Einzelkritik

Noten zum Klub-WM-Finale: Mittelfeld von einer anderen Welt

Das WM-Finale vor der Brust, der Clásico im Kopf: Erneut untermauert Zinédine Zidanes Real Madrid seinen Ruf als Mentalitätsmonster. Pünktlich zum bisherigen Saisonhöhepunkt scheint das Leistungslevel der Vorsaison greifbar. Insbesondere das Mittelfeldtandem aus Toni Kroos und Luka Modrić ließ am Samstagabend zu keinem Zeitpunkt Zweifel an der Titelverteidigung aufkommen. Cristiano Ronaldo tut, was er eigentlich immer tut. Lediglich ein Sorgenkind bleibt weiterhin Sorgenkind. Die Einzelkritik zum WM-Finale gegen Grêmio Porto Alegre.

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Luka Modric und Toni Kroos spielten mal wieder überirdisch – Foto: Karim Sahib/AFP/Getty Images

Startelf

Keylor Navas

Da die Kameraführung meist den Fokus auf das Ballbesitzspiel der Mannschaft in Weiß richten musste, bleibt nur zu erahnen, wie Keylor Navas den Großteil seines Abends im Wüstenstaat verbrachte. Lediglich bei Edilsons Fernfreistoß – dem einzigen Torschuss der Brasilianer im ganzen Spiel – musste Reals Torhüter kurz zusammenschrecken. In den wenigen Situationen dennoch konzentriert, fehlerfrei und zumeist bestrebt das Spielgerät auch unter Gegnerdruck flach zum Mitspieler zu befördern. REAL TOTAL-Note: 3.

Daniel Carvajal

Die Außenverteidiger sind zurück! Sowohl die linke als auch die rechte Achse im königlichen Gesamtgefüge laufen pünktlich zu den heißen Wochen wieder auf Hochtouren. Mit Entschlossenheit und Konzentration ging „Daniel Düsentrieb“ über die gesamte Spielzeit vorneweg und ließ defensiv überhaupt nichts anbrennen. Dabei zeigte er seinen Gegenspielern Fernandinho und Bruno Cortes in puncto Geschwindigkeit, Bissigkeit und Spielauflösung deutlich ihre Grenzen auf und untermauert in dieser Form einmal mehr seinen Status als bester Rechtsverteidiger der Welt. REAL TOTAL-Note: 2.

Raphaël Varane

Gegen offensiv sehr limitierte und schüchterne Brasilianer so gut wie überhaupt nicht gefordert, zeigte der designierte Kronerbe von Abwehrchef Sergio Ramos dennoch einen erneut unglaublich abgeklärten Auftritt im Zayed Sports City Stadium zu Abu Dhabi. Auch unter hohem Gegnerdruck stets mit der nötigen Ruhe und Entscheidungsfindung in der Ballbehauptung, sowie guter vertikaler Spieleröffnung. Optional auch mal mit 40-Meter-Sprints über den halben Platz, inklusive 360-Grad-Drehung um die eigene Körperachse. Unterstrich mit diesem Auftritt in einem Finale erneut, dass ihm der erhoffte Schritt vom Riesen-Talent zum Riesen-Spieler in dieser Saison endgültig gelungen ist. REAL TOTAL-Note: 2,5.

Sergio Ramos

Der Kapitän ging zwar mit leichten Nackenbeschwerden in die Partie, ließ sich jedoch von Minute 1 an nichts anmerken. Mit gewohnter Körpersprache und der nötigen Aggressivität in den Zweikämpfen sowie guter Spielauflösung auch in Drucksituationen erledigte der Routinier seinen Job sehr zufriedenstellend und leistet sich weder grobe Fehler, noch Unkonzentriertheiten. Die fehlende offensive Bereitschaft der Brasilianer verhindert jedoch eine noch bessere Bewertung. Zu selten wurde der Spanier in der Defensive geprüft. Dennoch: In den „Big Games“ ist auf Sergio Ramos einfach Verlass. REAL TOTAL-Note: 3.

