Interview

Ex-Blanco Pepe blickt zurück: „Real? Ein Friedhof für Verteidiger“

Zehn Jahre spielte Pepe im Trikot von Real Madrid und avancierte zu einem der besten Innenverteidiger der Welt. Bei den Fans der Königlichen erspielte sich der Portugiese zudem Legendenstatus, auch wenn die Zeit in der spanischen Hauptstadt nicht immer einfach war. Um ein Haar wäre der Wechsel zum Rekordmeister sogar geplatzt: „Einige Leute rieten mir davon ab“, erzählt der 37-Jährige.

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Pepe (l.) spielte zehn Jahre lang im Trikot von Real Madrid – Foto: imago images / Cordon Press/Miguelez Sports

Pepe hat Legendenstatus in Madrid

MADRID/PORTO. Wer hätte gedacht, dass Pepe es nicht nur nach Madrid schaffen, sondern sich dort auch als absolute Legende verabschieden würde? Am 26. Februar 1983 im brasilianischen Maceió geboren, genoss Képler Laveran Lima Ferreira ab seinem 18. Lebensjahr die fußballerische Ausbildung in seiner zweiten Heimat Portugal bei CS Marítimo. Im Alter von 21 ging es zum FC Porto, ehe sich dann das große Real Madrid im Jahr 2007 für 30 Millionen Euro seine Dienste sicherte: In zehn Saisons absolvierte Pepe 334 Pflichtspieleinsätze. Seinen Ruf als „unfairer Spieler“ gewann er sich nicht nur mit einer skandalösen Szene gegen Getafes Escudero, für einige überraschend kommt daher seine tatsächliche Kartenbilanz daher: Zu 79 gelben Karten sah er lediglich vier Mal gelb-rot und in nur zwei Spielen die glatte rote Karte! Positiver liest sich dagegen seine Titelbilanz: Mit 15 Titeln zählt er zu den erfolgreichsten Spielern der Geschichte von Real Madrid, allein dreimal konnte er den begehrten Henkelpott in die Höhe stemmen. So oder so, den Madridistas wird die ehemalige Nummer 3 ewig im Gedächtnis bleiben.

Doch beinahe wäre der Portugiese gar nicht beim spanischen Rekordmeister gelandet. Im Interview mit der spanischen MARCA verrät Pepe: „Schon nach meinem ersten Jahr in Porto hätte ich zu Deportivo La Coruña wechseln können. Der Präsident Pinto da Costa sagte aber: ,Nein, nein, nein – das kommt nicht in die Tüte – du bleibst hier!’ Aber die Presse schrieb weiter ihre Sachen, und Jorge Mendes erzählte mir andere.“

„Real? Das ist ein Friedhof für Innenverteidiger!“

Schließlich verlängerte der Innenverteidiger beim FC Porto um weitere fünf Jahre. 2007 kam dann das Angebot aus Madrid. Die Entscheidung wurde dem portugiesischen Nationalspieler nicht einfach gemacht. „Ich hatte wirklich Lust darauf. Obwohl mir einige Leute abrieten und meinten, dass Real ein Friedhof für Innenverteidiger sei“, sagt Pepe.

Als ich nach Madrid wechselte, sagte man, dass die großen Innenverteidiger dort versagen“, erklärte der Portugiese schon 2019.

Im Nachhinein kann man als Fan der Königlichen froh sein, dass er sich für einen Wechsel entschied. Und das, obwohl sich in Spaniens Hauptstadt viele im Sommer 2007 über die Verpflichtung des Innenverteidigers wunderten.

Pepe hatte einen schwierigen Start beim neuen Klub

So war auch der Start beim neuen Klub alles andere als leicht für Pepe. „Einmal, auf einem Flug nach Österreich, saß Fabio Cannavaro vor mir. Ich sah ihn eine Zeitschrift lesen. Als er ausgelesen hatte und das Flugzeug schon den Sinkflug begonnen hatte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und fragte mit gedämpfter Stimme: ,Cannavaro, Cannavaro, würden Sie mir die Zeitschrift überlassen?’ Dann wandte er sich zu mir und sagte: ,Cannavaro? Mein Name ist Fabio!’ und drehte sich wieder nach vorn. Ich wusste in dem Moment nicht, was ich sagen sollte. Nach einigen Sekunden, vielleicht sogar Minuten, auf jeden Fall einer gefühlten Ewigkeit, gab er mir dann die Zeitschrift“, berichtet der Portugiese.

