Interview

Von Barça zu Real: Figo wollte sich „in jeder Hinsicht verbessern“

Eine Fußball-Ikone blickt zurück: In einem Interview hat Luís Figo seine Karriere Revue passieren lassen und die Aktualität rund um Real Madrid kommentiert. Seinen umstrittenen Wechsel aus Barcelona zu den Königlichen begründet er damit, sich „in jeder Hinsicht verbessert haben zu wollen“ und meint zudem, dass Sergio Ramos es verdient habe, den Ballon d'Or zu gewinnen.

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Luís Figo sorgte für einen der spektakulärsten Wechsel in der Geschichte des spanischen Fußballs – Foto: Shaun Botteril/Getty Images

„Finanzen, Prestige, Titel“

MADRID. Diese Worte sind Musik in den Ohren eines jeden Real-Fans! Luís Figo hat im Rahmen einer Werbe-Kampagne eines Weinkellers über die bedeutendsten Momente seiner Karriere gesprochen und dabei auch seinen Wechsel vom FC Barcelona zu Real Madrid im Jahr 2000 begründet.

„Wenn du eine Veränderung suchst, meinst du immer, dass es eine zum Besseren sein wird. Die erste große, logische Veränderung, die ich gewagt habe, war, als ich Portugal in Richtung Spanien verlassen habe (1995 von Sporting Lissabon zum FC Barcelona; d. Red.). Ich war sehr jung und habe darin eine Erfahrung gesucht, die mir mehr Prestige bringen würde. Beim zweiten Wechsel habe ich eine Anerkennung gesucht; wollte mich in allen Facetten verbessern: finanziell, wegen des Prestige, wegen der Titel… Bei der letzten Veränderung, dem Wechsel zu Inter, war ich auf der Suche nach meinem fußballerischen Glück“, analysierte der 46-Jährige seine Stationen im Profifußball im Schnelldurchlauf.

Als besonders einschneidend bezeichnete Figo neben dem Wechsel an die Concha Espina auch den Gewinn der U20-Weltmeisterschaft 1991. „Das hat uns die Tür zum Ausland geöffnet; ich ging nach Barcelona. Das war ein einschneidender Moment in meiner Karriere. Genauso, als ich danach nach Madrid kam und, als ich ein neues Abenteuer in Italien starten musste.“

Cruyff, Queiroz, Del Bosque, Mourinho: „Alle wichtig für mich“

In all den Jahren, in denen er mit seinem rechten Zauberfuß die Fußballfans in aller Welt beglückte, arbeitete der Portugiese mit zahlreichen Weltklasse-Trainern zusammen. Nach seinem Favoriten gefragt, antwortete Figo diplomatisch: „Ich hatte das Glück, unter Cruyff trainieren zu dürfen, der für mich ein Meister der Philosophie, des Spiels und des Konzepts war. Queiroz hat mich bei der Nationalmannschaft geformt und gefördert; auf ihn bin ich auch bei anderen Stationen getroffen wie Madrid oder der A-Nationalmannschaft. Dann waren da auch noch Del Bosque und Mourinho bei Inter. Da ist es schwer, einen auszuwählen, weil alle wichtig für mich waren.“

111 Gründe, Real Madrid zu lieben

Angesprochen auf die Möglichkeit, irgendwann als Manager oder Sportdirektor tätig zu werden, erwiderte der Ex-Blanco vielsagend: „Das ist ein Arbeitsfeld, dass mir besser gefällt als das des Trainers. Vielleicht liegt das daran, dass ich die Spieler zu gut kenne (lacht).“

„Ramos verdient den Ballon d’Or“

Gut kennen tut Luís Figo auch Sergio Ramos. Zwar spielte er nie gemeinsam mit dem Andalusier im Dress des spanischen Rekordmeisters (Figo wechselte im Juli 2005 von Real zu Inter, Ramos heuerte erst einen Monat später in Madrid an); der Weltfußballer von 2000 hat Ramos’ steilen Aufstieg zur Klub-Legende aber stets als Fan beobachtet. Dem 33-jährigen Innenverteidiger wünscht Figo auf den letzten Metern seiner Laufbahn den Ballon d’Or!

„Wegen seiner Qualität verdient er den Ballon d’Or. Als Verteidiger oder Torwart erscheint es schwieriger, ihn zu gewinnen, Cannavaro hat es aber geschafft. Das ist immer abhängig vom Moment, vom Jahr und von der Konkurrenz. Aber aufgrund seiner Qualität ist klar, dass er ihn verdient“, beteuert der UEFA-Berater, der neben Ramos auch über seine Zeit in Madrid ins Schwärmen geriet. „Das Santiago Bernabéu ist ein spektakuläres Stadion, eines der wichtigsten der Welt. Ich war fünf Jahre bei diesem großen Klub, der mir sehr viel gegeben hat und bei dem ich die Magie dieses Trikots erleben durfte.“

„Real ist auch ohne Cristiano ein großer Klub“

Besagtes Trikot trägt Cristiano Ronaldo seit Juli letztes Jahres nicht mehr. Über die Auswirkungen des Abgangs seines Landsmanns meinte Figo: „Wenn es sich um Cristiano, Messi oder einen anderen Spieler, der zu seiner Zeit der Beste der Welt war, handelt, ist es normal, dass dieser Spuren hinterlässt. Die Spieler bleiben; die Trainer aber müssen gehen, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. Die Zeit der Spieler geht vorüber, die Klubs bleiben bestehen. Real wird auch ohne Cristiano ein sehr großer Klub bleiben und war mit ihm ein sehr, sehr großer Klub.“

Zinédine Zidane soll Real Madrid wieder zu so einem „sehr, sehr großen Klub“ machen. Mit einem Sieg gegen SD Huesca kann der Rückkehrer die Blancos noch einen Schritt weiter aus der sportlichen Misere führen. Ob das gelingt?

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