
Courtois wieder einmal überragend
Real Madrid steht in LaLiga nach 15 gespielten Partien an der Tabellenspitze – mit sieben Punkten vor Verfolger Atlético Madrid (haben ein Spiel weniger bestritten). Dass die Königlichen bislang der Top-Anwärter auf die spanische Meisterschaft sind, hat die Truppe von Cheftrainer Carlo Ancelotti vor allem auch den starken Leistungen von Thibaut Courtois zu verdanken.
Der 29 Jahre alte Belgier wuchs am Mittwochabend beim knappen 1:0-Sieg gegen den Athletic Club im Estadio Santiago Bernabéu einmal mehr über sich hinaus (REAL TOTAL-Note: 1,5). Seine stärkste Szene hatte der 1,99 Meter große Schlussmann wohl in der 76. Spielminute, als er gegen Bilbaos Oihan Sancet den Winkel mit perfektem Torwartspiel verkürzte, um das Leder überragend abzuwehren. Neben einigen weiteren Top-Paraden (20., 27.) strahlte Reals Nummer 1 auch bei ruhenden Bällen und hohen Hereingaben stets eine bemerkenswerte Sicherheit aus.
„Er leistet Außergewöhnliches“
„Was Courtois in den Spielen leistet, ist genau das, was er jeden Tag im Training leistet. Ich sage ihm, dass er unseren Stürmern zu mehr Selbstvertrauen verhelfen muss, denn er hält im Training alles (lacht)“, schwärmte Ancelotti nach dem Erfolg gegen den Athletic Club und huldigte seinen Torwart: „Er leistet Außergewöhnliches. Und dass er so heraussticht, besorgt mich nicht. (…) Wir haben ihn und das genießen wir.“
Dennoch wird Courtois weder von FRANCE FOOOTBALL noch von der FIFA zu den besten fünf Torhütern der Welt gezählt. Wie kann das sein? Bei der Ballon-d’Or-Gala am vergangenen Montag im Pariser Théâtre du Châtelet wurde Paris Saint-Germains Keeper Gianluigi Donnarumma mit der Yashin Trophy ausgezeichnet, dahinter landeten Édouard Mendy (FC Chelsea), Jan Oblak (Atlético Madrid), Ederson (Manchester City), Manuel Neuer (FC Bayern München), Emiliano Martínez (Aston Villa), Kasper Schmeichel (Leicester City) – und erst an achter Stelle Thibaut Courtois (Real Madrid CF/Belgien). Dahinter folgten Keylor Navas (Paris Saint-Germain) und Samir Handanovič (Inter Mailand).
Starke Saisonwerte sprechen für Courtois
Wenn die FIFA am 17. Januar 2022 den Award „The Best FIFA Men’s Goalkeeper“ verleiht, darf sich Courtois, der den Titel letztmals 2018 gewann, erst gar keine Hoffnungen machen: Er ist nicht mal unter den fünf Nominierten. Dafür aber Alisson Becker (FC Liverpool), Donnarumma, Mendy, Neuer und Schmeichel.
Mag es vielleicht zu hoch gegriffen sein, dass Courtois momentan der beste Torhüter der Welt ist, sollte er aber zumindest im engeren Kreise genannt werden. Doch das wird er aktuell nicht – und das ist unfair, denn das hätte er sich mehr als verdient. Der 94-fache belgische Nationalspieler hat im Tor von Real in der laufenden Saison wettbewerbsübergreifend erst 18 Gegentore in 20 Pflichtspielen hinnehmen müssen. Siebenmal spielte er zu Null. Damit kassierte er bis dato im Schnitt 0,9 Gegentreffer pro Partie.
Real-Keeper erhält nicht verdiente Anerkennung
Ein Neuer steht dafür bereits bei 22 Gegentoren aus 20 Pflichtspielen und musste damit durchschnittlich 1,1 Gegentreffer pro Spiel hinnehmen. Und ein Schmeichel kassierte bei Leicester City gar schon 33 Gegentore in 20 Pflichtspielen und war gezwungen, im Durchschnitt 1,65-mal pro Partie hinter sich zu greifen. Alisson zeigte sich bislang mit 17 Gegentreffern aus 18 Pflichtspielen und 0,94 pro Spiel ähnlich stark wie Courtois. An Mendy führt unterdessen mit nur acht Gegentoren aus 19 Pflichtspielduellen und durchschnittlich nur 0,42 Gegentreffern kein Weg an der Spitze vorbei.
Und Yashin-Trophy-Sieger Donnarumma ist bei Paris Saint-Germain derweil nicht einmal Stammtorhüter. Der 22-Jährige muss sich diesen Posten mit Navas teilen und kam dadurch in der laufenden Spielzeit erst zu acht Pflichtspieleinsätzen für die Franzosen, in denen er acht Gegentreffer und somit durchschnittlich eins pro Partie kassierte. Warum wurde er trotzdem von FRANCE FOOTBALL ausgezeichnet? Klar, trug er am Europameister-Titel der Italiener einen entscheidenden Anteil und doch hat er sich nach seinem PSG-Transfer verglichen mit den anderen Konkurrenten weniger ausgezeichnet. Und dafür einen Courtois außen vor zu lassen? Den Real-Keeper im Zuge der aktuell fünf besten Keeper der Welt zu nennen, wäre angebracht und mehr als fair!
Dadurch dass Courtois für die beiden prestigeträchtigen Torhüterauszeichnungen nicht zu den Top-Kandidaten gezählt wurde respektive wird, schmälert es gefühlt die starken Leistungen des Belgiers. Für Real Madrid ist ein solch souveräner Rückhalt jedenfalls unverzichtbar – und hoffentlich schon im kommenden Jahr auch wieder ein heißer Anwärter auf den Titel zum Welttorhüter.
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