Reportage

Neuer Anlauf in der Königsklasse: Das sind die Gruppengegener

Die Champions League ist der Wettbewerb für Real Madrid! Kein Team konnte dem Kampf um den Henkelpokal derart seinen Stempel aufdrücken wie die Blancos. Nun steht die Gruppenphase bevor und die Königlichen wollen das frühe Vorjahres-Aus im Achtelfinale gegen Ajax Amsterdam vergessen machen. Dafür muss der Grundstein in der Vorrunde gelegt werden und die verspricht interessante Gegner. REAL TOTAL stellt die Kontrahenten vor.

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Paris Saint-Germain

Klubs wie Paris Saint-Germain stehen nicht wirklich in der Gunst öffentlicher Wahrnehmung. Mit finanzieller Power aus einer katarischen Investorengruppe – im volkstümlichen Sprachgebrauch etwas salopp auch gerne als “Scheich-Millionen” deklariert – wollen die neureichen Pariser mit allen Mitteln die Champions League für sich entscheiden. Bisher mit überaus überschaubarem Erfolg: Seit 2012, dem Jahr in dem der Wind des Geldes in Paris zu wehen begann, erreichte man nicht ein einziges Mal das Halbfinale der Königsklasse, die letzten drei Spielzeiten war bereits nach dem Achtelfinale Feierabend für die Modestädter. Ist der Champions-League-Titel denn doch nicht käuflich und damit das Projekt zum scheitern verurteilt? Zumindest bleibt der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger im Jahr 1996 der größte Triumph in der Klubhistorie.

Angel Di Maria Casemiro Real Madrid Paris St. Germain
In der Saison 2017/18 setzte sich Real beim letzten Aufeinandertreffen gegen Paris im CL-Achtelfinale durch – Foto: Curto de la Torre/AFP/Getty Images

Neben dem unverhältnismäßigem Einsatz der schier unerschöpflichen Finanzmittel und der Tatsache, dass der Pariser Renommee-Klub das Financial Fairplay als Farce erscheinen lässt, passt es in die Klub-Historie, dass man nach der Gründung 1970 durch eine Übernahme des Spielrechts eines anderen Vereins direkt in der 2. französischen Liga mitwirken konnte (später allerdings durch Sanktionen in Liga 3 degradiert wurde) und bereits ab dem Jahr 1973 durch Modeschöpfer und Mäzen Daniel Hechter gefördert wurde. Heute hat der starke Mann in der französischen Metropole mit Mode zwar nicht viel gemein, aber dennoch sind der Scheich Nasser Al-Khelaifi und PSG unzertrennlich miteinander verbunden. Mit den Millionen des Mittelgebers konnten die Franzosen unter anderem mit Neymar (222 Mio. Euro) den teuersten Transfer der Fußball-Historie tätigen und Kylian Mbappé, den inzwischen wertvollsten Spieler (entsprechend des Marktwertes) der Welt verpflichten. Beide standen auch diesen Sommer immer wieder als mögliche Neuzugänge für Real zur Debatte, konkret wurde der Deal allerdings nicht. Dennoch gab es einen Transfer zwischen den Klubs: Durch eine Torwart-Rochade steht voraussichtlich bei den Duellen gegen Paris mit Keylor Navas ein Schlussmann im Gehäuse, für den die Madridistas viele Sympathien hegen – und der im Gegensatz zu den meisten seiner neuen Kollegen weiß, wie man die Champions League gewinnen kann…

Galatasaray Istanbul

“Gala” oder auch “Cimbom”, wie das Team von Startrainer Fatih Terim im Volksmund genannt wird, wurde als erster rein-türkischer Verein – die Klubs bis dahin waren zumeist durch ausländische Einwanderer gegründet worden – im Jahr 1905 im Stadtteil Beyoglu auf der europäischen Seite der Bosporus-Metropole aus der Wiege gehoben. Ab diesem Zeitpunkt entwickelte sich eine Erfolgsgeschichte um den Klub, welcher heute sowohl Rekordmeister als auch Rekord-Pokalsieger seines Landes ist. Der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte und Unikum im türkischen Fußball war der Triumph im UEFA-Pokal 2000 sowie der anschließende Sieg im europäischen Super Cup. Gegen? Real Madrid! Wenn die Königlichen am Bosporus gastieren, wird das Spiel im modernen Türk Telekom Stadumyu ausgetragen, wo sicherlich ein Hexenkessel zu erwarten sein wird. Kurios: Der ursprüngliche Stadionname “Türk Telekom Arena” wurde auf Befehl vom türkischen Machthaber Erdogan abgeändert, da der Begriff “Arena” an das Alte Rom erinnere und kein türkisches Wort sei.

