Historie

„Finale dahoam“: Reals zweiter Henkelpokal jährt sich

Premierensieger Real Madrid gewann am 30. Mai 1957 auch die zweite Ausgabe des Europapokals der Landesmeister. Manche Dinge waren damals noch anders, andere klingen ziemlich gegenwärtig.

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Real Madrid gegen Manchester United, 1957 – Foto: imago/United Archives International

Einigen Teams hatte man es über die Jahre zugetraut. Doch erst im 24. Anlauf gelang es einem Klub, den Champions-League-Titel auch wirklich zu verteidigen: Real Madrid 2016/17.

Als der prestigeträchtigste aller Vereinswettbewerbe noch Europapokal der Landesmeister geheißen hatte, war das Ganze ein wenig schneller gegangen. Auch ein Finale im eigenen Stadion (Bayern-Fans werden sich erinnern) hatte nicht lange auf sich warten lassen.

Beides passierte gleich bei der zweiten Ausgabe, 1956/57 – und gebührte wenig überraschend dem Dominator des größten der Europapokale: dem berühmten „weißen Ballett“.

Drei Runden bis ins Endspiel

Genau 60 Jahre vor der historischen „Duodécima“ wies der Ablauf allerdings einige Abweichungen auf. Dass Madrid als Titelverteidiger in der ersten Runde gesetzt war (damals gab es keine Gruppenphase), wirkt normal. Dass die Blancos dort aber gleich drei Spiele bestritten, eher nicht.

Gegen den österreichischen Meister Rapid war Real nach dem 4:2-Hinspielsieg durch einen lupenreinen Hattrick der späteren Trainer-Ikone Ernst Happel, damals Verteidiger, im Rückspiel mit 0:3 in Rückstand geraten, ehe Alfredo Di Stéfano verkürzte.

5:5 nach 180 Minuten – doch die Auswärtstorregel (erst 1965 in Europapokalen eingeführt) gab es noch ebenso wenig wie das heute übliche Elfmeterschießen. Stattdessen wurde ein Entscheidungsspiel angesetzt, das Madrid mit 2:0 gewann.

Die zweite Runde war in den historischen Anfängen des Wettbewerbs bereits gleichbedeutend mit dem Viertelfinale, in dem sich die Königlichen mit 3:0 und 3:2 gegen Frankreichs Meister OGC Nizza durchsetzten – ehe im Halbfinale Manchester Uniteds ein Jahr später tödlich verunglückte „Busby Babes“ warteten.

Di Stéfano trifft immer

Dank Toren von „Big Game Player“ Héctor Rial oder Di Stéfano, der in jeder Runde mindestens einmal traf, zog das weiße Ballett mit 3:1 zu Hause und 2:2 im Old Trafford ins Endspiel ein – das im Estadio Santiago Bernabéu stattfand.

Ehe die Bayern 2012 gegen Chelsea verloren (die AS Rom unterlag zudem 1984 im Stadio Olimpico dem FC Liverpool) und bevor Inter Mailand 1965 im San Siro Benfica schlug, durfte sich also Real Madrid im eigenen Wohnzimmer versuchen.

Am 30. Mai 1957 war es dann soweit: zweites Europapokalfinale, das erste im Bernabéu, das erste „Finale dahoam“. Gegen die Fiorentina um Julinho, der ohne Garrincha wohl auch in seiner Heimat Brasilien eine Legende geworden wäre, ließ sich vor angeblich 124.000 Zuschauern eine inzwischen schier traditionelle Schiedsrichter-Polemik vor Di Stéfanos Elfmetertreffer zum 1:0 (69.) nicht vermeiden, ehe „Paco“ Gento mit dem 2:0 (75.) für die Entscheidung sorgte. Si si si, la Segunda ya está aqui!

Drei weitere Chancen

Nach der ersten Titelverteidigung im eigenen Stadion hätte Real Madrid auch 1969, 1980 und 2010 die Chance gehabt, den Henkelpott im Bernabéu zu gewinnen – der nach 1957 trotzdem noch eine Weile und seither immer mal wieder seinen Weg an die Concha Espina fand.

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Baumgart's Fussballblog

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