
MADRID. Eigentlich begann seine Karriere verheißungsvoll: Nach erfolgreichen Jahren in Reals Jugend und der Castilla debütierte Mariano Díaz am 2. Spieltag der Spielzeit 2016/17 gegen Celta Vigo im königlichen Dress. Nach ordentlichen Einsätzen unter Zinédine Zidane sollte Lyon die nächste Station sein, um Spielpraxis zu sammeln und sich zu entwickeln. Dort wusste er 2017/18 zu überzeugen, sodass bereits nach einem Jahr Abstinenz wieder das königliche Interesse geweckt war, und das nicht nur, weil Cristiano Ronaldo eine große Lücke im Angriff hinterlassen hatte, welche Mariano – zumindest teilweise – schließen sollte.

Anfängliches Vertrauen bald verpufft
Mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet und der wohl ehrwürdigsten Trikotnummer, die man bei den Blancos erhalten kann, startete der 25-Jährige in die Saison beim Klub seiner Träume. “Ich denke nicht daran, sondern lediglich, jeden Tag bis ans Maximum zu trainieren, um Spielminuten genießen zu können”, antwortete Mariano vergangenen Herbst, angesprochen auf seine Rückennummer. Unter Julen Lopetegui wurde der Sohn einer dominikanischen Mutter und eines spanischen Vaters zu Beginn der Saison noch regelmäßig eingesetzt, auch wenn es sich zumeist um Einwechslungen handelte. Mariano war immer wieder gefragt – und er konnte zuweilen auch abliefern, wie bei seinem sehenswerten Treffer nach Einwechslung am 1. Champions-League-Spieltag gegen AS Rom. Der bullige und schnelle Stürmer schien stets eine gute Option.
Verletzungspech und Dasein als Zaungast
Doch einiges änderte sich: Mit dem November kam nicht nur die erste sportliche Krise in die spanische Hauptstadt, sondern auch der körperliche Zustand machte dem einmaligen dominikanischen Nationalspieler zunehmend zu schaffen: Zunächst quälten ihn muskuläre Probleme, nach der Jahreswende machte ihm der Ischias zu schaffen. Eine Berücksichtigung für den Kader der Merengues war unter der kurzweiligen Ära des Santiago Solari kaum möglich. Und während Mariano an seiner Fitness arbeitete, manövrierte sich die Mannschaft selbst in eine Spielzeit hinein, welche die Beteiligten am liebsten vergessen würden. Der Mittelstürmer selbst konnte wenig daran hindern und musste das Geschehen meist von der Tribüne verfolgen: Während des schleichenden Prozesses, der die Meisterschaft in weite Ferne rücken ließ, war der Rechtsfuß teilnahmsloser Zuseher, oder musste sich mit einer Rolle als Komparse für die letzten Spielminuten begnügen.
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Seit Februar rangiert Mariano zwar nicht mehr auf der Liste des königlichen Lazaretts, am kollektiven sportlichen Versagen seiner Kollegen konnte und durfte der dynamische Angreifer trotzdem kaum noch etwas ändern. Gemäß seiner Worte aus der Hinrunde, besitzt Mariano zumindest die richtige Einstellung für seine aktuelle Situation: “Ich plane keine Saison, ich denke nur an das nächste Training, um dort alles zu geben und am nächsten Tag dasselbe. Wenn das Wochenende kommt, entscheidet der Trainer.”
Dennoch: Weder beim unglücklichen Ausscheiden aus der Copa del Rey gegen die Mannschaft aus seiner katalanischen Geburtsstadt, noch in den nahezu peinlichen Auftritten im Achtelfinale der Königsklasse, gegen Ajax Amsterdam hatte der Angreifer die Möglichkleit gehabt, wesentlichen Einfluss auf den Ausgang zu nehmen. Lediglich im Hinspiel gegen die Niederländer erschien Díaz in den letzten neun Minuten auf dem Rasen. Insgesamt stand Reals Nummer 7 nur 9,5 Prozent der möglichen Minuten auf dem Platz – nur 574 von 4.500 – und das ohnehin nur zwei Mal von Beginn an.

Quo vadis, Mariano?
Auch wenn inzwischen alle Titel-Chancen in dieser Saison verloren sind, geht es in den letzten Wochen für Díaz um noch sehr viel: Es geht um seine Reputation als Angreifer, das Vertrauen von Trainer Zidane und seine Rolle in der Mannschaft hinsichtlich des bevorstehenden Umbruchs in Madrid. Mit insgesamt 15 Einwechslungen in dieser Saison, die selten über 15 Minuten andauerten und zahlreichen Nicht-Berücksichtigungen im Kader läuft dem Angreifer allerdings die Zeit davon. Nun bleiben ihm noch sieben Ligaspiele, um zu beweisen, was in ihm steckt und dass es vergangenen Sommer kein Fehler gewesen ist, den Angreifer mit einem Vertrag bis 2023 und der wohl denkwürdigsten Rückennummer der Klubgeschichte auszustatten. Ein Wechsel im Sommer gilt dennoch als nicht unwahrscheinliche Option. Mit “Hier gibt es viele Spieler, mit denen man Kasse machen kann”, hat Zidane bereits einige Abgänge im Auge. Marianos Wert liegt bei 20 Millionen Euro.
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