
Keine Einsätze für die erste Mannschaft, aber schon einige, für die Legendenauswahl! Man darf es als Kuriosum bezeichnen, dass Edwin Congo hin und wieder für die “Realmadrid Leyendas” aufläuft – wie im Juni 2017, als er beim 4:0 gegen die gealterten Granden der AS Rom sogar ein Tor erzielte. Was für Verwunderung sorgte, denn viele Fußballfans fragten sich anschließend, wer der Torschütze eigentlich ist.
Gegen den Willen seiner Mutter
John Toshack, Trainer der Blancos von 1989 bis 1990 sowie 1999 verpflichtete in seiner zweiten Amtszeit den Angreifer, der gegen den Willen seiner Mutter Profi geworden und im kolumbianischen Oberhaus mit 30 Toren aus 110 Liga-Spielen für Once Caldas sowie durch diverse Einsätze in der kolumbianischen Nationalmannschaft zu einer großen Nummer in Südamerika avanciert war.
Dennoch war dieser Transfer der Merengues einer, bei dem sich nicht nur mancher Fachmann verwundert die Augen rieb – wenn auch er nicht untypisch für das damalige Kaufverhalten der Blancos stand: Diverse verhältnismäßig unbekannte Spieler aus dem Ausland fanden ihren Weg an die Concha Espina, hatten dann aber keine wirkliche Zukunft beim Weltklub. Ein Schicksal, das auch Congo widerfuhr: Zwischen 1999 und 2003 war er zwar offiziell Spieler Real Madrids, zu einem Einsatz in einem Pflichtspiel kam es für ihn beim besten Verein des 20. Jahrhunderts aber nie.
Leihe über Leihe – aber eine große Feier
Leihen nach Valladolid, Guimarães und Toulouse prägten Congos (Vertragslauf-)Zeit bei den Königlichen. Immerhin durfte er 2002 auf dem Rasen des Glasgower Hampden Parks mitfeiern, nachdem Real gegen Bayer Leverkusen seinen neunten Champions-League-Titel gewann.
Die am Ende wenige Zeit, die Congo inmitten der damaligen “Galácticos” verbrachte, möchte er aber keinesfalls missen; zu viel lernte und erlebte der 1,85-Meter-Mann in Madrid: “Ich wohnte nicht weit von Raúl, Zidane und Figo entfernt. Roberto Carlos war ein guter Gastgeber, wir waren gerne bei ihm. Mein Doppel-Partner beim Tennis war Flávio Conceição.”
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„Meine Hände berührten den Himmel“
Auch seine fußballerischen Fertigkeiten konnte Congo im Umfeld zahlreicher Superstars alleine wegen der Trainingseinheiten verbessern: “Dank Real Madrid änderte ich meine Art, wie ich auf dem Platz rannte und dachte. Wenn du neben Roberto Carlos, Zidane und Figo spielst, lernst du eine Menge.” Trotz keines einzigen Pflichtspieleinsatzes, Congo selbst witzelt gerne über einen erzielten Testspieltreffer, bereut er den Wechsel zu Real keineswegs: “Ich spielte mit den besten Spielern der Welt – meine Hände berührten den Himmel”, berichtet er von ähnlichen Erfahrungen, wie sie einst der legendäre Juanito machte.

König in Levante, Amateur mit 33
Der spanische Fußball im Allgemeinen lag Congo, individuell lief es fernab der Blancos besser für den 17-maligen Nationalspieler Kolumbiens. Bei UD Levante, seiner nächsten Destination ab 2003, riefen ihn die Fans bald sogar “King Congo”. Nach drei Spielzeiten zog es den König über Gijón, Huelva und Xàtiva bis in den Amateurfußball nach Benissa, wo er 2009 seiner Laufbahn 33-jährig ein Ende setzte.
In Congos kolumbianischer Heimat genießt es der Ex-Profi heute, dass er ziemlich unerkannt durch die Straßen schlendern kann: “Das Beste ist, an den Leuten vorbeizugehen und sie wissen nicht, wer du bist. Das ist das Gute an meinem Leben, gleich wie die anderen zu sein.” Auch durch Madrid könnte sich Edwin wohl weitestgehend unerkannt bewegen – wenn er nicht gerade für die Legendenauswahl knipst.

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