Marcelo

Stand seinem Gegenüber auf der rechten Seite am Abend in nichts nach. Auch der Brasilianer hatte gegen seine Landsleute die linke Seite defensiv vollkommen im Griff und lieferte insbesondere in der ersten Halbzeit beeindruckende, teilweise sogar spektakuläre Lösungen in Drucksituationen. Schaltete sich darüber hinaus in der Offensive immer wieder mit gutem Positionsspiel und hoher Laufbereitschaft in das Ballbesitzspiel der Königlichen ein und unterstütze besonders in den ersten 45 Minuten seine Vorderleute in ihren doch teilweise etwas zähen Offensivbemühungen. Ein insgesamt sehr inspirierter Auftritt des Lockenkopfs, der so essentiell ist für das Spiel der Königlichen. REAL TOTAL-Note: 2.

Casemiro

Spiele mit enorm hohem Ballbesitzanteil der eigenen Mannschaft sind für gewöhnlich keine klassischen Casemiro-Spiele. Der 25-Jährige erfüllte seine Rolle als Ballschlepper und defensiver Stabilisator gegen seine Kameraden aus der Heimat trotzdem ordentlich. Zusammen mit seinen Mittelfeldkollegen Toni Kroos und Luca Modrić erstickte der Brasilianer jegliche offensive Annäherungsversuche des Gegners bereits frühzeitig im Keim. Besonders die Abstimmung und das Timing im Gegenpressing passte am gestrigen Abend hervorragend. Ließ sich auch von seiner frühen gelben Karte nicht verunsichern und wird somit im Clásico spielberechtigt sein – traditionell ein klassisches Casemiro-Spiel. REAL TOTAL-Note: 3.

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Luka Modrić

Die trockene Wüstenluft scheint dem 32-Jährigen dieser Tage besonders gut zu tun. Wie bereits im Halbfinale zauberte der Kroate auch gegen Porto Alegre einen in seiner Gesamtheit kaum zu übertreffenden Auftritt aufs grüne Parkett. Ballgewandt wie eh und je, spulte „Lukita“ auch läuferisch ein unglaubliches Pensum ab und bearbeitete jeglichen Quadratzentimeter im Zayed Sports City Stadium. War in der zweiten Halbzeit gefühlt an jeder Offensiv- und Defensivaktion der Blancos beteiligt. An Abenden wie gestern möchte man dem Kroaten am liebsten stundenlang bei dem zusehen, was er am besten kann: ein Spiel beherrschen. Und dies in einer Art und Weise, dass man kaum darum herumkommt seine Fähigkeiten als Kunstform zu bezeichnen. Aktuell der Inbegriff des königlichen Aufschwungs. REAL TOTAL-Note: 1.

Toni Kroos

Zu Beginn noch mit ein wenig (Wüsten-)Sand im Getriebe, steigerte sich der Greifswalder von Minute zu Minute und gefiel insbesondere als effizienter Balldieb vor der Abwehr. Lief immer wieder im Mittelfeld geschickt an und provozierte somit etliche Abspielfehler der Brasilianer, die ebenfalls an Kroos’ antizipatorischen Fähigkeiten verzweifelten. Allein in den ersten 45 Minuten verbuchte Madrids Nummer 8 somit ganze neun Balleroberungen. Mit zunehmender Spieldauer setzte Kroos dann auch offensiv vermehrt Akzente und war zusammen mit seinen Mittelfeldkollegen für seine Gegenspieler aus Porto Alegre sowohl technisch, taktisch als auch gedanklich schlichtweg eine Nummer zu groß. Ebenfalls erwähnenswert: Viele Standardsituationen hatten eine hohe Qualität, auch wenn seine Mitspieler diese nicht zu nutzen wussten.  REAL TOTAL-Note: 2.

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Isco

Die ganz große Magie aus dem Herbst 2017 hat zur Zeit den Körper des Andalusiers ein wenig verlassen. Trug dieser in etlichen Partien die gesamte Offensivlast seiner Mannschaft beinahe im Alleingang, wirkte Iscos Spiel auch am gestrigen Abend etwas verkrampft. Trotz einiger brillanter Ideen, die teilweise nur ganz knapp an ihrer erfolgreichen Umsetzung scheiterten, verschleppte der Spielmacher das Geschehen zu häufig und konnte seine Vorderleute selten in aussichtsreiche Situationen bringen. Abgesehen von einem Torschuss versprühte der Spanier darüber hinaus wenig Torgefahr. In Abu Dhabi konnte diese Leistung noch von seinen Teamkollegen aufgefangen werden, nächste Woche brauchen die Blancos jedoch wieder einen Isco in Galaform.  REAL TOTAL-Note: 3.

