Reportage

Real zukünftig mit Doppelspitze? Mit altem Rezept zu neuen Erfolgen

Durch den Transfer von Luca Jović als echten „Neuner“ und der Ankündigung Zinédine Zidanes, taktische Veränderungen vornehmen zu wollen, entfachten Spekulationen um eine neue Offensivformation bei den Königlichen. Nach Jahren der Dreierspitze könnte nun ein Sturmduo in der vordersten Linie für Tore sorgen. Ein moderates Mittel, wie es die Vergangenheit beweist.

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“BBC” prägte eine Ära in Madrid und errang gemeinsam vier Champions-League-Titel – Foto: Denis Doyle/Getty Images

Das Angriffsspiel der Königlichen war die letzten Jahre durch ein Sturmtrio geprägt und trug einen Namen: “BBC”! Mit dem Weggang von Cristiano Ronaldo im vergangenen Sommer endete die Ära der legendären “BBC-Offensive”, bestehend aus Karim Benzema, Gareth Bale und dem eben benannten Portugiesen.

Nach einem Seuchenjahr, in dem der “Dreizack” mit wechselndem Personal aufrechterhalten wurde, steht mit Bale nun auch das zweite Element des ehemals so erfolgreichen Trios auf dem Abstellgleis, sodass nur noch der Franzose Benzema eine Rolle unter seinem Landsmann Zidane spielen dürfte.

Der Übungsleiter hat indes Veränderungen angekündigt, welche sich womöglich auf die Grundausrichtung auswirken werden. Eine System-Revolution könnte sich anbahnen.

Als Zidane noch spielte: Mit Sturmduo zum Erfolg

Demnach würde es Sinn machen, den viel für die Mannschaft arbeitenden, gerne auch Mal ins Mittelfeld fallenden oder auf die Flügel ausweichenden Benzema zusammen mit dem klassischen Strafraumspieler wie Luka Jović agieren zu lassen, da sich beide Akteure in ihrem Stil ergänzen dürften. Flankiert von Neuzugang Eden Hazard oder dem quirligen Vinícius Júnior könnten die beiden Angreifer im Verbund für mächtig durcheinander in den gegnerischen Abwehrreihen sorgen. Ein Konzept, welches in der Vergangenheit schon gut funktioniert hat. 4-3-3 adiós, hola 4-2-2-2 oder 4-4-1-1?

Denn bereits vor der “BBC”-Ära und noch vor den “Galácticos” agierten die Blancos erfolgreich mit einem Sturmduo. Bei den Triumphen in der Königsklasse um die Jahrtausendwende (1998, 2000 und 2002) agierte jeweils Fernando Morientes mit einem Nebenmann in der Spitze. Ist es 1998 gegen Juventus Turin noch Pedrag Mijatović gewesen, stand im Jahr des Milleniums gegen den FC Valencia der Franzose Anelka an der Seite des kopfballstarken Morientes, ehe für das Endspiel gegen Bayer Leverkusen 2002 sein Landsmann Raúl aus dem Mittelfeld in die vorderste Linie gezogen wurde. Gerade dieses Finale in Glasgow gegen die Werkself dürfte Zidane in bester Erinnerung haben, war es doch seine Sternstunde mit einem mehr als sehenswerten und entscheidenden Treffer zum 2:1-Endstand.

Morientes gewann mit wechselndem Sturmpartner insgesamt drei Champions-League-Titel für Real Madrid – Foto: AllsportUK/Getty Images

Auch bei den Meisterschaften 2007 und 2008 sah man hin und wieder Spuren einer Doppelspitze: Damals unterstützte der hängende Raúl meist Strafraumraubtier Ruud van Nistelrooy im Zentrum, und wurde flankiert durch Robinho und mal David Beckham (2007), mal Wesley Sneijder (2008) auf den Außen. Warum also nicht zurück zum alten Erfolgskonzept?

