Interview

Nacho: „Zu gehen, wäre der einfache Weg gewesen“

Er war im Sommer 2016 schon mit eineinhalb Beinen weg aus Madrid, mittlerweile ist Nacho Fernández aus dem Kader der Königlichen nicht mehr wegzudenken. Im Interview mit GOAL sprach der Canterano über seine damaligen Abschiedsgedanken, seine besondere Beziehung zu Zinédine Zidane und den Traum von der Weltmeisterschaft im Sommer.

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Nacho Fernández Real Madrid
Nacho ist mittlerweile eine feste Größe in Madrid – Foto: David Ramos/Getty Images

NACHO FERNÁNDEZ über…

…den aktuell womöglich besten Moment seiner Karriere: „Ja, das kann sein. Vergangenes Jahr war das Jahr, als meine Explosion bei Real Madrid kam, wo ich hoch im Kurs stand, die meisten Minuten unter Zidane hatte. Diese Saison setzt sich das fort. Vielleicht sogar mit mehr Minuten, mehr Selbstvertrauen… Hoffentlich hört das nie auf.“

…Kontinuität als stabilisierenden Faktor: „Vielleicht fehlte mir am Anfang tatsächlich die Kontinuität, die ich jetzt habe. Früher war es schwieriger, weil ich ein Spiel gemacht habe und dann die nächsten vier auf der Bank saß. Ich denke, dass alle Spieler hier einen Prozess durchlaufen müssen, weil dich das reifen lässt, du wirst erwachsener und siehst die Dinge aus einer anderen Perspektive. Jetzt wo ich auf der schönen Seite stehe, oft spiele, habe ich dieses Selbstvertrauen, weil ich eben diese Kontinuität habe.“

…die Frage, ob er etwas an seiner Herangehensweise im Training geändert habe: „Nein! Seit ich klein bin, gefiel es mir, jedes Training wie ein Spiel anzugehen. Für einen Spieler ist es sehr wichtig, bei maximaler Intensität zu trainieren. Das lässt einen in guten wie in schlechten Zeiten wachsen. Man darf nie die Arme schleifen lassen. Ich mache schon mein ganzes Leben das Gleiche, habe nie etwas verändert, weder als ich in die erste Mannschaft kam noch jetzt. Für mich bedeutet jedes Training, das tun zu können, was mir gefällt. Und was ich am meisten genieße, ist, das Maximum zu geben. Egal ob in einem Training oder einem Spiel.“

…die Frage, ob er sich als Stammspieler fühle: „Ja, ich fühle mich als Stammspieler. Obwohl, ich weiß nicht, ob das der richtige Begriff ist. Ich fühle mich wichtig, das bringt es besser auf den Punkt. Die Zahlen sprechen für sich. Zidanes Vertrauen ist hundertprozentig, sowohl wenn ich mit ihm spreche als auch wenn er mich spielen lässt. Er hat mich hierhin gebracht und mir das Selbstvertrauen vermittelt, um es in die Nationalmannschaft zu schaffen und weiterhin meine Träume zu erfüllen, indem ich mit Real Titel gewinne.“

…Zinédine Zidane als den wichtigsten Trainer seiner Karriere: „Das kann sein, ja. Aber es ist auch klar, dass mir das alles nicht widerfahren wäre, wenn mir Mourinho nicht zum Debüt verholfen hätte. Wer weiß, was sonst passiert wäre. Ihm bin ich sehr dankbar, weil er mich in die erste Mannschaft holte. Dann kam Ancelotti, der auch auf mich zählte, wenn auch anders als Zidane. Als Benítez kam, hatte ich die gleiche Kontinuität wie unter Ancelotti. Aber Zidane ist derjenige, der mich entscheidend anschob, um dort zu sein, wo ich jetzt bin. Dafür werde ich ihm immer dankbar sein.“

…den Umstand, dass er seit der Jugend keine ernsthafte Verletzung erlitten hat: „Ich sage immer, dass ich darüber nicht reden möchte… (lacht) Ich hatte schon Verletzungen, aber man muss psychisch stark sein und diese überwinden… Ich mag das Training weder unterbrechen noch mich überlasten. Das Wichtige ist, dass ich keine schwerwiegende Verletzung hatte. Außerdem achte ich sehr auf mich. Die Diabetes-Erkrankung ist da auch ein sehr wichtiges Thema, dass ich besonders gut auf mich achte.

