
MADRID. So habe ich das Bernabéu selten erlebt. Still. Also, richtig still. Nicht mal Pfiffe. Selbst die für ihren 90-minütigen Support bekannten Grada Fans RMCF hatten für einige Minuten ihre Gesänge eingestellt. Zwischen Begräbnis und Geisterstadt war allen klar, was passiert ist: Zinédine Zidane hat nicht mal im letzten Spiel für die letzten Minuten Gareth Bale seine letzten, „verdienten“ Minuten schenken wollen. Es kam Lucas Vázquez, der (wahrscheinlich) auch kommende Saison Weiß tragen wird, nicht so Bale.
Reactions by the fans for the 0:2 and the fact, that @GarethBale11 won’t get his last game, as Vázquez was subbed in. Really sad for a legend like #Bale, who brought 14 trophies in 6 years to #RealMadrid… pic.twitter.com/gy836PAFbg
— Nils Kern (@nilskern17) 19. Mai 2019
„Unfassbar“, hörte ich Kollegen auf der Pressetribüne. Er hat es wirklich getan. Als wären Spiel und Ergebnis nicht schon schrecklich genug, hat „Zizou“ so für den letzten Brocken auf einer Misthaufen-Saison gesetzt. Warum? Was hat Bale dem Franzosen getan? Dass es für ihn keinen Platz mehr gibt, er verkauft werden muss, ist klar – aber nicht mal ein paar letzte Minuten? Aus Schutz vor Pfiffen? Die Schockstarre der Fans nach der 76. Minute zeigte, das viele der 56.900 anwesenden Fans die wenigen drohenden Pfiffe mit warmen Applaus überdeckt hätten. “Das ist wahr. Es tut mir leid. Aber wir wissen nicht, was passieren wird”, versuchte sich Zidane im Anschluss zu rechtfertigen. Wir wissen auch nicht, was mit ihm in einem sowohl überflüssigen als auch bereits verlorenen Spiel passiert wäre – also was soll das?
Nach 14 Titeln in sechs Jahren hätte sich Bale einen Abschied verdient gehabt. Keylor Navas kann mit gutem Gefühl gehen, nicht nur weil er der Beste auf dem Platz war, sondern weil dieser dem Costa Ricaner nach dem Abpfiff für einige Momente gehörte. Gänsehaut und dröhnende Augen bei mir – Navas‘ Abschied erinnerte an James‘ 2017, der applaudierend im Mittelkreis den Fans „Adiós“ sagte.
Nach zwei Nichtnominierungen durfte Bale an diesem Sonntagmittag immerhin auf die Bank. Und wofür? Um zuzusehen, wie Zidane lieber Marco Asensio, Isco und Vázquez einwechselt, statt den einstigen 101-Millionen-Mann. So notwendig der Verkauf des Walisers auch sein mag, aber so eine Behandlung ist traurig, und in meinen Augen nicht Real Madrids würdig. Zidane, damit hast du dir keinen Gefallen getan. So könnte es noch häufiger ganz still sein im Bernabéu…
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