
Modrić: Ein Weltfußballer, der keiner ist
MADRID. Das Ziel sei es, so Luka Modrić, „mindestens noch 100 weitere Spiele für Real Madrid zu absolvieren“. Nachdem das Duell am Ostersonntag gegen Athletic Bilbao abgepfiffen worden war, freute sich der 33-jährige Kroate nicht nur über das deutliche 3:0 der Königlichen, sondern in persönlicher Hinsicht auch über seinen 300. Einsatz im Trikot des weißen Balletts. Präsident Florentino Pérez gab sich die Ehre und stattete der Kabine einen Besuch ab, um Modrić zu dessen Jubiläum ein präpariertes Trikot zu überreichen.
Man könnte behaupten, eine bessere Saison hätte der Mittelfeld-Star trotz des Versagens der Mannschaft in Meisterschaft, Copa del Rey und Champions League nicht erleben können, schließlich war er im August, September und Dezember noch mit reichlich individuellen Trophäen ausgezeichnet worden. Auf die Wahl zu Europas Fußballer des Jahres folgten der Gewinn des Weltfußballer-Titels und des prestigeträchtigen Ballon d‘Or.

Erstmals seit 2007 hat der Goldene Ball einen Besitzer, der nicht Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi heißt! (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

“Lukita” vor der Preisverleihung mit Töchterchen Sofia (geboren am 2. Oktober 2017). (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

Nach der „The Best“-Auszeichnung zum FIFA-Weltfußballer sowie dem UEFA-Titel zu Europas Fußballer des Jahres räumt der 33-Jährige nun also auch den Ballon d’Or ab. (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

Florentino Pérez war natürlich dabei, als sein Schützling seinen großen Moment erlebte. (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

Eine schrecklich glückliche Familie: Luka und seine Ehefrau Vanja (36), Sohnemann Ivano (8) und die Töchter Ema (5) und Sofia (1). (Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP/Getty Images)

Das Gran Palais in Paris hat sich herausgeputzt für die große Gala. (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

Die erstmalig verliehene Kopa Trophäe ging – ebenfalls wie erwartet – an Kylian Mbappé. (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

Überglücklich nahm der “Sohn des Krieges” die Auszeichnung entgegen. (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)

Stolzer Luka, stolze Eltern! (Foto: Franck Fife/AFP/Getty Images)
Errungenschaften, denen Modrić aber seit Monaten nicht gerecht werden kann. Auch am Sonntag, als Real bei Rayo Vallecano gastierte und 0:1 verlor, stellte sich die Frage: Das soll er sein, der beste Fußballer der Welt? Allen voran in der ersten Halbzeit präsentierte er sich völlig neben der Rolle. In der 38. Minute, als der Tabellenletzte der Primera División bereits in Führung lag, verzeichneten die Statistiker bereits den siebten leichtfertigen Fehlpass des eigentlich so ballsicheren Modrić. Rayo wurde dadurch ein ums andere Mal zu guten Gelegenheiten eingeladen. Von REAL TOTAL bekam die Nummer 10 die Note 5,5.
Dass sich Reals Krisensituation förmlich wie ein roter Faden durch die gesamte Saison zieht, basiert zweifellos auch auf der alles andere als überragenden Verfassung des Mannes, der das Spiel als Taktgeber und Antreiber maßgeblich lenken soll. In Madrid pflegt man nämlich seit inzwischen einigen Jahren zu sagen: Wenn Modrić gut spielt, spielt Real gut.

Nach WM: Hat Modrić seinen Zenit überschritten?
Seit dem mit Kroatien verlorenen Finale der Weltmeisterschaft in Russland schlüpfte er bis dato zu oft in die Rolle eines Mitläufers, der mit sich selbst zu kämpfen hat, wenig Verantwortung übernimmt, keine Gruppendynamik entwickelt, stattdessen blass bleibt. Daraus machte Modrić selbst kein Geheimnis. Er ist schließlich jemand, der es selbst in aller Öffentlichkeit immer bevorzugt, Tacheles zu reden. „Ich kam nicht gut in die Saison. Es hat mir einiges abverlangt, den Spielrhythmus zurückzugewinnen“, so der Spielmacher im März. Nach der WM hatte er mentale Probleme: „Die Intensität ist für eine kurze Zeit enorm hoch und am Ende bekommt man die Quittung dafür.“
Ab der Klub-Weltmeisterschaft im Dezember habe er sich nach eigener Aussage zwar besser gefühlt, doch neben ein wenig Licht besaßen seine Auftritte stets viel Schatten. Wie auch jetzt wieder gegen Rayo. Es ensteht allmählich der Eindruck, als hätte Modrić seinen Zenit überschritten. In weniger als einem halben Jahr, im September, wird er 34.
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Modrić muss sich strecken, um wichtig zu bleiben
Ob er auch diesen Geburtstag in der spanischen Hauptstadt feiert? Als mögliches Opfer des bevorstehenden Umbruchs galt der „kroatische Mozart“ trotz der Gerüchte um einen Kauf von Manchester Uniteds Paul Pogba und der möglichen Rückkehr des an den FC Chelsea verliehenen Mateo Kovačić bislang nicht – zumal er selbst seine Zukunft allein bei Real sieht, nachdem er 2018 noch mit Inter Mailand geflirtet hatte. Aber vielleicht denkt ja die Führung mittlerweile nach, mit einem Verkauf des Kroaten noch etwas Kasse zu machen.
Klar ist: Mit Leistungen wie der in Vallecas wird Modrić es in Zukunft zumindest einmal mit Blick auf die Startelf der Königlichen schwer haben, seinen gesicherten Platz zu behalten. Und damit auch, 100 weitere Real-Einsätze zu bestreiten…
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