
Zum achten Mal wechselt Zidane nur zwei Mal
MADRID. Mal trumpft er damit auf, mal enttäuscht er. So ist Fußball. Wurde Zinédine Zidane nicht nur gegen PSG (3:1) oder die Bayern (4:2 n. V.) für seine erfolgreichen Reaktionen von der Bank gelobt, so kann ich nach diesem 25. Spieltag mal wieder nicht zufrieden sein mit den Taten des Franzosen. Nennt mich Prinzessin auf der Erbse, verwöhnten, das Haar in der Suppe suchenden Griesgram. Aber schon in Minute 60, als sich lediglich Dani Ceballos zum Aufwärmen begab, schwante es mir – dass Zidane sowohl spät als auch nicht komplett wechseln würde. Und das zum achten Mal in dieser 43 Pflichtspiele alten Saison, wie schon bei wichtigen Partien gegen Tottenham, Atlético, Bilbao oder Villarreal.
Mayoral und Hakimi seit vier Wochen ohne Einsatz
Es kam, wie befürchtet: Nachdem Dani Ceballos in Minute 73 eingewechselt wurde, durfte sich nur noch Marcos Llorente aufwärmen und in Minute 80 ins Spiel kommen. Borja Mayoral oder Achraf Hakimi brauchten sich gar nicht erst Hoffnungen machen, konnten quasi ungeduscht nach Hause. Bei einem 24-köpfigen Kader können bei einer Partie nunmal Zehn nicht spielen. So ist Fußball. Aber beim Stande von 3:0 gegen einen längst geschlagenen Kontrahenten nicht mal einen der Youngster ran lassen? Hakimi wurde in den 14 2018-Partien nur vier Mal eingesetzt, zuletzt am 24. Januar. Ebenso wie Mayoral, der in fünf Begegnungen des Jahres zum Zuge kam – aber wie der Marokkaner seit genau einem Monat nicht mehr. Das letzte Mal beim blamablen Pokal-Aus, sicherlich einem Tag des Umdenkens.
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Alles anders seit dem Pokal-Debakel
Nach dem 1:2 gegen Leganés gestand sich Zidane öffentlich nicht nur den Fehler ein, aus Personalsicht zu hoch gezockt zu haben, ihm wird auch endgültig klar geworden sein, dass die B-Elf 2017/18 nicht die B-Elf 2016/17, der Garant der 33. Meisterschaft, ist. Zum Leidtragen der Jungen: Kein Madrilene hat weniger Minuten gesammelt als die fünf neuen Jesús Vallejo (554), Ceballos (705), Mayoral (771), Llorente (773), Hakimi (984). Einzig Theo Hernández (1.223) vermochte es, die Tausend-Minutenmarke zu knacken. Dabei würden 43 Partien eine maximale Einsatzzeit von 3.870 Minuten bedeuten. Etwas Zeit abgeben, das könnte sicherlich Carlos Casemiro. Der führt die Dauerbrenner-Liste mit 2.752 deutlich an. Doch obwohl selbst der Abräumer gegen Alavés überflüssig schien, nahm ihn Zidane erst in der 80. für Llorente runter. Der, der den Brasilianer diese Saison entlasten sollte. Das Gegenteil ist längst eingetreten – keine Entlastung für Casemiro, kaum Einsätze für Llorente.
Wenn nicht gegen Alavés, gegen wen dann? In zwei Tagen bei Espanyol? Unwahrscheinlich. In der Champions-League-Generalprobe gegen Getafe (3. März), wenn hoffentlich Marcelo, Modrić und Kroos zurück sind? Träumt weiter.
Warum nicht mal drei Wechsel bis zur 60. Minute?
Wenn Zidane weder einen Carvajal noch einen Casemiro – beide kassierten am Samstag die „schlechtesten“ Noten – gegen Alavés schonen kann, dann müssen Hakimi und Llorente noch lange träumen. Ebenso wie Mayoral oder Ceballos. Denn ihr Trainer will nicht mal von seinem dritten Wechselrecht Gebrauch machen. Der Erfolg gibt „Zizou“ in allem recht – mehr oder weniger angesichts der Situationen in Pokal und Liga. Sein acht-Titel-in-zwei-Jahren-Kredit ist noch lange nicht aufgebraucht und ja, die jetzige zweite und dritte Reihe ist nicht mit jener des Vorjahres zu vergleichen. Und trotzdem: Ein für das „Zwischenmenschliche“ geschätzter Trainer muss doch einsehen, dass es nicht oft solch „perfekte Nachmittage“ gibt, an denen sich drei frühe Wechsel in den Minuten 50 und 60 anbieten. Wir reden hier immerhin von dem Mann, der Pausen für Luka Modrić und Cristiano Ronaldo quasi erfunden hat?!
Sollte es eines Tages zu einem frühen Dreier-Wechsel kommen, würde ich dem strahlenden Madridismo bestimmt auch keine Mecker-Kommentarwolken vorsetzen. Versprochen! Sonnengebrandte Grüße, Nils Kern
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