
Die Ausgangslage
- Es ist etwas Ruhe eingekehrt an der Concha Espina. Während die Konkurrenz am Wochenende in der Liga patzte, konnten die Königlichen den vierten Sieg in Folge (drei davon ohne Gegentor) einfahren. Mit Sicherheit werden die Mannen von Trainer Zinédine Zidane dadurch auch ordentlich Selbstvertrauen für das internationale Geschäft getankt haben, jedoch sollte diese kleine Siegesserie nicht überbewertet werden. Denn: Mit Huesca, Getafe, Valencia und Valladolid wurden Teams geschlagen, die entweder auf einem Abstiegsplatz rangieren oder ganz schwach gegen Real auftraten – trotzdem hatten die Merengues teilweise ihre liebe Mühe, die Partien siegreich zu gestalten. Wo die Madrilenen wirklich stehen, wird sich im Achtelfinal-Hinspiel – ihrem 100. CL-K.o.-Spiel – zeigen, wenn mit Atalanta Bergamo (21 Uhr im REAL TOTAL-Liveticker und bei SKY und bet365) ein wahrer Gradmesser wartet. Es gilt für Toni Kroos und Co., sich gegen die Lombarden eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 16. März zu verschaffen, ansonsten könnte bereits das dritte Jahr hintereinander der Achtelfinal-K.o. erfolgen. Den etwaigen Beginn einer erneuten Horrorserie will man natürlich unbedingt vermeiden, zumal die allmählich eingekehrte Ruhe innerhalb des Klubs bereits bei einem Ausrutscher im Hinspiel schlagartig gehörigem Lärm weichen müsste. Können die personell dezimierten Madrilenen wie schon so oft im richtigen Moment den Topspiel-Modus aktivieren?
Der Gegner
- Atalanta zählte im Vorjahr zu einer der Überraschungen in der Champions League: Obwohl man die ersten drei Partien in der Gruppenphase verlor, konnte man sich letztendlich doch noch für die K.o.-Phase qualifizieren, ließ im Achtelfinale gegen den FC Valencia (4:1, 4:3) ordentlich die Muskeln spielen und schied erst im Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain auf die denkbar bitterste Art und Weise aus, als man nach einer 1:0-Führung noch zwei Gegentore in den letzten Atemzügen der Partie kassierte. Der Start in die aktuelle Spielzeit verlief ein wenig holprig, als man sich in der Serie A phasenweise nur im Tabellenmittelfeld wiederfand. Mittlerweile haben sich die Norditaliener aber wieder gefangen, weil ihr Prunkstück, die Offensive, wieder bestens funktioniert: Häufiger als Atalanta (53 Tore) trifft in Italien nur Inter Mailand (57), am Ende der letzten Saison waren es sogar sagenhafte 98 Tore. Bei einer solchen Offensiv-Power in Verbindung mit einem enorm risikoreichen Spielstil lassen sich oftmals sogar die zahlreichen Wackler in der Defensive verzeihen. Nur eine Niederlage in den vergangenen 20 Spielen, ein fünfter Tabellenplatz mit Schlagdistanz zu den vorderen Rängen und das Erreichen des italienischen Pokalfinals – die Lage bei den Bergamasken ist mehr als zufriedenstellend. Wer glaubte, der Streit zwischen Trainer Gian Piero Gasperini und Top-Star Papu Gómez würde Real in die Karten spielen, sah sich getäuscht. Gómez spielt inzwischen beim FC Sevilla, in Bergamo wird er nicht vermisst. Eine unangenehme Aufgabe, die da also auf Real wartet. Wie unberechenbar die Truppe um den deutschen Nationalspieler Robin Gosens sein kann, zeigt auch ein Beispiel aus der diesjährigen Gruppenphase der Königklasse: Nachdem man daheim gegen den späteren Gruppensieger FC Liverpool mit 0:5 vermöbelt wurde, bezwang man den zur damaligen Zeit im heimischen Anfield übermächtigen englischen Meister im Rückspiel mit 2:0. Langweilig wird es bei den Partien von Atalanta, die mit nahezu vollem Personal antreten, definitiv nie!
So könnte ATALANTA auflaufen: Gollini – Tolói, Romero, Djimsiti – Maehle, De Roon, Freuler, Gosens – Pessina – Iličić, Zapata.
Personelles und voraussichtliche Aufstellung
- Bis zuletzt hatte man in Madrid gehofft, doch es reicht nicht: Karim Benzema ist nicht rechtzeitig fit geworden und fehlt erneut. Somit gibt es hinsichtlich des Personals keine Neuigkeiten zu berichten, denn auch Sergio Ramos, Eden Hazard, Marcelo, Federico Valverde, Rodrygo Goes und Daniel Carvajal sowie die angeschlagenen Álvaro Odriozola und Éder Militão fallen nach wie vor aus – keine Rückkehrer also aus dem neunköpfigen Lazarett, die Personalprobleme bleiben eklatant. Bei nur elf fitten Profi-Feldspielern bedarf der Kader natürlich einer Aufstockung: Wie schon in Valladolid berief Zidane die fünf Canteranos Víctor Chust, Miguel Gutiérrez, Antonio Blanco, Sergio Arribas und Hugo Duro. Fragen hinsichtlich der Startformation dürften da eher nicht aufkommen, es wird wohl die gleiche Elf wie zuletzt beginnen mit Mariano Díaz im Sturmzentrum. Oder darf am Ende doch Isco Alarcón mal von Beginn an ran?
