
„Casemiro ist ein Spieler, den du immer im Team haben willst“
MADRID. Der jüngeren Generation wird der Name Mauro Silva vermutlich kein Begriff sein, denjenigen, die die spanische Liga schon vor Beginn der 2000’er-Jahre verfolgten, hingegen sehr wohl. Schließlich absolvierte der Brasilianer zwischen 1992 und 2005 331 Pflichtspiele für Deportivo La Coruña und war Teil der bis heute legendären „Depor“-Mannschaft rund um den späteren Bayern-Stürmer Roy Makaay, die in der Spielzeit 1999/2000 sensationell die spanische Meisterschaft gewannen. Während der WM 1994 bildete der frühere defensive Mittelfeldspieler mit Carlos Dunga ein kongeniales Duo auf der Doppelsechs und gilt noch heute als eines der entscheidenden Puzzlestücke auf dem Weg zum damaligen WM-Triumph der Seleção. Aufgrund der für ihn charakteristischen Mischung aus spielerischer Klasse und defensiver Robustheit wurde der Südamerikaner zeitweise gar als bester defensiver Mittelfeldspieler der Welt gehandelt.

Dass sich mit Carlos Casemiro aktuell im Trikot von Real Madrid ein Landsmann von ihm anschickt, in dessen Fußstapfen zu treten, freut den heute 49-Jährigen umso mehr. Für ihn ist der Abräumer der Königlichen schon jetzt der Beste auf seiner Position: „Ich liebe Casemiro, ich habe eine Schwäche für ihn. Er macht vor der Abwehr einfach alles richtig und vermittelt dem gesamten Team ein Gefühl von Ruhe. Er bewegt sich immer intelligent… Und jetzt hat er sogar Tore zu seinem Repertoire hinzugefügt! Für mich ist der Weltbeste auf seiner Position.“ Persönlich kennenlernen konnte Silva Madrids Nummer 14 während seiner Zeit als Assistent Dungas als Nationaltrainer Brasiliens – und kommt dabei aus dem Schwärmen über den 25-Jährigen gar nicht mehr heraus: „Wir haben eine gute Beziehung. Casemiro ist eine gute Person, bodenständig, hart arbeitend, ein guter Ehemann und Vater… Er ist dieser Spieler, den du immer in deinem Team haben willst, weil er nur an das Kollektiv denkt. Das ist ein Teil seines Erfolgsrezepts, seine Demut und Großzügigkeit.“
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Was Ratschläge und Tipps für Casemiro anbelangt, hat Silva eine ganz simple Antwort parat: Er solle so bleiben, wie er ist, und nicht versuchen, sein Spiel zu verändern: „Wir bekleiden die gleiche Position, aber er kennt seinen Job sehr gut. Er weiß, was er tun muss, und ist nicht der Spieler, der der auffälligste am Platz sein muss. Wenn er mehr Dinge tun wollen würde, müsste er mehr hervortreten, aber das wäre nicht derselbe Casemiro und er würde nicht so gut spielen. Er ist einfach ein Spieler, der nie danach strebt herauszustechen, aber trotzdem auffällt. Er ist ein Schlüsselspieler in all seinen Teams.“
Sensations-Meisterschaft á la „Depor“? Für Silva schwer vorstellbar
Eine Sensations-Meisterschaft wie einst mit mit den Galiziern hält die „Depor“-Legende heutzutage hingegen für mehr als unwahrscheinlich. Die finanzielle Schere zwischen den großen und kleinen Klubs sei mittlerweile einfach zu enorm: „Unglücklicherweise befürchte ich, dass das so ist. Weil im Fußball Geld eine größere Bedeutung hat und der Unterschied zu Madrid und Barcelona ist unüberwindbar. Deportivo schaffte es zu meiner Zeit Bebeto, Rivaldo und Djalminha zu holen… Kann man sich heute vorstellen, dass Deportivo einen brasilianischen Nationalspieler verpflichtet? Coutinho bei Deportivo? Das ist heutzutage unmöglich.“

Das Meisterrennen an sich hält der Südamerikaner trotz Barças mittlerweile stattlichem Zehn-Punkte-Vorsprungs für eine spannende Angelegenheit und will die Königlichen noch nicht gänzlich abschreiben: „Die Liga ist sehr interessant, weil Barcelona deutlich vorne liegt, aber insgesamt sehe ich ein stärkeres Madrid. Deswegen wird das noch sehr interessant…“
Und auch für Zinédine Zidane hatte der Weltmeister von 1994 noch ein paar lobende Worte übrig und hob vor allem dessen menschliche Qualitäten besonders hervor: „Zidane verrichtet spektakuläre Arbeit und ich freue mich sehr für ihn. Ich bin glücklich, weil er ein guter Mensch ist und sehr demütig, was zwei Hauptfaktoren sind, um ein guter Trainer zu sein. Aus meiner Erfahrung lässt sich sagen, dass man am Ende immer wieder erkennt, dass hinter den besten Trainern und Spielern immer großartige Personen stecken. Und hier ist das der Fall.“
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