
Schon elfmal in dieser Spielzeit zu Null
MADRID. Die Freude ob des 5:0-Erfolgs über den FC Sevilla fiel im Lager Real Madrids in vielerlei Hinsicht groß aus: Da war zum einen der (endlich mal wieder) spielerisch rundum überzeugende Auftritt in den ersten 45 Minuten, als man sich selbst regelrecht in einen Rausch und die „Sevillanos“ an die Wand spielte. Darüber hinaus zeigten die „Sorgenkinder“ der letzten Wochen wie Lucas Vázquez oder Marcelo eine tolle Leistung und konnten ihr angekratztes Selbstvertrauen merklich aufpolieren, außerdem beendete der von seiner Wahl zum Weltfußballer sichtlich beflügelte Cristiano Ronaldo mit einem Doppelpack seine Torflaute in der Liga und überzeugte mit einem äußerst kompletten Auftritt. Ein rundum gelungener Nachmittag also im Santiago Bernabéu, der jedem Madridista noch lange in Erinnerung bleiben dürfte.
Die Defensive das neue Prunkstück der Blancos
Eine Sache ging im Jubel über die starke Offensivleistung der Blancos allerdings fast ein wenig unter: Nämlich, dass die durch Sperren respektive Verletzungen arg gebeutelte „Not-Abwehr“ rund um Anführer Nacho Fernández eine überragende Defensivleistung an den Tag legte und zum wiederholten Mal in dieser Saison hinten die Null stand. Genau genommen zum bereits elften Mal – und damit ganze siebenmal öfters als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit. Eine erfreuliche Entwicklung, die sich auch in der Anzahl der bis dato kassierten Anzahl an Gegentoren widerspiegelt: 28 Gegentreffern aus dem letzten Jahr stehen aktuell lediglich 22 gegenüber – und das, obwohl man aufgrund der Supercopa-Duelle gegen Barcelona (3:1 und 2:0) bereits zwei Pflichtspiele mehr absolviert hat.
Die einst als Problemzone deklarierte Defensive der Madrilenen, sie hat sich klamm und heimlich zum neuen Prunkstück des Teams von Zinédine Zidane entwickelt. Aufgrund der anhaltenden Abschlussschwäche und den offensiv oftmals lethargisch und espritlos anmutenden Auftritten lief diese positive Entwicklung bislang allerdings ein wenig unter dem Radar. Dabei könnte sie vor allem in den K.o.-Wettbewerben einen entscheidenden Faktor darstellen.
Noch kein Konter- oder Standard-Gegentor in LaLiga
Alles in allem ist es „Zizou“ und seinem Trainerteam vor allem gelungen, die defensive Balance enorm zu verbessern. Besonders bei gegnerischen Tempogegenstößen gelingt es den Merengues mittlerweile extrem schnell, wieder in die eigene Grundordnung zurückzufinden. Das beeindruckende Ergebnis: In LaLiga steht noch kein Konter-Gegentor zu Buche. Überhaupt wirkt die Defensive der Blancos in dieser Saison extrem gefestigt, wobei sich vor allem Raphaël Varane durch individuell herausragende Leistungen in den Fokus spielte (REAL TOTAL-Durchschnittsnote 2,25).
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Die königliche Abwehr weist – mit Ausnahme des unsäglichen 1:3 im Wembley – ein selten dagewesenes Maß an defensiver Stabilität auf und lässt kaum nennenswerte Großchancen des Gegners zu. Ein statistisches Indiz, welches die verbesserte Defensivleistung untermauert, ist die (wenngleich auch minimal) geringere Anzahl zugelassener gegnerischer Abschlüsse auf das Tor pro Spiel (3,46 zu 3,63). In den Top-Spielen gegen Barcelona (zweimal), Valencia, Real Sociedad, Atlético, Bilbao und Sevilla kassierte man gerade einmal vier Gegentore. Nicht selten erlebten Keylor Navas oder Kiko Casilla einen nahezu beschäftigungslosen Arbeitstag.
Ebenso imponierend und möglicherweise eine der wichtigsten Stärken aktuell: Die Sicherheit bei Defensiv-Standards. So kassierte man noch keinen Gegentreffer nach einer Ecke oder einem Freistoß, die einzigen Standard-Gegentore resultierten aus einem Elfmeter (im Supercopa-Hinspiel gegen Barcelona) und einem Einwurf (Levante). Ein besonders im Hinblick auf die internationalen Aufgaben äußerst wertvoller Aspekt.
Navas zwischen Genie und Wahnsinn
Der einzige Akteur, der bei Blick auf die nackten Zahlen angreifbar erscheint, ist Keylor Navas. Schließlich unterliefen dem Costa-Ricaner in dieser Saison schon drei Patzer, die in einem direkten Gegentor mündeten. Demgegenüber stehen jedoch auch zahlreiche gute bis sehr gute Auftritte, in denen er vor allem auf der Linie und im Eins-gegen-Eins zeitweise zur Weltklasse auflief (REAL TOTAL-Durchschnittsnote 2,56). Die aus den Verletzungspausen resultierenden Rhythmusprobleme gehen an Reals Nummer 1 scheinbar nicht komplett spurlos vorbei, sollten aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Navas – sofern fit – eigentlich eine ziemlich gute und stabile Saison spielt. Dass Bilbaos Kepa Arrizabalaga laut MARCA trotzdem bereits im Winter an der Concha Espina anheuern soll, erscheint vom Zeitpunkt her allerdings doch ein wenig seltsam.

Ungeachtet dessen lässt sich jedoch konstatieren: Real Madrids Defensive wirkt derart stabil und gefestigt wie lange nicht mehr, auch die individuellen Leistungen der Akteure im Abwehrbereich stimmen. Findet jetzt noch die Offensive zu ihrer gewohnten Treffsicherheit und Leichtigkeit der vergangenen Spielzeit, könnte auch in dieser Saison noch das eine oder andere Tafelsilber den Weg in den berühmt berüchtigten „Sala de Trofeos“ im Bernabéu finden. Denn wie heißt es so schön: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften – oder Pokale.
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