
„Er gewinnt wie Messi Spiele allein“
MADRID. Es ist weiter eines der größten Mysterien: Eden Hazard und die Verletzungen. Zum neunten Mal seit seinem Wechsel im Sommer 2019 fällt der belgische Superstar derzeit aus, handfeste Gründe für eine derartige Pechsträhne finden sich nicht. Ist es etwas Psychologisches, wie Angst vor erneuten Verletzungen, unzureichende Trainingsarbeit oder Ernährung oder doch nur Pech? „Eden befindet sich in einem Teufelskreis und es ist nicht einfach, aus diesem herauszukommen“, beschrieb es in Kristof Sas bereits der Arzt der belgischen Nationalmannschaft.
Passend zur Tatsache, dass Hazard in anderthalb Jahren nur 35 von möglichen 84 Malen das weiße Trikot überstreifte, kommt eine Anekdote von Filipe Luís. Der 35-jährige Brasilianer teilte mit Hazard in der Saison 2014/15 die Kabine beim FC Chelsea und sagt: „Gemeinsam mit Neymar ist Eden der Beste, mit dem ich gespielt habe. Er gewinnt wie Messi Spiele allein.“
Offene Schnürsenkel und Mario Kart
Aber auf der anderen Seite des gigantischen Talents und der Fähigkeiten steht eine scheinbar überschaubare Einsatzbereitschaft. „Er hat nicht viel verteidigt, nicht so gut trainiert und fünf Minuten vor Spielen hat er noch Mario Kart in der Kabine gespielt. Er trainierte und wärmte sich auf mit offenen Schnürsenkeln“, erklärte Luís gegenüber THE GUARDIAN, fügte aber auch an: „Aber er ging raus und niemand konnte ihm den Ball abnehmen. Er dribbelte drei oder vier aus. Wenn die Gegenspieler zu nahe kamen, zog er einfach davon, echt stark.“
Den 30-Jährigen beim Fußballspielen zuzusehen, beschrieb Luís als „Miel“, Honig. „So intelligent: Eins-gegen-zwei, kombinieren, solo, vorbereiten, treffen, alles. Vielleicht fehlt es ihm ein bisschen an Ehrgeiz, um zu sagen ‚Ich bin der Beste der Welt‘, denn das könnte er sein – aus Talent-Sicht ist er der Beste“, so die Ode des mittlerweile bei Flamengo Rio de Janeiro spielenden Linksverteidigers.
Mit seinem Lob ist Filipe Luís nicht allein. Schon André Schürrle spielte gemeinsam mit Hazard und sagte vergangenen November: „Ich dachte, er sei der beste Spieler der Welt!“ Aber auch Schürrle erkannte schon Hazards Widerspruch zwischen Talent und Einsatz beziehungsweise Ehrgeiz: „Wenn ich den im Training gesehen habe, dachte ich ‚Das wird doch hier alles nichts.‘“
In Madrid: 35 Spiele, elf Torbeteiligungen
Die Erwartungen hätten auch in Madrid kaum größer sein können, sollte er ein Jahr nach Cristiano Ronaldos Abgang doch wieder für Spektakel und Tore sorgen. Doch bislang zahlte Real Madrid die (angeblichen) 115 Millionen Euro „nur“ für vier eigene und sieben vorbereitete Treffer in 2.176 Minuten (alle 197 Minuten ein Scorer-Punkt).
Und Hazard selbst? Der findet, seine achte Verletzung in Madrid (dazu kommt ein Corona-Ausfall) sei „nicht das Ende der Welt“ und blickte Anfang Februar optimistisch nach vorne: „Ich muss nur abwarten, hart arbeiten.“ Das tut er scheinbar: Anfangs hieß es, er würde erst Mitte März zurückkehren, so trainiert er seit Mitte Februar individuell auf dem Rasen und geht mittlerweile mehr und mehr in die Belastung bei der Ballarbeit. Ein Einsatz gegen Real Sociedad am Montag kommt natürlich noch zu früh, aber das Rückspiel gegen Atalanta Bergamo am 16. März ist alles andere als ausgeschlossen. Und noch viele weitere Spielzeiten, wie Hazard selbst erklärte: „Fünf oder sechs Jahre kann ich mindestens noch spielen.“ Vielleicht endet dann auch mal die Pechsträhne und er kann auch seinen neuen Team-Kollegen zeigen, dass er eigentlich zu den Besten der Welt gehört.
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