- Verletzt: Sergio Ramos (Meniskus), Eden Hazard (Oberschenkel), Marcelo (Schollenmuskel), Federico Valverde (Adduktoren), Rodrygo Goes (Oberschenkel) und Daniel Carvajal (Oberschenkel), Karim Benzema, Álvaro Odriozola und Éder Militão (alle angeschlagen)

Die Stimmen zum Spiel
Zinédine Zidane (Cheftrainer Real Madrid): „Wir wollen so auftreten wie zuletzt in der Liga. Wir machen unsere Sache momentan gut und wollen das auch morgen tun. Es ist natürlich etwas anderes, es ist die Champions League, aber das ändert nichts für uns. Wir sind sehr entschlossen. Wir müssen versuchen, unseren Fußball zu spielen. Wir wissen, wie stark sie offensiv sind und was für gute Spieler sie vorne haben. Sie sind physisch sehr stark. Sie machen ihre Sache gut, das wird morgen ein tolles Spiel werden.“
Toni Kroos (Mittelfeldspieler Real Madrid): „Wir gehen es an wie zuletzt. Wenn wichtige Spieler fehlen, müssen wir es gemeinschaftlicher angehen. Es fehlen viele Spieler. Jeder Einzelne, der zur Verfügung steht, muss etwas mehr tun. So können wir auch Gutes zustande bringen, wie wir es in den letzten Liga-Partien gesehen haben. Wir wollen das Spiel kontrollieren, den Ball haben. Wir treten gegen eine Mannschaft an, die ein wenig anders spielt als die Gegner, die wir gewohnt sind. Von daher müssen wir uns anpassen, aber dennoch unser Spiel machen. Es wird sicherlich schwer für uns, aber das wissen wir. Wir werden versuchen, unser Spiel zu machen. Wir haben mit Bergamo nicht viel Erfahrung, haben nie gegen sie gespielt. Wir bereiten uns aber gut vor.“
» Jetzt mitdiskutieren in der REAL TOTAL-Community
Gian Piero Gasperini (Cheftrainer Atalanta Bergamo): „Real Madrid ist der erfolgreichste Verein der Welt. Jeder kennt diesen Klub, deshalb ist es ein großes Ereignis für Atalanta, auf sie zu treffen. Selbstverständlich werden sie von den Ausfällen geschwächt. Sie sind dennoch gut besetzt und haben vielleicht nur auf der Ersatzbank etwas weniger Qualität als sonst. Wir können es uns aber nicht leisten, sie zu unterschätzen.“
Luis Muriel (Stürmer Atalanta Bergamo): „Es ist immer mit Prestige verbunden, gegen Real zu spielen. Wir müssen ein tolles Spiel abliefern. Wenn man an sich selbst glaubt, kann man jeden Gegner schlagen. Wir schießen viele Tore, weil das unsere Art ist, Fußball zu verstehen. Wir haben ihre letzten paar Spiele gesehen. Sie haben ein paar Verletzungen, aber es wird immer Real Madrid sein. Sie sind immer gut im Wettbewerb. Sie sind eine der besten Mannschaften der Welt.“
Statistiken und Besonderes
- GESAMTBILANZ: Real und Atalanta sind sich bisher nie begegnet, es erwartet uns also ein Novum auf der europäischen Fußballbühne! Überhaupt stellte das (gewonnene) Achtelfinale aus der Vorsaison gegen Valencia das erste Duell der Italiener mit einer spanischen Mannschaft dar.
- SPEKTAKEL ÜBER ERGEBNIS: Atalanta erzielte in dieser Saison schon in 15 Spielen drei oder mehr Tore. Zum Vergleich: Die Blancos kommen auf lediglich sechs solcher Partien. Und während den Lombarden 2,2 Treffer pro Spiel gelingen, sind es bei Real nur 1,7…
- GUTES PFLASTER? Die Blancos haben ihre letzten fünf Begegnungen auf italienischem Boden allesamt gewonnen. Erstaunlich: Atalanta hat 2020/21 im Gegenzug noch keinen Heimsieg in der Königsklasse einfahren können (zwei Remis, eine Niederlage).
- GELB-ALARM: Casemiro muss aufpassen: Aktuell steht er bei zwei Verwarnungen, bei der dritten muss er ein Spiel zusehen. Aufseiten Bergamos gilt selbiges für Berat Djimsiti und Cristian Romero, womit zwei der nominell drei startenden Innenverteidiger von einer Gelbsperre bedroht sind.
- KROOS: Für Toni Kroos wird es ein besonderer Abend, denn er wird zum 308. Mal im weißen Trikot auflaufen. Häufiger spielte bisher kein Deutscher für die Blancos – der bisherige Rekord-Deutsche Uli Stielike muss sich Platz eins vorerst teilen.
Community-Beiträge