…seine Entscheidung Real treu zu bleiben und die Frage, ob es sich eher um Konformismus handelte oder der Traum, bei Real zu triumphieren, überwog: „Real Madrid bedeutet mir alles. Andere Leute hätten in meiner Situation sicherlich anders entschieden. 2016 war der Zeitpunkt, als wir uns unterhielten. In diesem Sommer musste ich eine Entscheidung treffen, weil ich nicht die Minuten bekam, die ich mir vorstellte. Aber ich sprach mit dem Klub, mit Zidane, und sie sprachen mir ihr Vertrauen aus… Es wäre einfach gewesen, zu gehen, weil du dann sicher spielst. Aber wie es am Ende aussieht, weißt du nicht. Ich schaute mir die Offerten anderer Klubs an und schaute auf Real… Und ich entschied mich für mein Zuhause! Frag mich nicht, wieso. Manch einer mag denken, das sei Konformismus. Aber das ist es nicht! Ich war der erste, der gekränkt war, als die Einsatzzeiten nicht stimmten, ich war der erste, der bei Real triumphieren wollte. Und es war ohne Zweifel die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Danach gewann ich weitere zweimal die Champions League, habe 70 Partien seitdem absolviert und spiele nun für Spanien…“

…die Frage, ob er sich schon einmal Gedanken darüber gemacht hätte, wie seine Karriere wohl verlaufen wäre, wenn er den Klub 2016 verlassen hätte: „Das weiß man nie. Das sind Entscheidungen, die jeder Spieler in jeder Transferphase treffen muss. Am Ende geistern dir immer viele Dinge durch den Kopf, aber ich war da immer sehr klar. Natürlich bist du manchmal wütend, weil du nicht spielst und denkst an Alternativen. Aber mein Ziel war es immer, bei Real Madrid zu sein. Ich bin glücklich. Ich denke, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, wenn man die Situation jetzt sieht.“

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…die Frage, ob er etwas in seiner Karriere rückblickend ändern würde: „Ich glaube nicht. Ich hatte sehr schöne Tage bei Real Madrid. Ich habe Titel gewonnen, von denen ich nie glaubte, dass ich sie gewinnen würde. Drei Champions-League-Titel beispielsweise. Dieser Titel ist so kompliziert zu gewinnen, von dreimal ganz zu schweigen. Wenn ich älter bin, werde ich diese Dinge noch mehr wertschätzen. Aber für den Moment ändert das nichts. Ich erinnere mich, dass ich Mittelfeldspieler war, als ich zu Real kam. Wäre ich auf dieser Position geblieben, vielleicht hätten sie mich zwei Jahre später weggeschickt. Man weiß es nie.“

…die Frage, was eine WM-Teilnahme für ihn bedeuten würde: „Alles! Das ist der Traum eines jeden Kindes. Ich hatte zwei Kindheitsträume: Für Real Madrid und für Spanien zu spielen. Jetzt stehe ich kurz davor, um die wichtigste Trophäe für jeden Spieler spielen zu können. Dafür gilt es nun zu arbeiten und sich einen Platz zu erarbeiten, damit ein weiterer Traum auf meiner Liste wahr wird.“

…seinen neuen Stellenwert im Nationalteam: „Es stimmt schon, dass ich unter (Julen) Lopetegui immer dabei war. Ich spüre schon seit jeher sein Vertrauen, nicht nur jetzt im A-Team. Das führt dazu, dass ich im Klub besser spiele, besser spiele, wenn ich für Spanien auflaufe.“

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von
Yannick Frei

Hauptberuflich im Nachwuchsfußball zuhause. Von den Großmeistern Figo und Zidane verzaubert, bin ich bis heute ein glühender Anhänger des größten Klubs der Welt.

Kommentare
ich liebe ihn einfach.. dem glaub ich sofort, dass er mit Herz und Seele alles für den Verein gibt. Und wenn er mal nicht spielt hört man auch nicht immer gleich wie unglücklich und beleidigt er ist. Ein wahrer Gewinn für die Mannschaft !
 
Nacho ist schon seit einigen Jahren einer meiner Lieblingsspieler. Er war mir immer schon sehr sympathisch und macht auf mich einen sehr auf dem Boden gebliebenen Eindruck. Darüber hinaus ist er ein hervorragender Innenverteidiger sowie Außenverteidiger. Spieler wie Ronaldo, Modric und Ramos sind natürlich essentiell für den Gewinn von Titeln, aber Spieler wie Nacho, die immer mit Herz dabei sind und keine Unruhe in die Mannschaft bringen, auch wenn sie mal weniger Spielen, sind auch sehr wichtig, um Titel zu gewinnen.
 

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