
Reals erstes Mal in Deutschland – Beginn einer schwarzen Serie
Ein fast schon “vergessenes” Duell? Für die Münchener Löwen sicher nicht, bedeutete es für die immerhin die Premierensaison im wichtigsten europäischen Wettbewerb, nachdem das Team sich unter Trainerlegende Max Merkel in der Spielzeit 1965/66 zum ersten und bis heute einzigen Mal zum deutschen Meister krönte. Real Madrid hingegen war als einziger Verein in jeder Saison seit der Gründung des Wettbewerbs im Jahr 1955 ununterbrochen vertreten und gewann diesen bis dato schon unglaubliche sechs Male. Die Vorzeichen vor dem Achtelfinale waren dementsprechend klar: Real ging als absoluter Favorit in das Duell.
Mit extra Selbstvertrauen gingen hingegen die Deutschen in die Runde – aber ohne ihren Top-Stürmer. Eine Runde vorher erzielte Timo Konietzka noch vier der zehn Treffer gegen Omonia Nikosia selbst, doch aufgrund einer Tätlichkeit in Dortmund gegen den Schiedsrichter wurde Konietzka vom DFB mit der damals längsten Strafe bedacht: sechs Monate kein Fußball, auch international nicht. So fand das Hinspiel am 17. November 1966 im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße in München ohne Konietzka aber mit offiziell 30.901 Zuschauern statt (inoffiziell sollen es sogar 40.000 gewesen sein, die die spanischen Giganten live erleben wollten).
Das Team von Trainer Miguel Muñoz konnte seiner Favoritenrolle jedoch nicht gerecht werden: Hans Küppers traf in der 39. Minute zur Führung der Löwen und dabei blieb es auch bis zum Schluss. Für die Sechziger sollte es eine der legendärsten Partien überhaupt werden. “Das Spiel gegen Real war das größte Spiel überhaupt, das Highlight der Vereinsgeschichte”, erinnert sich der damalige Kapitän Peter Grosser.
Für Real Madrid bedeutete das erste Gastspiel bei einer deutschen Mannschaft direkt die erste Niederlage gegen Deutsche und somit den Beginn einer schwarzen Serie, die noch volle 34 Jahre andauern sollte. Denn den ersten Sieg auf deutschem Boden (abgesehen vom Finale 1959 in Stuttgart) feierten die Königlichen erst am 27. September 2000 durch ein 3:2 in Leverkusen in der Vorrunde der Champions-League-Saison 2000/01.
“Remontada” im Rückspiel
Zum Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu kam es am 30. November 1966 und es hätte aus Sicht des spanischen Vorzeigeklubs nicht schlechter beginnen können: Rudolf Brunnenmeier brachte die Münchener in der 15. Minute nach einem Konter durch ein Traumtor in Führung – es roch nach Sensation in der spanischen Hauptstadt! Doch dann tat Real Madrid das, was es seit jeher so gut tut wie kaum ein anderer europäischer Verein – man drehte die Partie komplett zu seinen Gunsten.
Ramón Grosso (25.) und der abstaubende José Veloso (38.) drehten das Ergebnis noch vor der Pause – auch dank eines Fehlers von Kult-Keeper Petar Radenković (er hat immerhin ein eigenes Lied). Zu Beginn des zweiten Durchgangs spielte 1860 munter mit und konnte sich die eine oder andere Torchance erspielen, aber der Druck der Madrilenen wurde immer größer. In der 52. Minute erzielte dann der legendäre José Martínez Sánchez, bekannter als “Pirri”, den Treffer zum 3:1 für Real Madrid. Das Ergebnis, welches auch nach 90 Minuten Bestand hatte. Und das Weiterkommen endgültig sicherte.
Der Anfang vom Ende einer großen Generation
Real schaltete nicht nur Löwen, sondern auch ihren legendären Meistertrainer aus (kurze Zeit später musste Merkel gehen) und traf anschließend im Viertelfinale auf Inter Mailand. Gegen den amtierenden italienischen Meister und späteren Finalisten hatte die Mannschaft um “Paco” Gento mit 0:1 und 0:2 jedoch keine Chance. Der Titelverteidiger war gestürzt, eine weitere “Herrschaft” wie von 1956 bis 1960 abgewendet.
Ein Aus als Wendepunkt: Nach der Saison 1966/67 ging es für die Blancos in Europa bergab: Die legendäre “Yé-Yé”-Generation, die in den Jahren zuvor so erfolgreich das in die Jahre gekommene Team um Alfredo Di Stéfano, Ferenc Puskás, Raymond Kopa und Co. beerbte, welches in der zweiten Hälfte der 50er- und zu Beginn der 60er-Jahre Europa nach Belieben dominierte, wurde zwar noch spanischer Meister (1967, 1968, 1969), jedoch begann für Real auf europäischer Ebene eine lange Durststrecke.
Die “Yé-Yés” wurden Geschichte und für den Verein gab es erst im Jahr 1985 mit dem Gewinn des UEFA-Pokals den ersten europäischen Titel seit 1966. Die wichtigste europäische Trophäe ließ sogar noch länger auf sich warten – erst nach 32 Jahren kam im Jahr 1998 die langersehnte “Séptima”, Reals siebter großer Europapokal. Da mit den Löwen also sowohl eine 32- als auch 34-jährige Durststrecke begann, werden einige Madridistas dieses historische Duell auch weiter vergessen wollen.
Community-Beiträge