
“Ein guter Zeitpunkt für eine neue Herausforderung”
“Real Madrid ist ein Traum – erst recht mit Zidane”, waren die Worte von Paul Pogba, die Mitte März die Gerüchte um einen Wechsel Manchester Uniteds Star in die spanische Hauptstadt ins Rollen brachten.
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Und wenig später: “Ich bin seit drei Jahren in Manchester und es war toll für mich. Es gab gute und schlechte Momente.” Somit dürfte spätestens nach den letzten Aussagen des Franzosen klar sein, dass der 26-Jährige seinen Abschied aus England forciert – wohl am liebsten in Richtung Madrid. Doch ob die Transfersaga um Paul Pogba aus Sicht von Real Madrid am Ende ein glückliches Ende nimmt?
Juventus ebenfalls interessiert
Juventus Turin ist ebenfalls stark daran interessiert, den Mittelfeld-Star zu verpflichten. Immerhin stand Pogba bei der “Alten Dame” bereits von 2012 bis 2016 unter Vertrag, ehe er sich für eine Rückkehr zu seinem Jugendklub Manchester, das sich dessen Dienste 105 Millionen Euro kosten ließ, entschied. “Pogba hat uns viel gegeben und hat sich hier gut entwickelt. Wir lieben ihn, dennoch ist er ein Spieler von Manchester United”, teilte Sportdirektor Fabio Paratici vor kurzem bei der Vorstellung vom neuen Juve-Trainer Maurizio Sarri mit.
Geht es nach der italienischen Sportzeitung CORRIERE DELLO SPORT, so sei Juventus sogar Kronfavorit auf den Pogba-Transfer. Demnach habe der extravagante Mittelfeldprofi den Königlichen sogar eine Abfuhr erteilt und setze alles daran, ein zweites Mal bei den “Bianconeri” anzuheuern. Dass die Meldung um einen Wechsel zum italienischen Rekordmeister jedoch nichts weiteres als reine Spekulation ist, könnten zwei ganz ausschlaggebende Gründe belegen.
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— Corriere dello Sport (@CorSport) 26. Juni 2019
“Eine neue Herausforderung suchen an einem anderen Ort”, so Pogbas Worte, die er Reportern erst kürzlich bei einem Event in Tokio mitteilte. Lässt man sich diese Aussage nochmals durch den Kopf gehen und verknüpft diese mit jenen Aussagen aus dem März, als der Franzose von den Blancos schwärmte und den Äußerungen von Zinédine Zidane kurz darauf: “Er gefällt mir sehr. Er ist ein Unterschiedsspieler und gibt einer Mannschaft viel”, ist nicht davon auszugehen, dass der Weltmeister von 2018 mit einer neuen Herausforderung an einem anderen Ort seinen Ex-Klub adressiert hat.
Mit Miralem Pjanić, Emre Can, Rodrigo Bentancur, Blaise Matuidi, Sami Khedira und Neuzugang Aaron Ramsey (kommt ablösefrei vom FC Arsenal) – Adrien Rabiot, könnte in Kürze ablösefrei von Paris Saint-Germain folgen – stehen derzeit sechs, wenn nicht bald sieben etatmäßige Spieler im Juventus-Kader, die allesamt die Postionen spielen, auf denen auch Paul Pogba angesiedelt ist. Zwar steht außer Frage, dass der derzeitige ManUtd-Star im Team von Neu-Juve-Coach Maurizio Sarri in der Startformation gesetzt wäre, dennoch müssten die “Bianconeri” damit noch einen, wenn nicht mehrere Mittelfeldspieler abgeben – sofern auch Rabiot kommt.
Bedarf im königlichen Mittelfeld
Bei Real Madrid hingegen gestaltet sich die Thematik schon deutlich anders. Spätestens nach dem ersten Abgang von Marcos Llorente in Richtung Atlético ist klar: Die Merengues müssen noch mindestens einen Mittelfeldspieler verpflichtet – zumal dies auch die einzige Position ist, auf der bislang noch nicht nachgerüstet wurde, obwohl dringend notwenig. Wie bereits Chefredakteur Nils Kern meinte, wäre Pogba, nicht nur aufgrund seiner Qualitäten, dafür genau “das fehlende Puzzlestück”.
303 Millionen Euro wurden bereits investiert – der Transferrekord aus dem Jahr 2009 (258,5 Millionen) bereits vor dem 1. Juli übertroffen. Fünf Neue sind es bereits und mit Eden Hazard ist bislang ein “Galáctico”-Transfer zu verzeichnen. Doch der größere respektive teurere “Galáctico” soll mit Paul Pogba erst noch kommen. Das dürfte bislang die schwierigste Hürde in Anspruch nehmen. Wie Medienberichten zu entnehmen ist, fordert United derzeit zwischen 150 und 180 Millionen Euro für deren 16-Tore-Mann aus der vergangenen Saison. Eine Summe, die Real bislang nicht bereit sein wird, zu zahlen.
Scheitert der Deal (an der Ablöse), wer wären die Alternativen?
Dass United so viel fordert, kann zweierlei Gründe haben: Der eine wäre wohl Romelu Lukaku, dessen Wechselwunsch zu Inter Mailand bestehen soll. Und der andere ist wohl, dass der dreimalige Champions-League-Sieger in der kommenden Spielzeit nur in der Europa League vertreten ist. Adäquate Nachfolger für die beiden Stars zu finden, dürfte sich angesichts dessen deutlich schwer gestalten. Gleich zwei Stammspieler ziehen zu lassen und das Risiko einzugehen, eine weitere Saison ohne Königsklasse zu spielen? Für die “Red Devils” – nicht nur aus finanzieller Hinsicht – wohl nicht hinzunehmen.
Sollte der Pogba-Transfer aus Real-Sicht wirklich nicht zustande kommen, dann wohl, weil Florentino Pérez und die Merengues den Forderungen Manchesters nicht nachkommen möchten. Oder können.
Gleichzeitig würde sich die Frage stellen, wer eine ebenso qualitative Nebenoption darstellen könnte. Um Christian Eriksen wurde es in letzter Zeit ruhiger. Der Däne hatte vor kurzem seinen Abschied von Tottenham durchklingen lassen. Somit kommen in der Gerüchteküche mit Fabián Ruiz und Donny van de Beek derzeit zwei konkrete und deutlich günstigere Kandidaten auf.

Letzterer soll sich laut der spanischen Zeitung MARCA eher als Pogba-Alternative herauskristallisieren. Wer es wohl morgen ist? Tanguy Ndombele wurde zwischendurch immerhin auch heiß gehandelt. Egal: Der 22-jährige Niederländer sorgte für Ajax in der vergangenen Saison für Furore und erzielte wettbewerbsübergreifend 17 Tore, drei davon in der Champions League. Eine ebenso beachtliche Quote für einen Mittelfeldspieler, wie jene, die Pogba – wohlgemerkt aber in der Premier League – in der vergangenen Saison zu verzeichnen hatte.
Die Verpflichtung von Pogba wäre jedenfalls nicht nur die sinnvolle Investition in die Steigerung der Leistung der Mannschaft, sondern auch ein Zeichen an die Konkurrenz, die nach einem starken Transferfenster – anders als in der abgelaufenen Saison – wieder Ehrfurcht vor den Königlichen verspüren dürfte. Allerdings sollte der Franzose nicht um jeden Preis verpflichtet werden: Bleibt United weiter hartnäckig, so erscheint es wohl doch sinnvoll, die Bemühungen in eine günstigere Alternative zu stecken.
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