Vergangenheit zeigt: Erfolge keine Ausnahme

Blättert man weiter in den Geschichtsbüchern der Merengues, kommen zusätzliche Exempel erfolgreicher Sturm-Tandems unter, welche eine Systemumstellung untermauern: In der erfolgreichen Zeit Mitte der 1980er- bis Anfang der 1990er-Jahre waren es zwar drei Angreifer, die auf sich aufmerksam machten, doch schon vor der Ankunft von Hugo Sánchez (1985) sorgten bereits der Argentinier Jorge Valdano und Emilio “el Buitre” Butragueño gemeinsam für Tore, nach dem Weggang von Valdano (1987) harmonierten der Spanier und Sánchez weiterhin hervorragend. Ergebnis: Rekord bedeutende fünf Meisterschaften in Folge bis 1990. Und auch während ihrer gemeinsamen Zeit an der Concha Espina agierten die drei gelegentlich pärchenweise, wie zum Beispiel im UEFA-Cup-Finale gegen den 1. FC Köln 1986, wobei Mexikaner “Hugol” mit Valdano in der Startelf gestanden hatte.

Unvergessen auch die späten 1950er-Jahre, als keine geringeren als Alfredo Di Stéfano und Ferenc Puskás auf ihre alten Tage Fußballeuropa das Fürchten lehrten – mit dem 7:3-Endspiel 1960 gegen Eintracht Frankfurt als Schluss- und Höhepunkt. Die beiden erzielten damals alle sieben Tore.

Real Madrid Trikot

Luxusproblem vorne: Wie plant Zidane?

Welche Vorstellungen zur neuen Spielweise “Zizou” genau verfolgt, bleibt zunächst Spekulationen überlassen. Zumal der Franzose ein absolutes Luxusproblem, wenn nicht sogar die Qual der Wahl zu haben scheint, immerhin listet Real Madrid für seinen Kader offiziell zehn Offensivkräfte – neben den Mittelstürmern Mariano Díaz, Benzema und Jović auch Gareth Bale (noch), Lucas Vázquez, Marco Asensio, Brahim Díaz, Vinícius Júnior, Eden Hazard sowie Rodrygo Goes.

Ob Doppel- oder Einzelspitze: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Königlichen schon sehr erfolgreiche Zeiten mit einem Sturmduo erlebt haben und der Franzose das aus erster Hand weiß. Denkbar, dass Zidane sich an diese Zeit erinnert fühlt und daraus die Ideen schöpft, um eine ganz neue Ära einzuleiten. Dann könnte es schon bald heißen, Zidane serviert neue Titel, mit einem alten Rezept.

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
Doppelspitze, Mariano abgeben.
Wenn ein akzeptables Angebot für Bale kommt auch abgeben und in einen flexiblen Stürmer Nummer 3 investieren der entweder aufgrund des hohen Alters bereit ist die dritte Geige zu spielen oder noch so jung das es ihm genügt die Bank zu drücken und ins Team zu rotieren. Aber Mariano funktioniert nur wenn er regelmässig spielt. So ist es eine loose-loose Situation für beide Parteien.
 
Bereits in der CL 16/17 & 17/18 hat ZZ mit Benzema und Ronaldo als Doppelspitze gespielt. Auch Ancelotti hat es gegen die Bayern schon erfolgreich umgesetzt. Für Benzema ist es einfach die perfekte Rolle sich offensiv frei zu bewegen. Genauso wird Jovic in vorderster Front davon profitieren. Bei Frankfurt hat er mit Haller bereits einen Spielertypen wie Benzema neben sich gehabt. Insbesondere für die Liga-Partien könnte das ein sehr erfolgsversprechendes System sein, um kontinuierlich Ergebnisse zu liefern. Mit Hazard & Vinicius/Asensio hat man im Gesamtpaket die Möglichkeit sowohl über Außen als auch durch die Mitte in die gefährlichen Zonen vorzudringen.

Das System könnte auch der Grund sein, wieso ZZ unbedingt Pogba haben möchte. Eriksen würde neben Kroos auf so einer tiefen Position untergehen. Als Box-to-Box Spieler ist Pogba prädestiniert. Die Frage bleibt, ob man in dem System auch gegen die Großen defensiv stabil bleiben kann. Alternativ könnte auch Casemiro als Geheimwaffe zum Zug kommen und für Asensio/Vini oder Jovic auflaufen (entweder 4-1-2-1-2 oder 4-3-3).

Ich bin schon sehr gespannt auf die ersten Testspiele
 
Das wäre die einzig logische Formation momentan. Und nächstes Jahr ergibt das noch mehr Sinn, da ein gewisser Franzose dazustoßen wird. ;)
 
Vielleicht sehe ich es zu einfach .

Mit CR7 und Benz hat ZZ eine Doppel-Spitze spielen lassen .
Als Überraschungs- oder Flexibilitäts-Element mit Bale zusammen eine Dreifach-Spitze .
Das hat die Gegner verwirrt und überfordert . Und spektakuläre Umschalt-Angriffe und Tore gebracht .

