
Stürmer muss in Quarantäne
MADRID. Er muss sich vorkommen wie in einem falschen Film. Spätestens jetzt. Hatte Luka Jović im Trikot von Eintracht Frankfurt noch Woche für Woche mit reihenweise Toren für Furore gesorgt, muss er bei Real Madrid Rückschläge en masse verkraften. Und das seit inzwischen über einem Jahr. Nur 1014 Einsatzminuten führten zu nur zwei Treffern.
Eine Ausbeute, die er jüngst bei der serbischen Nationalmannschaft einfach mal binnen bloß sechs Tagen mit drei Erfolgserlebnissen gegen Schottland und Russland getoppt hat. So empfiehlt man sich für kommende Aufgaben auf Vereinsebene. Aber weil der Real-Jović eben vom Pech verfolgt ist, wird er ausgerechnet jetzt wieder ausgebremst. Für knapp zwei Wochen. Man kann es sich eigentlich nicht mehr ausdenken.
Immerhin: Der 22-Jährige hat sich keine Verletzung zugezogen. Außer Gefecht gesetzt wird er durch das Coronavirus, das seit März aber keinen anderen Akteur aus der Mannschaft von Trainer Zinédine Zidane so sehr verfolgt wie den nun infizierten Jović – woran er teilweise auch selbst Schuld hatte. REAL TOTAL blickt chronologisch zurück.
Jovićs Corona-Chronologie: Von Verstößen und Infektionen
- 13. März: Zwei Tage sind vergangen, nachdem bei Real Madrid sowohl der Trainingsbetrieb als auch die weiteren Pflichtspiele der Saison 2019/20 vorläufig unterbrochen wurden. Als bekannt wird, dass sich mit Trey Thompkins ein Basketballer des Klubs mit dem Coronavirus infiziert hat, schließt Real sein Trainingszentrum und schickt alle nach Hause. Jović ist der erste Spieler, der sich zu der Lage äußert: „Uns wurde angeordnet, dass wir Zuhause in Madrid bleiben sollen. Als ich mich nicht ganz fit fühlte und in den letzten zwei, drei Tagen nicht mit dem Rest trainierte, benutzte ich die gleichen Trainingsgeräte wie ein Spieler, der sich mit dem Coronavirus infiziert hat.“
- 18. März: Es machen Meldungen die Runde, dass Jović trotz der für die Profis verhängten Selbstisolation in Madrid unverzüglich nach Belgrad gereist ist. Scheinbar, um den Geburtstag seiner Freundin Sofija Milošević nicht zu verpassen. Medial wird sogar davon gesprochen, dass er sich mit ihr regelmäßig für nicht zwingend notwendige Aktivitäten draußen aufhalten würde. Serbiens Premierministerin Ana Brnabić übt Kritik: „Auch unsere Fußballer, die Millionenverträge im Ausland haben, kommen in unser Land und befinden sich dabei nicht in Selbstisolation. Das ist ein Umstand, mit dem sich unsere Behörden befassen werden.“
- 19. März: Milan Jović stellt sich schützend vor seinen Sohn. „Das Bild, das die Medien von ihm zeichnen, ist nicht real. Es scheint, als hätte er jemanden umgebracht. Er kam mit der Erlaubnis des Klubs nach Serbien und hat nichts Schlechtes getan“, beteuert er. Dann meldet sich der Stürmer auch selbst zu Wort. „In Madrid hatte mein Covid19-Test ein negatives Ergebnis. Ich hatte die Erlaubnis des Klubs. Als ich in Serbien ankam, wurde ich getestet. Der Test war negativ“, so Jović.
- 20. März: Gegen Jović läuft in Serbien wegen des Verstoßes von Maßnahmen zur Selbstisolierung ein Ermittlungsverfahren. Staatspräsident Aleksandar Vučić droht: „Einer befindet sich im Hotel (gemeint ist Serie-B-Spieler Nikola Ninković; d. Red.) und der andere in seiner Wohnung. Wenn einer von beiden diese Orte verlässt, wird er verhaftet. Ich denke, dass beide bereuen, was sie getan haben. Ich werde ihnen klarmachen, dass das Leben unseres Volks viel wichtiger ist als ihre Millionen.“
- 23. März: Erneut schaltet sich Vater Milan ein: „Es gab Missverständnisse und er hat nicht verstanden, dass er Spanien nicht verlassen kann. Er dachte, er sei negativ und könne reisen. Jetzt scheint er ein Krimineller zu sein. Wenn er ins Gefängnis gehen muss, soll er das tun. Ich stimme der Regierung zu, aber nur, wenn er wirklich schuldig ist. Ich unterstütze die Entscheidung, wenn er wirklich eine Straftat begangen hat. Er ist in Belgrad angekommen und in seine Wohnung gegangen. Die Fotos, die zeigen, wie er sich amüsiert, stammen aus Spanien und wurden vor Monaten aufgenommen.“
- 28. April: Jović ist zurück in Madrid, nachdem der Wirbel um seine Person zuvor schon abgenommen hat.