Falcao wurde in Istanbul von den Fans bei seiner Vorstellung frenetisch gefeiert – Foto: Ozan Kose/AFP/Getty Images

Die Mannschaft, welche im Sprachgebrauch als “Aslanlar” (die Löwen) bezeichnet wird, ist besetzt mit einigen Akteuren, die schon anderswo für Furore sorgten. Neben dem uruguayischen Torwart-Routinier Muslera hat es allerdings vor allem der Angriff in sich: Mit Sofiane Feghouli, Ryan Babel und Emre Mor ist “Gala” durchaus prominent besetzt, der neue Shooting-Star ist allerdings der Kolumbianer Falcao, welcher direkt nach seiner Ankunft in Istanbul einen Hype ausgelöst hatte. Sergio Ramos und Co. werden sich also hüten müssen vor der geballten, türkischen Offensivpower. Gerade am Bosporus erwartet die Zidane-Elf keine leichte Begegnung. Und wer sich noch fragt, was Galatasaray überhaupt bedeutet: Es handelt sich übersetzt um den Palast von Galata, einem Stadtteil von Beyoglu.

Club Brügge

Was wir im deutschsprachigen Raum als Club Brügge oder häufig auch als FC Brügge bezeichnen, firmiert seit 1891 offiziell unter dem Namen Club Brugge Koninklijke Voetbalvereniging und verkörpert die flämische Gemeinde des Landes. Seine Heimspiele trägt der Klub im knapp 30.000 Zuschauer fassenden Jan-Breydel-Stadion aus, mit elf Pokalsiegen ist er zudem Rekordhalter in diesem Wettbewerb. Mit den 15 nationalen Meistertiteln liegt man allerdings hinter dem Dauerrivalen vom RSC Anderlecht, von welchem man sich unter anderem durch die eigene Interpretation als Arbeiterverein abgrenzen möchte. Die international größten Erfolge datieren zurück in die späten 1970er Jahre, als man unter Kult-Trainer Ernst Happel 1976 das UEFA-Pokalfinale und 1978 das Finale des Pokals der Landesmeister erreichte, sich allerdings jeweils gegen den englischen Vertreter FC Liverpool geschlagen geben musste. Von eben jenem Insel-Klub kam auch der wohl prominenteste Spieler nach Brügge: Mit Simon Mignolet hütet der international erfahrenste Mann von Brügge das Gehäuse, wobei Angreifer und “Wandervogel” Mbaye Diagne, aktuell ausgeliehen von “ausgerechnet” Galatasaray, auch schon Halt in Italien (Juventus Turin, Brescia), Frankreich (Ajaccio), Ungarn oder auch Saudi-Arabien gemacht hatte.

Auf Hans Vanaken müssen die Zidane-Schützlinge besonders Acht geben – Foto: AFP/Getty/Bruno Fahy

Der wohl interessanteste Spieler ist allerdings Hans Vanaken, welcher im offensiven Mittelfeld sein Unwesen treibt und mit drei Treffern in den vier Qualifikationsspielen maßgeblichen Anteil an der Teilnahme seiner Farben an der Königsklasse hatte. Dem 27-Jährigen sollten die Merengues nicht zu viele Freiräume bieten. Und noch etwas: Der Deutsche Übungsleiter Christoph Daum war ein Jahr lang (Saison 2011/12) für die Geschicke des Vereins – mehr oder weniger erfolgreich – verantwortlich. Heute trägt Philippe Clement die Verantwortung bei den Belgiern, welche in dieser Gruppe ganz klar als “Underdog” ins Rennen gehen werden.

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

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