Würde es begrüssen , wenn dies nun mit Benz / Hazard / Jovic oder Bale wieder praktiziert wird . Dazu kommt dann noch Vini , mit bis dahin verbessertem letztem Pass oder Abschluss .

Wenn die Genannten sich genug bewegen , dann kommen auch die Bälle aus dem Mittelfeld . Da braucht es noch die Verstärkung von Pogba oder Eriksen . Mit Präferenz auf Eriksen , damit das Ganze auch harmonieren mag . Den "Rest" würde ich auf diesen "Offensive Kern" aufrichten . Damit meine ich Asensio , Isco und zum Teil Modric als mögliches flankierendes oder entlastendes Element . Aber vielleicht ist das auch nur zu träumerisch oder einfach gedacht . Mir würde es auf jeden Fall gefallen .
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei der Vielzahl an Flügelspieler und der unzureichenden Anzahl an geeigneten Mittelfeldspielern, leitet sich nach wie vor ein 4-3-3 ab. Auf Basis des derzeitigen Spielermaterials spiegelt die Formation eine ausreichende Balance zwischen Offensive und Defensive wieder. Allenfalls wäre mit Abstrichen ein 4-4-1-1 möglich, sofern die hochstehenden Flügelspieler (Verteidiger und Mittelfeld) auch nach hinten arbeiten würden. Halte die Formation für insgesamt nicht ausreichend stabil in Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Für alle anderen Systeme hat Madrid nicht die notwendigen Spielertypen. Es fehlt dafür an physisch starken und lauffreudigen Sechser oder Achter, um ein stabiles Mannschaftsgefüge herzustellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Richtig und sauber auf den Punkt gebracht .

Jedoch sollten mMn der 6er und 8er das Spiel stabilisieren und Spiel-Kontrolle zu bringen .
Und wie in guten Zeiten bewährt , die Offensive-Kräfte mit Ihren Extra-Fähigkeiten lancieren .

Da sind wir mit Kr8s und Case gut bedient . Was man auch immer an diesen Schlüsselspielern kritisieren mag .
Wenn ZZ daran festhält , dann muss er allerdings diese auch wieder auf die Spur bringen . Diese Möglichkeit ist immer noch vorhanden und als entsprechende Hausaufgabe zu betreuen . ZZ kennt jedoch die Spieler sehr gut und kann dies einschätzen .

Bei der Vielzahl an Flügelspieler und der unzureichenden Anzahl an geeigneten Mittelfeldspielern, leitet sich nach wie vor ein 4-3-3 ab. Auf Basis des derzeitigen Spielermaterials spiegelt die Formation eine ausreichende Balance zwischen Offensive und Defensive wieder. Allenfalls wäre ein mit Abstrichen ein 4-4-1-1 möglich, sofern die hochstehenden Flügelspieler (Verteidiger und Mittelfeld) auch nach hinten arbeiten würden. Halte die Formation für insgesamt nicht ausreichend stabil in Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Für alle anderen System hat Madrid nicht die notwendigen Spielertypen. Es fehlt dafür an physisch starken und lauffreudigen Sechser oder Achter, um ein stabiles Mannschaftsgefüge herzustellen.
 
Richtig und sauber auf den Punkt gebracht .

Jedoch sollten mMn der 6er und 8er das Spiel stabilisieren und Spiel-Kontrolle zu bringen .
Und wie in guten Zeiten bewährt , die Offensive-Kräfte mit Ihren Extra-Fähigkeiten lancieren .

Da sind wir mit Kr8s und Case gut bedient . Was man auch immer an diesen Schlüsselspielern kritisieren mag .
Wenn ZZ daran festhält , dann muss er allerdings diese auch wieder auf die Spur bringen . Diese Möglichkeit ist immer noch vorhanden und als entsprechende Hausaufgabe zu betreuen . ZZ kennt jedoch die Spieler sehr gut und kann dies einschätzen .

ich würde halt gerne da iwo drin noch Ceballos drin haben, ich denke der könnte sich noch erheblich entwickeln, in ihm steckt sehr viel Potential finde ich! Aber auch ein Isco in der Form wie gegen Italien im Bernabéu wäre mal wieder schön..
 
Doppelspitze Benz-Jovic wäre genial.
 

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