
„Ich habe immer davon geträumt in den großen Teams zu spielen“
MADRID. Zwei Jahre lang, von 2005 bis 2007, gehörte der Brasilianer Cicinho zum Team der „Galácticos“, feierte einen Meistertitel und lebte buchstäblich seinen Kindheitstraum. „Ich habe immer davon geträumt in großen Vereinen zu spielen und ich durfte mit São Paulo im besten brasilianischen Club spielen, mit Real Madrid im besten Verein der Welt und in der besten Nationalmannschaft, Brasilien.“ Wie jeder kleine brasilianische Junge spielte auch er gern Fußball, doch erst mit 14 Jahren realisierte Cicinho, dass für ihn eine reale Chance bestand, Profispieler zu werden. Hatte er vorher eher zum Spaß gespielt, wandelte sich seine Einstellung zum Fußball und er begann den Sport als Beruf zu sehen. Mit Erfolg.
„Ohne Eitelkeit hätten wir viel mehr Titel gewinnen können“
Im Gespräch mit dem Magazin MadridistaReal erinnert sich der heutige Ex-Profi an seine überwältigende Ankunft in Madrid und den Gedanken plötzlich von den allerbesten umgeben zu sein: „Ich durfte Teil dieses großartigen Teams sein und an der Seite von Ronaldo, Raúl, Zidane oder Beckham spielen. Ich hatte das Gefühl, mein Ziel erreicht zu haben.“ All diese großen Namen auf einen Haufen hatten allerdings auch einige Unstimmigkeiten zur Folge, was nicht immer nur vorteilhaft war. „In jedem großen Team herrscht Konkurrenzkampf, schließlich reden wir hier von Real Madrid. Keiner will auf der Bank sitzen. Doch ohne diese gewisse Eitelkeit hätten wir sicherlich viel mehr Titel gewinnen können.“
„Ich habe im besten Team der Welt gespielt und bereue, gegangen zu sein“
Eben dieser Konkurrenzkampf wurde 2007 für den Außenverteidiger zum Grund Real Madrid zu verlassen und die für ihn „coole“ Erfahrung, wie er selbst sagt, fand mit der Unterschrift bei der AS Rom ein abruptes Ende. Unter Trainer Bernd Schuster, der 2007 auf Fabio Capello folgte, war Cicinho hinter Sergio Ramos und Míchel Salgado plötzlich nur noch dritte Wahl. Auf Schusters Vorschlag den Abgang auszuhandeln, ging er ein und folgte dem Ruf der italienischen Hauptstadt. Heute, reicher an Jahren und Erfahrung betrachtet er die damalige Situation etwas anders: „Wäre es heute so, mit der Klarheit, die ich jetzt habe, würde ich mit Sicherheit in Madrid bleiben und um meinen Stammplatz kämpfen.“
Könnte der Verteidiger die Zeit zurückdrehen, würde er mehr Einsatz zeigen, sich mehr fokussieren. Genau das rät er auch den jungen Spielern Real Madrids wie Vinícius Júnior: „Professionalität ist das wichtigste und die Spieler müssen sich bewusst machen, dass sie Teil des besten Vereins der Welt sind. Mein Tipp ist also: Hingabe. Leistung. Das Trikot von Real Madrid immer mit Stolz tragen.“ Das scheint Landsmann Vinícius schonmal zu erfüllen.
„Der Fußball hat mir so viel für meine heutige Karriere gegeben“
2018 schließlich beendete Cicinho seine Karriere nach 18 Jahren in seiner Heimat beim Brasiliense FC. Es ist erstaunlich, ihn so fit und stabil zu sehen, denn hinter seiner Traumkarriere verbarg sich eine jahrelange, ernste Alkoholsucht, die schon weit vor seiner Profilaufbahn begann und einen Großteil seiner Zeit als Spieler vereinnahmte, wie er im Jahr 2016 verriet.
Die Kämpfe, die er als Spieler nicht bereit war zu kämpfen, hat er im Hinblick auf seine jetzige berufliche Karriere erfolgreich gemeistert. Mit einem eigenen Sporttrainingszentrum für Fußball, Schwimmsport und Kampfsport sowie seiner Arbeit als Sportkommentator für den brasilianischen TV-Sender SBT hat er sich einen weiteren Traum erfüllt: „Meine beruflichen Erwartungen sind die bestmöglichen, denn der Fußball hat mir so viel gegeben, sodass ich heute die Möglichkeit habe, im Fernsehen zu arbeiten und über Sport zu sprechen.“
Sicherlich hätte Cícero João de Cezare alias Cicinho aus heutiger Sicht mehr erreichen können, aber bei all der Kritik: Er teilte das Feld und die Umkleidekabine mit den Galaktischen und dieses Privileg bleibt nur einem sehr kleinen Kreis vorbehalten…
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