
Clásico noch „das beste Spiel, das im Fußball existiert“?
BARCELONA. Der Clásico der neuen Gesichter! Verabschiedete sich Cristiano Ronaldo (nun bei Manchester United) bereits mit seinem Weggang von Real Madrid zu Juventus Turin 2018 vom prestigeträchtigen Duell mit dem FC Barcelona, zogen Sergio Ramos und Lionel Messi mit ihren Wechseln zu Paris Saint-Germain in diesem Sommer nach. Stattdessen könnten am Sonntag (16:15 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) nun Stars wie Reals 21-jähriger Vinícius Júnior oder Barças 18-jähriger Ansu Fati den Kampf zwischen beiden spanischen Traditionsmannschaften prägen.
„Für mich ist es immer noch das gleiche. Es bleibt das beste Spiel, das im Fußball existiert“, versuchte Real-Torjäger Karim Benzema erst kürzlich, die Bedeutung des Clásico festzuhalten. Für den 33 Jahre alten Franzosen komme es „nicht auf die Spieler an, die beteiligt sind, die gegangen sind oder die daran teilnehmen werden. Real-Barça ist historisch. Die Namen verändern sich, einst waren (Zinédine) Zidane, Ronaldinho, Ronaldo, (Samuel) Eto’o dabei. Real-Barça wird immer Real-Barça sein.“
Ancelotti will Bilanz aufbessern – Koeman ersten Sieg
Und auch sein Teamkollege Toni Kroos geht damit d’accord. „Zuletzt haben sich beide Mannschaften etwas schwergetan, sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Das sagt für dieses Spiel aber nichts aus. Ich bin zuversichtlich, da wir die letzten Clásicos gewonnen haben. Das Ziel ist der Sieg“, sagte der 31 Jahre alte Mittelfeldstratege der Blancos in einem Interview mit dem Liga-Verband LFP. 2:0 im Estadio Santiago Bernabéu, 3:1 im Camp Nou, 2:1 im Estadio Alfredo Di Stéfano lauteten schließlich die letzten drei Resultate gegen Barça aus Sicht der Madrilenen.
Doch hat sich bekanntlich seit dem letzten Clásico vom 10. April erneut einiges getan. Der spanische Rekordmeister damals noch unter der Leitung von Zinédine Zidane, wird seit diesem Sommer nach dem Abgang des Franzosen wieder von Carlo Ancelotti auf der Trainerbank angeführt. Der 62-jährige Italiener gewann als Real-Cheftrainer während seiner ersten Amtszeit von 2013 bis 2015 nur zwei von fünf Clásicos, gingen die anderen drei Siege an den FC Barcelona.
Mehr Druck als Ancelotti dürfte unterdessen sein Gegenüber Ronald Koeman spüren. Der 58 Jahre alte Übungsleiter aus den Niederlanden ist seit Sommer 2020 Chefcoach Barças – und wartet somit noch auf seinen ersten Clásico-Dreier als Trainer. Immer wieder wird über die Zukunft des Europameisters von 1988 spekuliert, konnten die Katalanen gegen den FC Valencia in LaLiga (3:1) und Dynamo Kiew in der Champions League (1:0) zumindest zuletzt zweimal in Folge siegen.
Interesse geht zurück: Immer noch Clásico-Tickets verfügbar
Gibt es gegen den Rivalen aus der Hauptstadt jedoch eine Niederlage, werden wieder neue Zweifel an Koeman aufkommen – zumindest für die spanische Presse wäre es ein gefundenes Fressen. In der Liga rangieren die „Cúles“ nach acht gespielten Partien auf Tabellenplatz sieben, haben jedoch mit 15 Punkten nur zwei Zähler weniger als das zweiplatzierte Real Madrid mit 17. Bedeutet somit: Zwar haben beide Mannschaft etwas zu verlieren, Barça – und insbesondere Koeman – womöglich aber noch mehr als Real.
Die Trainersituation in Barcelona oder auch die Tabellensituation der noch jungen Saison scheinen aber keine Feinzutaten für das Zuschauerinteresse zu sein. Zwar darf das Camp Nou am Sonntag wieder komplett ausgelastet werden und damit seine knapp 100.000 Sitzplätze füllen, doch wird es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dazu nicht kommen. Vor ein paar Jahren zu Zeiten von Ronaldo und Messi wäre dies kaum denkbar gewesen.
So haben interessierte Ticketkäufer auch noch am Donnerstag – drei Tage vor dem Showdown – die Chance, Tickets für den Clásico zu kaufen. Wie viele Zuschauer es letztlich dann in Barças bereits in die Jahre gekommenen Arena schaffen werden, ist somit noch offen. Am Mittwochabend in der Champions League konnten die Katalanen gegen Kiew gerade einmal 45.968 Zuschauer begrüßen – und somit nicht mal das halbe Stadion auslasten. Zum Clásico werden es dann wohl doch ein paar mehr sein, das Interesse am einst so glorreichen Duell, auf das die ganze Fußballwelt mit Spannung Begeisterung blickte, scheint offensichtlich dennoch zu schwinden. Wer allerdings den Fußball kennt, der weiß: Das kann sich auch sehr schnell wieder ändern…
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