
Seit August: Streit um Finanzspritze von CVC
Es wird kompliziert. Im Laufe des Freitags haben sowohl Real Madrid, der FC Barcelona als auch der Athletic Club aus Bilbao drei einheitliche Pressemitteilungen veröffentlicht, auf die der Liga-Verband LFP wenig später reagierte mit einem eigenen, nicht minder ausführlichen Kommuniqué. Worum es geht? Um den Streit um den „CVC-Deal“, den LaLiga konzipierte, um den Klubs aus der finanziellen Schieflage zu helfen, den die drei Liga-Dinos aber ausschlugen. Sie schlugen diesen nicht nur aus, sie halten ihn sogar für so schlecht und schädlich für die Liga, dass sie nun einen eigenen „Deal“ planen und den restlichen Klubs anbieten möchten.
Carta de Athletic Club, F. C. Barcelona y Real Madrid C. F. a todos los clubes de La Liga.#RealMadrid
— Real Madrid C.F. (@realmadrid) December 3, 2021
Und spätestens da wird es kompliziert. Und nicht arm an Vorwürfen: Während Real, Athletic und Barça das Finanzierungspaket zwischen LaLiga und dem Private-Equity-Fonds CVC als „für den spanischen Fußball ruinös“ und als „aus wirtschaftlicher Sicht eine Belastung für die Zukunft unseres Fußballs“ bezeichnen, kontert die LFP den Plan des Liga-Dino-Trios als „Projekt, das ihre individuellen Ziele gefährdet“.
Real, Athletic und Barça stellen eigenes Projekt vor
„LaLiga Impulso“ vs. „Proyecto Sostenible“. Der erste Name gehört zu dem Projekt, mit dem LaLiga Anfang August überraschte. 2,7 Milliarden Euro würden die 42 Erst- und Zweitligisten dabei erwarten, müssten dafür aber zehn bis elf Prozent abgeben – und das auf 50 Jahre hinaus! Für Real Madrid war dieser Plan nicht nur „irreführend“, sondern auch alles andere als lohnenswert. „Real Madrid kann kein Unternehmen unterstützen, das die Zukunft der Vereine, an einige wenige Investoren verschenkt“, hieß es. Rund 250 bis 275 Millionen hätten so beispielsweise die Königlichen erwartet, aber eben zu einem zu hohen Preis auf die Zukunft betrachtet. Entsprechend hat auch der FC Barcelona abgelehnt, obwohl Joan Laporta verriet, dass mit diesem Geld ein Verbleib von Lionel Messi möglich gewesen wäre – trotzdem lehnten die Katalanen ab. Und dennoch stimmten am Ende 38 der 42 Klubs für die Finanzspritze, für das schnelle Geld. Dann wurde es wieder still um den CVC-Deal, ehe Florentino Pérez im November nachlegte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich aus der Presse erfahren würde, dass die Liga die Absicht hat, elf Prozent unserer Fernsehrechte wegzunehmen, um sie an einen Investmentfonds zu geben. Wie ist es möglich, dass sie von CVC als strategischem Partner sprechen, wenn es sich nur um einen Finanzinvestor handelt, der nicht mal die Absicht hat, dem Projekt 50 Jahre treu zu bleiben“. Real werde „alle Aktionen aufmerksam verfolgen, um jeglichen Schaden oder Rechtswidrigkeit zu vermeiden. Die Liste der von unseren Anwälten festgestellten Unregelmäßigkeiten war erstaunlich und der Vorstand stimmte einstimmig zu, rechtliche Schritte gegen den Präsidenten der Liga, den Vertreter des Fonds und den CVC-Fonds selbst einzuleiten. Der Fonds ist derselbe, der in Deutschland und Italien versucht hat, dasselbe zu tun, wo sie gescheitert sind“, so Pérez.
Soweit zu „LaLiga Impulso“, am Freitag erblickte dann das „Proyecto Sostenible“, das “nachhaltige Projekt”, das Licht der Welt. Dabei wollen Real, Athletic und Barça etwas angeblich Besseres überlegt und gefunden haben, um es den restlichen Klubs anzubieten. Auch hier bleibt es unübersichtlich: Es fallen Zahlen wie 900 Millionen Euro (Gesamtkosten), angebliche Einsparungen bis zu 12,2 Milliarden Euro, Zinssätze von 2,5 bis 3,0 Prozent und 25 Jahre. Noch eine Zahl: 9.000! So viele Zeichen beinhalten die Pressemitteilungen der drei Vereine. All das zu verstehen – Darlehen, Rentabilität – schwierig.
„LaLiga Impulso“ vs. „Proyecto Sostenible“ – für Laien kaum zu verstehen
Ob es Liga-Verband LFP verstanden hat oder verstehen will? „Es ist erstaunlich, dass die Organisatoren der Super League, die für die nationalen Ligen tödlich war, sich besorgt über ein Projekt zeigen, das von der Mehrheit der LaLiga-Vereine befürwortet wird und sie finanziell nicht beeinträchtigt“, schreibt der Verband zu dem vorgestellten Deal, hinter dem die Banken JP Morgan, Bank of America und HSBC stecken.
Stattdessen betonen Javier Tebas und Co., dass der CVC-Deal ein „strategisches Projekt, um die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum des Wettbewerbs und seiner Vereine mittel- und langfristig zu gewährleisten“ sei. Also ähnliche Worte, wie schon bei den Plänen über LaLiga-Spiele in den USA, welchen frisch ein Gericht einen Riegel vorschob. Turbulente Tage also für die LFP – und nicht unbedingt positiv turbulente. Mit Real Madrid, Barcelona und Athletic – die einzigen Klubs, die noch nie abgestiegen sind – sieht sich LaLiga jedoch drei Klubs entgegengesetzt, die wissen, wie man lange aus- und durchhält. So dürfte im Streit um „LaLiga Impulso“ und jetzt auch „Proyecto Sostenible“ noch lange nicht das letzte Kapitel geschrieben sein. Auch wenn es nicht unbedingt einfacher wird…
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