
Erster großer Titel nach Ronaldo-Abgang
MADRID. Es geht allmählich auch ohne die nimmermüde Tormaschine. Nachdem Real Madrid im Dezember 2018 die Klub-Weltmeisterschaft und im Januar 2020 die Supercopa de España gewonnen hatte, gelang kürzlich mit der spanischen Meisterschaft der erste große Titelgewinn nach dem Abgang von Cristiano Ronaldo Mitte 2018 Richtung Juventus Turin.
Während der Geist von CR7 in der vergangenen Spielzeit, die völlig in den Sand gesetzt worden war, noch über dem Estadio Santiago Bernabéu geschwebt hatte, wird seit dieser Saison kaum noch über dessen Fehlen im Ensemble der Königlichen gesprochen. Innerhalb der Kabine wohl erst recht nicht. Nach Aussage von Luka Modrić sei man sich sicher gewesen, den Fans auch ohne die im Schnitt 50 Ronaldo-Tore im Jahr Freude zu bereiten.

„Man braucht nicht zu diskutieren, wie wichtig Cristiano war“
„Man braucht nicht darüber zu diskutieren, wie wichtig Cristiano für Real Madrid war. Aber ich muss sagen, dass es uns nicht bedrückt hat, dass er nicht mehr da ist – in dem Sinne, warum wir nicht weiterhin die gleichen Ambitionen haben sollten. Wir waren davon überzeugt, dass wir auch ohne ihn weiterhin erfolgreich sein würden, weil die Mannschaft unabhängig von der Stärke des Individuums immer über allem steht“, betonte der 34 Jahre alte Mittelfeld-Star in einem Interview mit der kroatischen Zeitung SPORTSKE NOVOSTI.
„Hätten definitiv mehr nationale Erfolge einfahren müssen“
Den Beweis dafür haben die Madrilenen mit der kürzlich gewonnen Meisterschaft geliefert. Für Modrić ist es der 16. Trophäe als Real-Profi. „Dieser Titel macht mich aber besonders glücklich. Wahrscheinlich, weil es erst mein zweiter Liga-Titel in acht Jahren ist. Wir hätten definitiv mehr nationale Erfolge einfahren müssen. Aber so ist es eben“, so die Nummer 10.
„Ich sagte Zidane, dass ich besorgt sei“
Modrić sprach zudem über…
…die Hinrunde, die für ihn persönlich problematisch begann, und seinen Stammplatz, den Federico Valverde ihm streitig machte: „Mein Saisonbeginn war nicht umstritten, da ich 34 Jahre alt bin, sondern weil ich zwei Verletzungen hatte und eine ungerechte Rote Karte sah. Das unterbrach meinen Rhythmus, was auch jedem anderen Spieler passiert wäre, selbst 24-Jährigen. Zidane und ich sprechen eine Menge miteinander, sowohl dann, wenn alles gut läuft als auch dann, wenn es nicht der Fall ist. Ich schätze es wirklich, dass man offen mit ihm reden kann, dass er dir seine Meinung ehrlich sagt und er von dir erwartet, dass du es auch tust. Ich sagte ihm, dass ich besorgt sei. Es ist kein Problem, falls er mich nicht in der ersten Reihe sieht, aber ich wollte wissen, ob das ein vorübergehender Zustand sei oder langfristig so sein werde. Ich trainierte gut und wenn ich spielte, dann gut – ohne falsche Bescheidenheit. Es wurde in den Medien nicht anerkannt, aber ich wusste, dass es so war. Ich wollte vom Trainer wissen, wie er das sieht, ob sich etwas geändert hat. Am Ende ist am Wichtigsten, was der Chef denkt. Zidane sagte mir, dass er sehr zufrieden mit meiner Arbeit sei. Er zweifelte meine Fähigkeiten nicht an und sagte ehrlich, dass er in dem Moment gerade eine andere Vorstellung von dem, was für die Mannschaft am Besten wäre, hatte. Ich habe das akzeptiert und krempelte die Ärmel hoch.“
Modrić: Zidane als Trainer besser als in erster Amtszeit
…Trainer Zinédine Zidane: „Zidane hat seine Klasse bestätigt. In dieser zweiten Amtszeit habe ich den Eindruck, dass er noch mal besser ist in all dem, was er zuvor gut gemacht hatte. Er hat in Sachen Training und Taktik etwas Neues mitgebracht. Wir haben in der Defensive, die in der Regel ein Problem von uns war, einen Schritt nach vorne gemacht. Das alles hat man in den elf Spielen nach der Pause sehr gut gesehen. Wenn man sich als Erfolgstrainer bestätigt, ist es für mich lustig, wie jemand an der Erfahrung zweifeln kann. Zidane ist einer der besten Trainer in der Geschichte von Real Madrid – und die Konkurrenz ist wahnsinnig. Meiner Meinung nach ist er heute einer der besten Trainer der Welt.“
…den Charakter der Mannschaft: „In der Kabine sind alle gute Typen. Es gibt niemanden, der wegen persönlichen Gründen für Probleme sorgt. Es gibt keine faulen Äpfel.“
[advert]
…den so wichtigen Sergio Ramos: „Was soll ich sagen? Mein Bruder Sergio ist ein Phänomen! Das sage ich nicht, weil wir in den acht Jahren eine besondere Beziehung zueinander aufgebaut haben. Wir verbringen mit unseren Familien Zeit, reisen zusammen in den Urlaub. Und auch nicht, weil wir im Fußball fantastische Erfahrungen gemacht und Erfolge gefeiert haben. Ramos ist ein 34 Jahre alter Fels und wenn man ihn sieht, wird klar, wie engagiert und eifrig er für den Erfolg arbeitet. Er ist der Anführer der Mannschaft und der beste Verteidiger der Welt. Seine Karriere sagt alles über seine Klasse aus.“
Modrić: Hazard muss geduldig sein
…den in seiner Premieren-Saison enttäuschenden Eden Hazard: „Eden ist ein Top-Spieler! Bei Chelsea gefiel er mir. Er hatte hier bisher mit seiner Gesundheit kein Glück. Ich bin auch durch Phasen mit hohen Erwartungen und einen Prozess der Eingewöhnung gegangen. Ich sagte ihm, dass er einfach nur geduldig sein müsse. Seine Qualität ist ziemlich groß, aber es ist entscheidend, dass er in Form kommt. Wenn er für das Spiel gegen City bereit ist – genial. Wenn nicht, dann ist das Wichtigsten, dass zu Beginn der neuen Saison im September komplett geheilt ist.“
„Werde kämpfen, mir es zu verdienen, hier zu bleiben“
…seine Zukunft bei Real Madrid und das geplante Karriereende im Estadio Santiago Bernabéu: „Wem würde das nicht gefallen? Aber man muss noch sehen, ob der Klub das will. Real Madrid ist mein Zuhause, aber der Klub entscheidet, was für ihn das Beste ist. Ich weiß, dass Mittelfeldspieler hier sehr selten bleiben, bis sie 35 sind. Wenn Real Madrid der Meinung ist, dass ich nicht mehr der Richtige bin, nehme ich das an. Es würde nichts an meiner Emotion gegenüber dem Klub ändern. Dennoch hoffe ich, diese Norm zu brechen. Ich hatte mich sehr angestrengt, um es zu Real zu schaffen, und ich werde nicht leichtfertig aufgeben. Ich werde auf dem Platz darum kämpfen, um mir es zu verdienen, hier zu bleiben. Dass mein Vertrag nur noch weniger als ein Jahr läuft, bedeutet, dass einzig sicher ist, dass ich bis Juni 2021 für Madrid spielen werde.“
Community-Beiträge