
Trennung durch die Hintertür
MADRID. Kaum einem Spieler passte das Gewand des weißen Balletts derart gut, kaum ein Trainer strahlte eine derartige Identifikation mit dem Verein aus wie er. Doch „Zizou“ und Real Madrid haben sich erneut getrennt. Zum dritten Mal – und vermutlich zum letzten Mal. Am 23. Juni 2021, seinem 49. Geburtstag, ist es fast einen Monat her, dass der Franzose und die Königlichen die Beendigung des Arbeitsverhältnisses offiziell verkündeten.
Am 27. Mai teilte der spanische Rekordmeister diesen Beschluss in einer Pressemitteilung mit, wenige Tage später, am 31. Mai, brach Zidane in Form eines in der spanischen Sportzeitung AS veröffentlichten Briefes sein Schweigen. Der einstige Mittelfeldmagier übte Kritik an der Führungsetage um Präsident Florentino Pérez. Er bemängelte geringes Vertrauen und monierte, dass er seitens des Klubs die Unterstützung vermisse, „um mittel- oder langfristig etwas aufzubauen“.
Was Zidane zum Schluss missfiel
Zu Zidanes Forderungen zählten mitunter die Vertragsverlängerungen von Luka Modrić, Lucas Vázquez und Sergio Ramos. Doch nur zwei dieser drei wichtigen Personalien wurden gelöst, nur mit Modrić und Vázquez einigte man sich auf eine zeitliche Ausdehnung des Arbeitspapiers bis 2022 respektive 2024. Doch mit Ramos, mit dem Zidane einst sogar noch gemeinsam auf dem Rasen stand, scheiterte dies. Und damit auch die Aussicht, mit dem französischen Fußballlehrer in die kommende Saison zu gehen?
Zidane soll nach seiner Rückkehr im Sommer 2019 bereits den Transfer von Manchester Uniteds Paul Pogba gefordert haben. Dieser blieb aus. Auch Kylian Mbappé hätte er dem Vernehmen nach nur zu gerne gecoacht. Doch nichts davon wurde realisiert. Und deshalb litt wohl auch die Beziehung zu Pérez. Dem Franzosen hätte es gefallen, „wenn meine Beziehung zum Klub und Präsidenten in den letzten Monaten eine etwas andere gewesen wäre als bei anderen Trainern“. Menschliche Beziehungen seien für Zidane „essentiell, sie sind wichtiger als das Geld, wichtiger als die Berühmtheit, wichtiger als alles. Man muss sie pflegen“.
Zugleich störte den nun 49-Jährigen, dass seine Arbeit und seine Erfolge nicht genügend honoriert wurden. „Es wurde alles vergessen, was ich in der täglichen Arbeit aufgebaut habe, was ich in der Beziehung zu den Spielern geleistet habe, zu den 55 Mitarbeitern rund um die Mannschaft“, schrieb er in seinem Brief. Im Laufe der Zeit waren „Zizou“ diese Strapazen immer deutlicher anzumerken und so war das finale Aus im Sommer kaum eine Frage von ob sondern wie.
https://www.youtube.com/watch?v=VV6N2g7Dw44
Als Spieler und Trainer: 17 Titel mit Real Madrid
Was von Zidane bei Real Madrid bleibt, sind magische Erinnerungen. Im Januar 2001 für die damalige Transfersumme von 77,5 Millionen Euro von Juventus Turin verpflichtet, lief er stolze 227 Mal (49 Tore, 68 Assists) für die Königlichen auf, schoss die Blancos mit seinem Volley-Tor im Finale 2002 gegen Bayer Leverkusen (2:1) zum Champions-League-Titel, sicherte sich im selben Jahr mit den Merengues den Weltpokal und den UEFA Supercup und wurde im darauffolgenden Jahr 2003 auch noch spanischer Meister.
Das Karriereende 2006 war emotional, doch die Liebe zwischen dem Ballkünstler aus Marseille und den Madrilenen hielt an. Trainierte er erst die Jugend und fungierte später als Co-Trainer Carlo Ancelottis und Cheftrainer der Castilla, wurde ihm das Privileg zuteil, von Januar 2016 bis Mai 2018 und März 2019 bis Juni 2021 insgesamt 301 Pflichtspiele der Profis zu leiten, aus denen 190 Siege, 53 Remis und 48 Niederlagen resultierten. Zidane gewann in dieser Zeit beachtliche elf Titel mit Real – davon drei Champions-League-Titel in Folge sowie zwei spanische Meisterschaften. Und auch wenn kein weiteres gemeinsames Kapitel mehr folgen wird, betonte Zidane zum Abschluss: „Liebe Madridistas, ich werde immer einer von euch sein.“ In diesem Sinne: ¡Feliz cumpleaños, „Zizou“!
Community-Beiträge