Reportage

Der Anti-Messi: Warum Kovačić den Clásico entscheiden könnte

Will Real Madrid im Clásico bestehen, müssen sie vor allem Barcelonas Lionel Messi in den Griff bekommen. Eine gewichtige Rolle könnte dabei Mateo Kovačić einnehmen, der sich bereits als Gegenmittel für den Argentinier bewährt hat. Das zeigt auch ein Blick in die Statistik.

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Messi und Kovačić im Kampf um den Ball – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Zidanes Geheimwaffe

MADRID/BARCELONA. Eigentlich sind Mateo Kovačić und Lionel Messi sehr verschieden. Schließlich schnürt der eine für Real Madrid seine Fußballschuhe, der andere trägt das Trikot des Erzrivalen aus Barcelona. Während der Kroate vornehmlich im zentralen (defensiven) Mittelfeld zuhause ist, den Spielaufbau aus der eigenen Abwehr mit gestalten soll und vor allem in der Defensive jede Menge Aufgaben zu bewältigen hat, ist der Argentinier der offensive Freigeist im Spiel der Katalanen, der für die besonderen Momente sorgt und bisweilen auch mal die gesamte Offensive auf seinen Schultern trägt.

Eine Sache haben diese eigentlich sehr divergenten Spielertypen aber gemeinsam: Sie verfügen über eine brutale Beschleunigung auf den ersten Metern, können dank ihrer starken Technik auch mit Ball einfach so zwei oder drei Gegenspieler mit einem schnellen Antritt aus dem Stand mühelos abhängen. Der Bewegungsablauf beider Akteure ist dahingehend tatsächlich verblüffend ähnlich. Und macht Kovačić deshalb für Messi besonders gefährlich – und für Zinédine Zidane möglicherweise zur Geheimwaffe im Clásico.

Denn: Dank seiner enormen Beschleunigung auf den ersten Metern sowie seiner Wendigkeit ist Kovačić einer der wenigen Fußballer, die Messi trotz dessen Geschicklichkeit aufgrund des tiefen Körperschwerpunkts in dessen Bewegungsabläufen folgen, mit dem richtigen Timing den Argentinier sogar auf den ersten Metern einfangen können. Zidane scheint dies erkannt zu haben, setzte den gebürtigen Linzer in den letzten Clásicos deshalb vorrangig auf den fünffachen Weltfußballer an. Und das mit großem Erfolg, wie ein genauer Blick auf die beiden Supercopa-Partien im August beweist. Dass Barcelona in beiden Partien kaum zur Entfaltung kam, lag vorrangig auch daran, dass Messi vom giftigen Kroaten sehr gut im Zaum gehalten werden konnte. Ein Umstand, den auch Kapitän Sergio Ramos nach dem Supercopa-Hinspiel gesondert herausstellte: „Nehmen wir Mateo Kovačić als Beispiel, der eher die Drecksarbeit erledigen muss, die man nicht sieht, und uns heute sehr half, weil er Messi sehr gut in Schach hielt.“

Opfert Zidane einen anderen Mittelfeldmann?

Aber auch offensiv könnte der 22-Jährige im Duell der Giganten zum X-Faktor werden. Weil er, ähnlich wie Messi, in der Lage ist, die gegnerischen Linien durch seine Turbo-Dribblings zu durchbrechen, wenngleich aus einer tieferen Position. Aber gerade das könnte gegen Barça den Unterschied markieren. Unter Ernesto Valverde haben die „Blaugrana“ ihr früher so gefürchtetes Gegenpressing wieder aufpoliert, stehen dadurch wieder deutlich stabiler. Kovačić ist durch seine Eigenschaften jedoch geradezu prädestiniert dafür, vor allem die erste Pressinglinie der Katalenen zu durchbrechen und so seinen Teamkollegen im Anschluss aussichtsreiche Kontergelegenheiten zu eröffnen. Auch hierfür liefern die Supercopa-Duelle zahlreiches Anschauungsmaterial. 

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Die große Frage ist natürlich, ob Zidane tatsächlich einen Spieler aus seiner aktuellen „Gala-Elf“ opfert, zumal Kovačić nach seiner Rückkehr von seiner schweren Muskelverletzung noch merklich der Spielrhythmus abgeht. Betrachtet man die Formkurve der letzten Wochen, wäre ein Bankplatz von Isco allerdings auch keine übermäßige Überraschung. Zu Saisonbeginn noch das Zugpferd der lahmenden Blanco-Offensive, wirkt der Andalusier aktuell ein wenig überspielt und durchläuft ein kleines Leistungstief. Allerdings würde dem Spiel der Königlichen so ein echtes Bindeglied zwischen Offensive und Mittelfeld abgehen, die zuletzt ohnehin nicht gerade vor Spielfreude triefende Offensive eine gehörige Portion Kreativität verlieren.

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Genau genommen müsste Kovačić eigentlich den Platz von Casemiro einnehmen. Seine besten Auftritte hatte der Kroate nämlich, wenn er zusammen mit Kroos oder Casemiro eine Art Doppelsechs bildete und so aus einer tieferen Position heraus den Ball nach vorne treiben konnte. Genau dann gelingt es dem kroatischen Nationalspieler nämlich am besten, jene Räume zu kreieren, die besonders gegen Barcelona goldwert sein könnten. 

Kovačićs starke Clásico-Bilanz

Mit Blick auf die Statistik muss Zidane eigentlich fast auf die Dienste der Nummer 23 zurückgreifen. Stand Kovačić in einem Clásico in der Startelf, haben die Blancos noch nie verloren. Neben den Erfolgen in der Supercopa fand sich der designierte Erbe von Luka Modrić auch beim letztjährigen 1:1 im Camp Nou in der Anfangself wieder und absolvierte auch dort eine vor allem defensiv überragende Partie, in der er Messi vor enorme Probleme stellte. Möglicherweise tut er das diesmal ja auch wieder, das liegt jedoch einzig und allein in Zidanes Händen.

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

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