- 9. Juni: Jović, bei dem kurz nach seiner Rückkehr eine Fraktur im rechten Fersenbein bekannt wird, sorgt wegen einer Teilnahme an einer Pool-Party für Negativ-Schlagzeilen. Zwar dürfen sich in Spanien gemäß der Corona-Auflagen Gruppen mit bis zu zehn Personen treffen, jedoch kommt neben nicht eingehaltener Abstandsregeln auch noch Jovićs Verhalten trotz Verletzung hinzu. Denn obwohl sich der Fuß in einer festen Orthese befindet, zeigt er sich strahlend sowohl beim Planschen im Pool als auch am Grill – ohne Krücken mit Belastung auf dem verletzten Fuß.
POLÉMICA con JOVIC
El serbio ha posado de BARBACOA con sus amigos mientras se recupera de su LESIÓN en el pie. pic.twitter.com/cXhUsss4qB
— El Chiringuito TV (@elchiringuitotv) June 7, 2020
- 10. Juni: Predrag Mijatović kritisiert Jović. „Ich würde gerne über ihn sprechen, weil er Tore schießt. Er ist jung und hat den Dreh noch nicht raus. Wir haben ihn nicht oft gesehen, nur einige Details, die nicht genügen, um zu sagen, ob er ein fähiger Real-Spieler ist. Er wirkt nicht zu 100 Prozent fokussiert auf sein Vorhaben, bei Real Madrid erfolgreich zu sein“, so der Montenegriner, der selbst Angreifer war und die Blancos 1998 zum Champions-League-Titel gegen Juventus Turin schoss.
- 8. Juli: Jović muss sich in Selbstisolation begeben, weil sich jemand aus seinem Freundeskreis mit dem Coronavirus infiziert hat. Zuvor wirkte er nach der auskurierten Fraktur nur eine einzige Spielminute lang mit. Zufälligerweise titelt die Sportzeitung MARCA zuvor an diesem Tag: „Jović, zum Verkauf.“ Real sei bereit, den 60-Millionen-Euro-Einkauf wegen des ernüchternden Ertrags abzugeben.
- 9. Juli: Trainer Zidane stärkt Pechvogel Jović nach dessen neuestem Rückschlag den Rücken: „Wir wollen nichts riskieren und daher ist er derzeit nicht in unserem Kreis. Hoffentlich ändert sich das schnell. Er ist nicht so glücklich über das, was bei ihm passiert, und über seine Verletzung, die er hatte. Ich denke aber, dass er ein sehr guter Fußballer ist. Er ist ein Stürmer, der viele Tore schießt. Er hat nicht viel gespielt, das stimmt, aber er ist jung und wir zählen auf Luka für die nächsten Jahre.“

- 23. Oktober: Die Staatsanwaltschaft in Belgrad erhebt Anklage gegen Jović. Begründung: „Im März 2020 handelte der Angeklagte nicht in Übereinstimmung mit den Vorschriften, Anordnungen und Maßnahmen zur Unterdrückung und Prävention des COVID-19-Virus. Die Maßnahmen des Gesundheitsministeriums und der Sanitärinspektion wurden ihm am 14. März 2020 ausgehändigt, als er am Flughafen Nikola Tesla in Belgrad angekommen war. Ihm wurde eine 14-tägige Selbstisolation Zuhause angeordnet, woraufhin er den Wohnort während der Zeit der Isolation mehrfach verließ.“ Die Staatsanwaltschaft bot Jović vor der Anklage die Möglichkeit, die Strafverfolgung zu umgehen und umgerechnet knapp 30.000 Euro für humanitäre Zwecke zu spenden, was dieser aber nicht akzeptierte. Nun fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von sechs Monaten für den Real-Profi.
- 10. November: Nun hat Jović eine Geldstrafe offenbar doch akzeptiert. Der Stürmer soll sich mit der zuständigen Staatsanwaltschaft geeinigt haben und die 30.000 Euro zahlen. Jović entgeht damit einer möglichen Haftstrafe von sechs Monaten.
- 20. November: Jovićs Corona-Stress gipfelt darin, dass er sich selbst infiziert hat.
Jović und COVID-19: Es ist ein nicht enden wollendes Leid – zumindest im Jahr 2020…
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