Fabio Cannavaro
Cannavaro spielte von 2006 bis 2009 in Madrid – Foto: imago images / Gribaudi/ImagePhoto

Auch sportlich lief es nicht sonderlich rund für den Innenverteidiger. In seiner ersten Saison kam Pepe auf nur 19 LaLiga-Einsätze. „Es war keine leichte Kabine. Alle dort sind Nationalspieler aus Ländern mit hohem Niveau. Und entsprechend sind alle im Kader wichtige Spieler, nicht nur die der ersten Elf“, so der Abwehrspieler und fügt anschließend hinzu:

„Gleichzeitig herrscht ein brutaler Leistungsdruck: solange du gewinnst und alles glatt läuft, bleibst du ihm Team und im Klub. Wenn du aber nicht gewinnst, musst du gehen. Für dich kommt dann ein anderer, der auf diese Chance schon gewartet hat. Deshalb musst du immer und jederzeit auf höchstem Level sein.“

Endlich Champions-League-Sieger

Nach sieben Jahren beim spanischen Rekordmeister konnte sich Pepe über einige Trophäen freuen. Er gewann die Liga, Copa del Rey, den spanischen und europäischen Supercup. Doch ein Titel fehlte nicht nur ihm sondern Real Madrid: „La Décima“. Im Mai 2014 war es dann endlich soweit, allerdings verfolgte der Verteidiger das dramatische Finale gegen den Stadtrivalen Atlético nur von der Tribüne aus. Vor dem Finale fühlte sich Pepe nicht hundertprozentig fit und gestand dies dem damaligen Real-Trainer Carlo Ancelotti.

„Ancelotti sagte nur: ,Willst du nicht dabei sein? Und sei es nur, um auf das Siegerfoto zu kommen? Du hättest es verdient.’ Woraufhin ich sagte: ,Nein, Coach. Stellen Sie sich vor, ich verletze mich und Sie müssten schon vorzeitig einen Wechsel vornehmen. Ich muss nicht unbedingt im Finale spielen, um mich als Champions-League-Sieger zu fühlen’“, erzählt Pepe und fügt hinzu: „Auch Cristiano Ronaldo war in diesem Moment anwesend und Ancelotti sagte nur: ,Wir haben das Finale schon gewonnen!’ Cristiano wollte ihn noch runterholen und sagte: ,Vorsichtig, Trainer!’ Aber Ancelotti erwiderte nur: ,Wollen wir wetten?’“

Was danach geschah, dürfte wohl jedem Königlichen-Fan bekannt sein. Ramos köpfte in der 94. Minute den Ausgleich und der Rekordsieger der Königsklasse entschied das Finale in der Verlängerung mit 4:1 für sich. Für Pepe war dann 2017 das Kapitel Real Madrid nach zehn Jahren beendet. Im Sommer zog es ihn in die Türkei zu Beşiktaş, ehe er nach anderthalb Jahren zurück zum FC Porto wechselte. Der 37-Jährige hat in der portugiesischen Metropole noch einen Vertrag bis 2023 und dürfte dann wohl auch dort seine legendäre Karriere beenden.

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Kommentare
Ich habe Pepe immer geliebt. So einer fehlt mir heutzutage auf dem Feld. Alles nur noch wischi waschi. Auf ramos im Vergleich zu Pepe. Der hat sich auch mal die eigenen Spieler geschnappt und handgreiflich mal durchgeschüttelt, das könnten einige hier vertragen.

Mittlerweile ist Real nicht nur ein Friedhof für innenverteidiger, sondern generell win Friedhof für alles was U28 ist.
 
Leute, die zu Pepe meinten, Real Madrid sei ein Friedhof für Verteidiger, waren bestimmt nur neidisch auf ihn, dass er die Möglichkeit bekommen hat, hier zu spielen. Zum Glûck hat er nicht auf sie gehört und stürzte sich erfolgreich in das Madrider Abenteuer. Er war ein grandioser Verteidiger und hatte enormen Anteil an den Erfolgen.
Übrigens zum Glück ist Ancelottis Aussage vor dem La Decima-Finale durch Ramos bestätigt worden und flog ihm nicht um die Ohren. Das war ganz schön mutig, denn Carlo wusste bereits aus eigener Erfahrung, wie ein CL-Finale so richtig in die Hose gehen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die rote Karte ohne Kontakt an Alves ist bis heute der Hit in jeder "was wäre wenn" Diskussion. Das Pech in solchen Situationen in den Jahren vor La Decima hat sich aber ja im Nachhinein glücklicherweise in den Folgejahren wieder ausgeglichen.
 

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