Karim Benzema

Karim, Karim, Karim. Wie gerne würde das REAL TOTAL-Team dich an dieser Stelle einfach mal wieder für deine unbestreitbar überragenden Fähigkeiten und deinen (immer noch immensen) Wert für dieses Mannschaft uneingeschränkt loben. Doch leicht machst du es einem dieser Tage wahrhaftig nicht. Auch in Abu Dhabi legte der Franzose eine zunächst couragierte Leistung an den Tag und war sichtlich bemüht die teilweise überzogene Kritik der letzten Monate verstummen zu lassen. Mit fortlaufender Spieldauer übernahmen jedoch wieder die Verunsicherung und eine schlechte Körpersprache das Steuer des Stürmers. Besonders bitter: Dem 29-Jährigen wurde ein toller Kopfballassist für Sturmpartner CR7 aufgrund einer knappen Abseitsentscheidung aberkannt, Tendenz Fehlentscheidung. Ein erneut extrem unglücklicher, aber kein wirklich schlechter Auftritt. REAL TOTAL-Note: 4.

Cristiano Ronaldo

Bereits beim Spalier stehen an der Mittellinie vor Anpfiff war dem Portugiesen die große Vorfreude auf das WM-Finale anzusehen. In den darauffolgenden 90 Minuten bestätigte CR7 diesen Eindruck und den der letzten Wochen. Auch wenn nicht jedes Zuspiel seinen Mitspieler und nicht jeder Kontakt seine erwünschte Wirkung erzielte, sprühte Ronaldo erneut vor Spielfreude und zeigte sich in vielen Situationen äußerst mannschaftsdienlich und kombinationswillig. Eigenschaften, die beim 32-Jährigen nicht immer ganz oben auf der Prioritätenliste standen. Dass er einmal mehr die meisten Torschüsse, die größte Torgefahr und das Siegtor für seine Farben erzielte, muss wohl an dieser Stelle lediglich in einem Nebensatz erwähnt werden.  REAL TOTAL-Note: 2.

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Einwechselspieler

Lucas Vázquez

In seinen verbleibenden 20 Restminuten konnte der Spanier nicht an die vergangenen durchaus belebenden Auftritte anknüpfen. Im Gedächtnis blieb lediglich ein Ballverlust in der eigenen Hälfte, sowie eine unnötige Schwalbe im gegnerischen Sechzehnmeterraum. Das kann er besser! REAL TOTAL-Note: 4.

Gareth Bale

Als die Brasilianer alles nach vorne warfen, ergaben sich für den Waliser die benötigen Räume, die dieser auch geschickt ausnutzte, um seine Schnelligkeit auszuspielen und Torabschlüsse oder Vorlagen zu kreieren. Aufgrund der zu kurzen Spielzeit jedoch ohne Bewertung.

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von
David Döring

Seit der Ankunft Luis Figos im Jahre 2000 Blanco durch und durch - In schweren, wie in guten Zeiten. Hala Madrid!

Kommentare
Naja wenn man ein Finale mit 1:0 gewinnt und das durch einen entscheidenen Freistoß, dann muss Cristiano auch mit ner 1 benotet werden. Er hat gestern die entscheidene Aktion gehabt, den Freistoß auch selbst raus geholt.

Vazquez meiner Meinung nach unterirdisch!
 
Naja wenn man ein Finale mit 1:0 gewinnt und das durch einen entscheidenen Freistoß, dann muss Cristiano auch mit ner 1 benotet werden. Er hat gestern die entscheidene Aktion gehabt, den Freistoß auch selbst raus geholt.

Vazquez meiner Meinung nach unterirdisch!

Dann müsste auch die komplette Defensive eine 1 bekommen weil sie zu 0 gespielt haben.

Ronaldo eine 1 zu geben wäre machbar, wenn es eine 0 gäbe für Modric, seine Leistung war das Beste was ein Real Spieler diese Saison gezeigt hat.
Er war ganz klar MOTM.
 

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