Interview

„Schwöre auf meine Enkel“: Pérez über Zidanes Brief, Ramos, Ancelotti, Raúl, Varane und Mbappé

Die Abgänge von Zinédine Zidane und Sergio Ramos, die Rückkehr von Carlo Ancelotti, der Transfermarkt und die Hoffnung auf Top-Verpflichtungen, die offene Zukunft vieler Spieler: Bei dem Radiosender ONDA CERO bezieht Florentino Pérez zu den Themen Stellung, die Real Madrid und die Fans bewegen. Die Super League verteidigt der Präsident einmal mehr vehement und sieht er nicht als gescheitert an.

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Florentino Pérez ist seit 2009 Präsident von Real Madrid – Foto: ONDA CERO

Pérez über Ramos: „Alles wurde gesagt“

FLORENTINO PÉREZ über…

…den Abgang von Sergio Ramos, dem der Klub am Ende nicht mal mehr ein zusätzliches Vertragsjahr anbot, weil das Angebot abgelaufen war: „Ich kann nur sagen, dass ich Sergio Ramos bewundere. Ich werde über diese Dinge hier nicht reden. Er war bei Real Madrid eine Legende. Alles, was wir zu dem Thema zu sagen haben, haben wir bereits gesagt. Auch er selbst. Damit hat es sich. Ich bin nicht hier, um über Dinge zu reden, die nicht mehr von Bedeutung sind. Es ist ein abgeschlossenes Thema. Wir haben ihm einen Vertrag angeboten und gesagt, dass es dafür eine Frist gibt. Das ist die Wahrheit. Das Leben geht weiter, das ist hier sein Zuhause. Eines Tages wird er auch sicherlich zurückkehren. Ich mag ihn, als wäre er mein Sohn und ich wünsche ihm nur das Beste.“

…Paris Saint-Germain als mögliche nächste Station von Ramos: „Mich würde es freuen, wenn ihm ein Klub das bieten kann, was wir ihm nicht bieten konnten. So, wie es auch bei Cristiano (Ronaldo) und vielen anderen der Fall war.“

„Mir wurde gesagt, dass Zidane diesen Brief nicht schrieb“

…den Rücktritt von Zinédine Zidane: „Da ich ihn kenne, hat mich das nicht überrascht. Es war eine der Möglichkeiten, denn es war ein hartes Jahr. Es erschöpft einen auch, Trainer zu sein. Mit José Ángel (Sánchez) saßen wir zusammen. Ich habe darum gekämpft, dass er bleibt. Zidane ist ein einfacher Typ: Wenn er sagt, dass er gehen will, ist er schon gegangen.“

…den offenen Brief von Zidane zum Abschied, in dem er den Klub kritisierte: „Soll ich die Wahrheit sagen? Ich habe ihn nicht gelesen. Ich schwöre auf meine Enkelkinder, dass ich ihn nicht gelesen habe. Mir wurde gesagt, dass Zidane diesen Brief sicher nicht geschrieben hat, sondern jemand anders. Ich habe einen ganzen Abend mit ihm geredet und er sagte mir nie etwas von dem, was in dem Brief stand. Ich habe seitdem nicht mehr mit ihm gesprochen. Wenn es nach mir ginge, würde er wieder Trainer von Real Madrid werden. Ich kenne ihn seit 2001, mag ihn sehr und wünsche ihm das Beste. Er hat die Hoffnung, Nationaltrainer von Frankreich zu sein und sicherlich wird er das.“

Pérez: Ancelotti nicht letzte Wahl, Raúl zu unerfahren

…Carlo Ancelotti: „Wir freuen uns über Ancelotti, es steht eine neue Etappe bevor. Er war nicht die letzte Wahl. Ich habe weder mit (Mauricio) Pochettino noch mit (Massimiliano) Allegri oder (Antonio) Conte gesprochen. Ancelotti ist eine Idee von uns allen gewesen. Wir bereiten nun die Saison vor, weil wir viele Spieler haben und nur 25 einschreiben können.“

…Ancelottis noch offenen Co-Trainer: „Wie er es will.“

…mögliche Gedanken an Raúl als Zidane-Nachfolger: „Er hat mit Sicherheit das Zeug dazu, in der Zukunft der Trainer zu sein, daran habe ich keine Zweifel. Aber wir brauchten in diesem Moment jemanden mit mehr Erfahrung, die Raúl gerade erst Jahr für Jahr sammelt. Er wird mit Sicherheit einer unserer Männer für die Zukunft.“

…Neuzugänge: „Wir haben eine Top-Mannschaft. Real Madrid arbeitet immer daran, die besten Spieler zu haben. Aber wir haben bereits eine großartige Mannschaft mit vielen jungen Spielern, mit denen man arbeiten muss.“

„Mbappé? Respektlos, über Nicht-Real-Spieler zu reden“

…Wunsch-Einkauf Kylian Mbappé: „Ich spreche nicht über Spieler, die nicht bei Real Madrid sind. Ich weiß, was die Mitglieder und Fans von Real Madrid wollen: dass die besten Spieler hier sind. Aber sie kommen manchmal auch mit 18 Jahren und dann muss man warten, bis sie die besten sind. Jeder kennt mich und jeder weiß, wie meine Politik aussieht. Dass die Besten hier spielen, ist logisch. Und dieser Mix mit den jungen Spielern hat uns in diesen Jahren den Erfolg beschert. Mannschaften müssen sich auch verändern und wir befinden uns in diesem Jahr auf einer Etappe der Erneuerung. Mbappé ist ein großartiger Spieler, so wie andere auch. Es ist aber respektlos, über Spieler zu reden, die nicht bei Real Madrid sind.“

