
Was Liverpool 2019/20 ist, war Real 2011/12
MADRID. „¡Campeones! ¡Campeones! ¡Campeones! Oe! Oe!“: Als Real Madrid im Sommer 2012 an der Plaza de Cibeles, dem traditionellen Feierort der Blancos, den Gewinn der 32. Meisterschaft zelebrierte, war es eine ganz besondere Feierlichkeit. Vier Jahre mussten die Blancos auf einen Triumph in der Primera División warten – auf einen mehr als krönenden Ligaerfolg, der bis heute in der Vereinshistorie der Merengues als auch im spanischen Profifußball einzigartig ist.
Was der FC Liverpool in der Premier-League-Saison 2019/20 an Konstanz und Dominanz zeigt(e), symbolisierte Real Madrid in der LaLiga-Saison 2011/12: 100 Punkte, 121 erzielte Tore, eine Tordifferenz von plus 89, 16 Auswärtssiege, insgesamt 32 Siege und nur zwei Niederlagen aus 38 Partien. José Mourinhos Amtszeit in Madrid (2010-2013) wird zwar nicht mit den allergrößten Titeln assoziiert, wie jenem entgangenen Champions-League-Triumph, die genannte “Temporada” dürfte aber auch dem “Special One” für immer in spezieller Erinnerung bleiben.
Mourinho legte Grundstein für seine Nachzeit
“Die Leute vergessen manchmal, dass die Champions League etwas Weltweites ist. Aber wir haben (…) die Meisterschaft mit einem Rekord von 100 Punkten gewonnen und einen Torrekord aufgestellt”, wollte sich Mourinho einst Jahre später seinen Erfolg nicht kleinreden lassen. Nur zwölf Monate nach seiner grandiosen Meistersaison verließ der Portugiese die Königlichen. Im Anschluss waren die Blancos, so der aktuelle Tottenham-Coach, “bereit zu explodieren”, denn er selbst sei schon damals ein “Maurer des Fußballs” gewesen.
Es war eine Erfolgsevolution, die Mourinho für seine titelreichen Nachfolger, Carlo Ancelotti und Zinédine Zidane, begann zu kreieren und die in ihrer Vorstufe ihren Höhepunkt im Jahr 2012 fand. Als das “weiße Ballett” um prägende Figuren wie Iker Casillas, Sergio Ramos, Mesut Özil, Ángel Di María, Karim Benzema, Gonzalo Higuaín und Cristiano Ronaldo – um nur ein paar Namen aus dem Starensemble zu nennen – die „La Liga de los Récords“ (die Liga der Rekorde), wie mit unter Spaniens Zeitungen adelten, auf die Beine stellte. Nicht zu vergessen, streiften sich in jener Saison auch Hamit Altintop und Nuri Şahin das königliche Gewand über. Beide Mittelfeldspieler, die zuvor jeweils vom FC Bayern München und Borussia Dortmund kamen, brachten es gemeinsam aber nur auf neun Einsätze in LaLiga.

Liga der Rekorde – bis heute!
Ein für Mourinho untypisches offensivgefährliches Team konnte so ziemlich jedem Gegner Furcht und Schrecken einjagen. Sage und schreibe 121 Mal netzten die Blancos zwischen August 2011 und Mai 2012 in der Primera División ein – macht 3,18 Tore pro Partie. Allein 46 hiervon waren auf das Konto von Cristiano Ronaldo zurückzuführen, während Higuaín 22 Treffer schnüren und Benzema 21 Tore beisteuern konnte. Damit egalisierte Real deren bereits eigens zuvor aufgestellten Tor-Rekord aus der Saison 1989/90, als 107 Tore erzielt wurden.
Hinter der Angriffsreihe befand sich wohl Özil gerade auf seinem Zenit: 19 Assists verbuchte der damals vielleicht beste Zehner der Welt, während es ein nicht weniger grandioser Di María auf 16 Torvorlagen brachte. Es harmonierte und passte einfach und so ließ auch die königliche Defensive “nur” 32 Gegentreffer – drei mehr als der FC Barcelona – zu. Mit 100 Punkten landeten die Madrilenen dennoch neun Zähler vor den Katalanen und brachen auch damit den Punkte-Rekord, den in der Vorsaison erst Barça mit 99 Punkten aufgestellt hatte.
Most goals scored in a league season:
Serie A: 94 goals (Napoli)
Bundesliga: 101 goals (Bayern)
PL: 106 goals (Man City)
Ligue 1: 118 goals (RC Paris)
La Liga: 121 goals (Real Madrid)2011/12 RM, statistically the best attack ever in league history. pic.twitter.com/xZIax4JaOS
— Ryan. (@Rygista) March 21, 2020
Über besonderen Camp Nou-Sieg zum Meistertitel
Sami Khedira war es, der mit seinem Führungstreffer im Clásico am 34. Spieltag im Camp Nou den Rekord für die meisten erzielten Treffer eines LaLiga-Teams aufstellte. Doch bemerkenswerter und signifikant für diese geschichtsträchtige Spielzeit konnten Mourinhos Männer mit einem 2:1-Sieg in jenem April 2012 erstmals seit 2007 wieder einen Erfolg bei Barça um Pep Guardiola und Lionel Messi feiern.
Mit nur noch vier verbleibenden Partien auf dem Spielplan und einem Vorsprung von sieben Punkten war Real die Meisterschaft damit auch nicht mehr zu nehmen. Nur zwei Spieltage darauf sollte es nämlich bereits soweit sein: Mit einem 3:0-Sieg beim Club Athletic in Bilbao durfte der spanische Rekordmeister, in seiner damaligen 110-jährigen Historie, die 32. Meisterschaft feiern – mit bis heute ungebrochenen Rekorden. Und auch wenn sich die Königlichen im Halbfinal-Elfmeterschießen der Champions League am FC Bayern die Zähne ausbissen und im Viertelfinale der Copa del Rey am FC Barcelona scheiterten: Die Saison 2011/12 wird für den Madrisimo und jeden Beteiligten für immer in besonderer Erinnerung bleiben.
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