanté, veratti Fernandinho, matic.......
 

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