…Veränderungen am Kader: „Wir besitzen derzeit 35 Spieler und können nur 25 einschreiben. Daher haben wir eine enorme Arbeit vor uns, die Spieler, die vielleicht noch nicht in dem Alter sind, dass sie ihr Bestes abrufen können, zu verleihen. Das ist viel Arbeit. Carlo Ancelotti ist erfreut über den Kader, der ihm zur Verfügung steht.“

…die Frage, ob Ancelotti Mbappé oder Erling Haaland eher gefällt: „Ich rede weder über Mbappé noch über Haaland.“

Will Varane Real verlassen? „Noch nicht mit ihm gesprochen“

…Raphaël Varane, der nur noch bis 2022 an den Klub gebunden ist und offenbar diesen Sommer wechseln möchte: „Er spielt die Europameisterschaft und wenn er zurückkommt, werden wir ihn fragen. Wir haben noch nicht mit ihm gesprochen. Verpflichtungen und Verlängerungen sind Angelegenheiten für nach der EM. Ob wir ihm bereits ein Angebot gemacht haben, werde ich nicht sagen. Varane ist seit vielen Jahren hier und verhält sich immer sehr gut. Wenn er gehen will, wird er das sagen. Und wenn er bleiben will, wird er das auch sagen.“

Pérez: Keine Sportdirektoren-Verpflichtung geplant

…Marcelo als neuen Kapitän: „Der Kapitän von Real Madrid ist Marcelo, er hat es sich erarbeitet, ist seit vielen Jahren hier. Es ist schwer, einen Linksverteidiger wie Marcelo zu finden. Mit seinem Vorgänger Roberto Carlos ist er der beste der Geschichte. Wenn ich über Marcelo rede, kann ich ihn nur loben. Was er geleistet hat – spektakulär!“

…Brahim Díaz: „Brahim hatte die Möglichkeit, seinen tollen Fußball bei Milan zu zeigen und wenn er ihn hier nicht unter Beweis stellen kann, würde es uns freuen, wenn er es weiterhin bei Milan tut. Aber ich weiß nicht, was passieren wird.“

…Gareth Bale: „Er ist ein großartiger Spieler. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit. Ob es mir gefallen würde, wenn er bleibt? Ich mag alle.“

…den Portugiesen Luis Campos als möglichen Sportdirektor: „Ich habe das gelesen, aber das entspricht nicht der Wahrheit. Wir kennen ihn aus der Amtszeit von (José) Mourinho, aber es stimmt nicht.“

„Sind darauf vorbereitet, dass wir im Bernabéu spielen“

…die Fan-Rückkehr zur neuen Saison und den Umbau des Estadio Santiago Bernabéu: „Wir haben einen großen Umbau und erwarten, dass dieser am Ende des nächsten Jahres beendet ist. Wir sind darauf vorbereitet, dass wir im Estadio Santiago Bernabéu spielen, wenn Fans wieder zu den Spielen dürfen. Der Umbau ist so konzipiert, dass er ausgeführt und gleichzeitig Publikum kommen kann. Mal schauen, ob wir die Liga darum bitten müssen, die ersten drei Spieltage auswärts zu absolvieren.“

…ein mögliches Ausweichen auf das Estadio Wanda Metropolitano von Atlético: „Es ist ein schönes Stadion, aber wir haben nicht die Notwendigkeit, dort zu spielen. Es ist alles bereit, um hier zu spielen und den Umbau dabei fortzuführen. (Enrique) Cerezo (Atléticos Präsident; d. Red.) hat es mir nicht gesagt, aber er wäre sicherlich erfreut darüber, sollten wir das Wanda brauchen. Aber das ist nicht die Idee.“

Pérez kritisiert UEFA

…die von der UEFA abgeschaffene Auswärtstorregel: „Ich fände es besser, wenn sich die UEFA mehr um die Fans auf der Welt kümmern würde und wir nicht so viele Fans verlieren würden, weil ein Wettbewerb fehlt, der alle interessiert. Sie sollte lieber einen attraktiveren Wettbewerb schaffen. Wir machen eine sehr schlechte Situation durch. Der Fußball stirbt, zieht die jungen Menschen nicht mehr an, die Reichweite sinkt.“

Real Madrid Trikot

…die vorerst gescheiterte Super League: „Es ist nichts schiefgegangen. Zwölf Klubs haben zwei Jahre lang daran gearbeitet, ein Format zu schaffen, das den Fußball nicht sterben lässt. Aktuell tut er das nämlich, er verliert an Interesse. Das Publikum wird kleiner, weil die meisten Spiele nicht interessant sind. Wir schließen mit der Super League niemanden aus, es können einfach nicht alle daran teilnehmen. Ein Spiel zwischen Rom und Sampdoria sorgt für weniger Interesse als Manchester gegen PSG. Nicht alle Spiele sind gleich attraktiv. Die Fans sind diejenigen, die das Sagen haben. Und Manchester hat zum Beispiel mehr Fans als Rom. Wir beschlossen, dass diejenigen dabei sein müssen, die die meisten Fans besitzen.“

…die Drohungen der UEFA wegen der Super League: „Dass nur noch Madrid, Barca und Juve dabei sind, ist eine Lüge. Es sind weiterhin alle Klubs vertreten, keiner ist ausgetreten. Wir haben eine verbindliche Vereinbarung getroffen und niemand kann austreten. Die UEFA hat uns bedroht, aber wir sind vor Gericht gezogen und dort wurde gesagt, dass die Super League angehen kann. Die UEFA will ihre Privilegien behalten. Wir Klubs verlieren 800 Millionen Euro und (Aleksander) Čeferin erhöht sich sein eigenes Gehalt.“

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Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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