Interview

Florentino Pérez stellt sich: Super League „im Stand-by“ – Präsident „traurig und enttäuscht“

Florentino Pérez holt seinen Interview-Termin bei dem spanischen Radiosender CADENA SER nach. Von den zwölf Super-League-Gründungsvereinen sind mit Real Madrid und dem FC Barcelona nur noch zwei übrig geblieben. Die Revolution befinde sich jetzt im Stand-by-Modus, so der Präsident der Königlichen, der sich traurig und enttäuscht über den Rückzieher der englischen Klubs zeigt. Bei Real müsse „der eine oder andere Spieler verkauft werden“. Hinsichtlich der Möglichkeit einer Verpflichtung von Kylian Mbappé lässt Pérez aufhorchen.

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Pérez und Real erlitten durch die Super League einen Imageschaden – Foto: CADENA SER

Super League gescheitert: Pérez holt Interview nach

MADRID. Am Sonntag offiziell gegründet – und am Dienstag schon wieder Geschichte. Aufgrund des zunehmenden öffentlichen Drucks haben am Montag und Dienstag mit dem FC Chelsea, dem FC Arsenal, Tottenham Hotspur, Manchester United, Manchester City, Atlético Madrid, Inter Mailand, AC Mailand und (wenn auch nicht ganz klar) Juventus Turin zehn der zwölf Vereine ihre Teilnahme an der Super League zurückgezogen. Übrig geblieben sind nach derzeitigem Stand bloß Real Madrid und der FC Barcelona.

Eine herbe Niederlage ist das vor allem für Florentino Pérez, die große treibende Kraft hinter dem revolutionären Vorhaben und auch der Präsident dieser Super League. Nachdem der 74 Jahre alte Spanier den Plan mit der Elite-Liga in der Nacht von Montag auf Dienstag in der spanischen TV-Fußball-Talksendung „El Chiringuito“ erklärt hatte, sollte er am Dienstagabend auch dem Radiosender CADENA SER in der Sendung „El Larguero“ ein Interview geben. Aber: abgesagt! Eine Krisensitzung der Super-League-Klubs verhinderte den Termin. Mit einem Tag Verspätung hat Pérez diesen nun nachgeholt.


„Engländer sagten, sie würden nicht zurücktreten“

FLORENTINO PÉREZ über…

…das Scheitern der Super League: „Ich bin ein wenig traurig und enttäuscht. Wir haben drei Jahre lang daran gearbeitet, um gegen die wirtschaftliche Situation anzukämpfen – auch, da wir vor der Pandemie schon festgestellt hatten, dass die Fernsehgelder sinken. Es ist einfach zu erklären: Die Liga ist unantastbar, von daher musste man unter der Woche Geld einnehmen. Das Format der Champions League ist obsolet, veraltet und ist erst ab dem Viertelfinale interessant. Zuvor nicht. Die zwölf Klubs, die wir gestern noch waren, haben letzte Saison zusammen 650 Millionen Euro verloren. Diese Saison ist es zwei oder drei Mal so viel. Dieses Format funktioniert eindeutig nicht. Mit der Super League hätten wir viel mehr Geld einnehmen können, das für alle da gewesen wäre. Es scheint, als sei nichts passiert. Aber es ist viel passiert. Es kam eine Pandemie. Wir werden diese Saison anstatt 900 Millionen Euro 600 Millionen einnehmen. Man hat uns nicht mal sagen lassen, was mit der Solidarität gemeint ist. Wir werden weiter an dieser Super League arbeiten. Sie existiert weiter, aber das Projekt ist im Stand-by. Wenn dieses Projekt nicht umgesetzt wird, wird es später ein anderes geben. Sie haben eine manipulierte Kampagne gestartet, dass wir mit den nationalen Ligen aufhören würden. Einige wollen, dass nichts geschieht.“

…ablehnende Reaktionen, etwa von UEFA-Boss Aleksander Čeferin, und Schuldige für den Zusammenbruch: „Ich habe nie so eine hohe Aggression von dem Präsidenten der UEFA gesehen. Es war orchestriert. Das habe ich nie gesehen. Bedrohungen und Beleidigungen, als hätten wir jemanden getötet. Man muss den Fußball retten. Es ist schwer zu erklären, aber es gab jemanden aus dem englischen Kreis, der kein großes Interesse hatte. Die anderen wurden damit infiziert. Einer war nie so wirklich überzeugt. Es wurde eine verbindliche Vereinbarung unterschrieben. Die Engländer sagten, sie würden davon nicht zurücktreten. Diejenigen, die Schaden anrichten wollen, haben das getan. Wenn die Realität kommt, dann werden wir sehen, was passiert. Diese Klubs werden zwei Milliarden Euro verlieren. Als mich die Engländer anriefen, haben wir uns alle zusammengesetzt, um zu sehen, was wir machen können. Ich glaube, dass es keine andere Lösung gibt.“

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„Bislang hat niemand die Super League verlassen“

…die Krisensitzung der Super-League-Klubs am Dienstag: „Es war eine lange Nacht, wir saßen bis ein Uhr morgens zusammen. Wir hatten viele Jahre lang an dem Projekt gearbeitet, das wir vielleicht nicht richtig erklären konnten. An der Art und Weise, wie wir die Super League angekündigt haben, würde ich aber nichts verändern. Wir hatten vor, dass jeder dazu etwas sagt. Das ist nicht passiert, weil man uns mit einer Aggressivität gekillt hat.“

…zehn der Gründungsklubs, die sich von der Super League distanziert haben: „Bislang hat niemand die Super League verlassen, weil niemand die Strafe dafür gezahlt hat. Wie hoch sie ist, werde ich nicht sagen.“

…Reaktionen der Fans: „Die Fans von Real Madrid sind Dummköpfe. Wenn man nichts ändert… Das einzige, das sich ändert, ist unter der Woche. Jeden Dienstag oder Mittwoch wirst du gegen Manchester oder Barcelona spielen, gegen die großen Klubs Europas. Das wollen sie nicht? (…) Und naja, die Fans von Chelsea, das sind 40. Und wenn Sie wollen, sage ich Ihnen, wer sie da hin gebracht hat.“

Pérez: „Ich fühle mich nicht allein“

…die Real-Mitglieder, die sicherlich erst befragt werden müssten, ob sie einer Super League zustimmen:Soll ich sie auch fragen, wen sie verpflichten wollen, oder was?“

…den Modus der Super League, bei dem Top-Vereine stets gesetzt sind und ihren Platz nicht verlieren können: „Das haben sie sich doch auf dem Platz erarbeitet. Sie sind diejenigen, die am meisten Fans in den sozialen Netzwerken haben. Es gibt Spiele, die niemand schaut. Ich habe heute drei Mal mit (Andrea) Agnelli gesprochen. Ich fühle mich nicht allein.“

Mbappé-Transfer möglich? Das sagt Pérez

…die Königsklasse, die 2024 reformiert wird: „Man muss es jetzt machen, wir können keine drei Jahre warten. Das Geld kommt durch gute Spiele, von dort, wo ein Wettbewerb herrscht. Spiele auf dem höchsten Niveau. Das Leben verändert sich. Wenn zwei Dekaden vergehen, werden die kommenden Generationen neue Dinge verlangen. Der Fußball ist spektakulär, aber wir müssen ihn pflegen.“

…mögliche Top-Verpflichtungen wie Kylian Mbappé: „Ich habe (Nasser) Al Khelaifi nicht angerufen. Ohne die Super League wird es das nicht geben. Nicht für Madrid und für keinen anderen. Dass Mbappé nicht kommt, sage ich damit nicht. Wir arbeiten daran, diese Saison abzuschließen, die Verpflichtungen sind eine Sache für die nächste Saison. Generell ist es unmöglich, wenn das Geld nicht fließt. Die Super League wäre dafür da gewesen, um die ökonomischen Schäden dieser Saison aufzufangen. Wenn Mbappé dieses Jahr nicht kommt, wird niemand erschossen. Die Leute wissen, wie ich bin. Und wenn etwas nicht gemacht wird, dann deshalb, weil es nicht möglich ist.“

Casemiro, Kylian Mbappé
Mega-Deaö vom Tisch? Pérez hatte sich womöglich versprochen, Mbappé mithilfe der Super-League-Einnahmen zahlen zu können – Foto: imago images / Agencia EFE

„Es muss der eine oder andere Spieler verkauft werden“

…die Fußball-Wirtschaft mit Corona und ohne eine Super League: „Die Gehälter müssen heruntergefahren werden, weil die Situation sehr gravierend ist. Und einige sagen, es würde nichts passieren. Ich fordere nur Transparenz. In der NBA werden die Gehälter der Spieler und Funktionäre veröffentlicht.“

…den auslaufenden Vertrag von Sergio Ramos: „Wir schließen diese Saison ab, danach schauen wir uns die weitere Entwicklung mit dem Coronavirus an. Denn wir verlieren 80 oder 90 Millionen Euro, wenn es keine Zuschauer im Stadion gibt. Wie sollte es mir nicht gefallen, mit Ramos zu verlängern, wenn ich ihn so gerne habe wie einen Sohn? Wir haben oft gesprochen, aber ich weiß nicht… Ich will niemandem die Schuld geben. Es hängt von Real Madrids Situation ab. Dieses Jahr nehmen wir 300 Millionen Euro weniger ein. Es muss der eine oder andere Spieler verkauft werden, es müssen Dinge getan werden… Ich habe bislang getan, was ich konnte – und das nicht schlecht, obwohl der eine oder andere behauptet, ich hätte keine Ahnung vom Fußball.“

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Analyse: Sollte Pérez zurücktreten?

3. Halbzeit in Extra-Länge! Denn zu besprechen gab es viel: Neben dem fast perfekten Spiel, in... weiterlesen

…den Kader für die kommende Saison: „Eine Revolution wird es sicher nicht geben. Alle, die da sind, sehe ich bei Real Madrid. Wenn jemand nicht mehr hier sein will, soll er gehen. Aber im Moment wollen alle hier sein.“

…die aufgekommenen Gerüchte um eine Real-Rückkehr von Cristiano Ronaldo, die offenbar von dessen Umfeld lanciert wurden: „In der Tat.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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