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Jubiläumstitel: 20. Vereinstrophäe für Carlo Ancelotti – eine Zeitreise

Mit der Supercopa-Trophäe feiert Carlo Ancelotti seinen 20. Titel als Vereinstrainer, damit steht er knapp vor dem Einzug in die Top-10-Liste der erfolgreichsten Übungsleiter aller Zeiten. Bereits jetzt hält Real Madrids Coach einige Bestmarken, weitere Rekorde könnten noch in dieser Saison folgen.

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Carlo Ancelotti
Die Supercopa ist Carlo Ancelottis 20. Titel als Trainer – Foto: IMAGO / Buzzi, Real Madrid

Carlo Ancelotti: 14 Titel als Spieler

RIAD/MADRID. Als Spieler gewann Carlo Ancelotti beinahe alles, was auf Vereinsebene an Trophäen zu gewinnen war. Mit der Roma und vor allem anschließend mit Serie-A-Spitzenklub AC Milan holte der ehemalige Mittelfeldspieler als unumstrittener Leistungsträger nicht nur mehrfach alle nationalen Titel in Italien. Er war auch unersetzlicher Teil des großen Teams unter Trainer Arrigo Sacchi (unter anderen mit Marco van Basten, Ruud Gullit, Frank Rijkaard, Paolo Maldini und Franco Baresi), das den Spitznamen „Gli Immortali“ („Die Unsterblichen“) trug und in zwei Jahren sechs internationale Titel abräumte, darunter den Europapokal der Landesmeister 1988/89 und 1989/90.

Als der Sohn eines Milchbauern im Sommer 1992 im Alter von 33 Jahren seine aktive Laufbahn beendete, standen insgesamt 14 Klubtitel zu Buche – Zeugnis einer außergewöhnlich erfolgreichen Karriere auf dem allerhöchstem Niveau.

Als Trainer noch erfolgreicher

Als Trainer hat der mittlerweile 62-Jährige diese Marke längst übertroffen. Der Gewinn der Supercopa de España mit Real Madrid ist nicht nur Ancelottis erste Trophäe nach der Rückkehr zu den Königlichen im vergangenen Sommer, es ist auch gleichzeitig sein 20. Titel als Vereinstrainer.

Mit diesem Jubiläum liegt der Italiener in der Rangliste der erfolgreichsten europäischen Klubtrainer der Geschichte nur noch einen Platz hinter Arsène Wenger, der mit 21 Titeln noch den zehnten Platz belegt. Der Real-Coach könnte den Franzosen noch in dieser Saison ein- respektive überholen. Mit der Primera División, der Copa del Rey sowie der UEFA Champions League bieten sich für Real noch drei Titelchancen in dieser Spielzeit. Dann würde „Carletto“ auch statistisch in die Riege der größten Übungsleiter der Fußballhistorie aufsteigen, allerdings gehört seine Vita schon jetzt zu den erfolgreichsten und außergewöhnlichsten Trainerkarrieren überhaupt.

Enttäuschung in Turin, Erfolgsära in Mailand

Als Ancelotti 1995/96 gleich in seiner ersten Saison als Cheftrainer mit dem Zweitligisten AC Reggiana der Aufstieg in die Serie A gelang und er anschließend AC Parma zur italienischen Vizemeisterschaft führte, schien der Weg nach oben vorprogrammiert. Zu Beginn des Jahres 1999 übernahm er den Trainerposten beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin für den zurückgetretenen Marcello Lippi.

Es folgten zwei Vizemeisterschaften in der Serie A. Und als wäre das für die Ansprüche der „Alten Dame“ nicht enttäuschend genug, scheiterte er in der Spielzeit 2000/01 mit einer mit Weltstars vollgespickten Mannschaft um Zinédine Zidane, Edgar Davids, Filippo Inzaghi und Alessandro Del Piero in der Gruppenphase der Champions League. Die Folge: Entlassung nach der Saison.

Die ganz große Karriere als Trainer schien bereits vorbei zu sein. Doch dann ergab sich durch die große Krise bei Milan im Herbst 2001 plötzlich die nächste, womöglich auch die letzte Gelegenheit für Ancelotti auf der großen Bühne. Angesichts der enormen Konkurrenz in der Serie A durch Juventus, AS und Lazio Rom und den Stadtrivalen Inter, die zu der Zeit ein regelrechtes Wettrüsten auf dem Transfermarkt veranstalteten, schien das taumelnde Milan allerdings mehr ein Himmelfahrtskommando denn als echte Chance für den noch jungen Coach zu sein. Was dann aber folgte, war eine achtjährige Erfolgsära, in der Ancelotti seinen ehemaligen Verein zurück in die nationale und europäische Spitze geführt hatte. Unter anderem stand er mit den „Rossoneri“ drei Mal im Finale der Königsklasse, von denen er zwei gewann.

Auslandskarriere – und „La Décima“ als bisheriger Höhepunkt

Anschließend zog es Ancelotti ins Ausland und es folgten neue Erfolge: Mit dem FC Chelsea holte er 2009/10 das nationale Double (Premier League und FA Cup), Paris Saint-Germain führte er 2012/13 zur Meisterschaft.

Carlo Ancelotti
2013/14 führte Ancelotti Real Madrid zum langersehnten zehnten Champions-League-Titel – Foto: IMAGO / Sportimage

Zur Saison 2013/14 übernahm Ancelotti den spanischen Rekordmeister Real Madrid als Nachfolger von José Mourinho. Was dem Portugiesen über drei Jahre verwehrt blieb, schaffte der neue Coach auf Anhieb: Er führte Real gleich in der ersten Saison nach zwölf Jahren zum zehnten Champions-League-Titel und erfüllte damit die große Sehnsucht des Madridismo nach „La Décima“.

Nachdem die zweite Spielzeit bei den Königlichen aber enttäuschend verlief und er infolge dessen entlassen wurde, ging Ancelotti zum nächsten europäischen Großverein. Beim FC Bayern konnte er zwar die nationale Dominanz fortsetzen und gewann auf Anhieb die Bundesliga, jedoch schaffte auch er es nicht, den deutschen Vorzeigeklub auf den europäischen Thron zu führen.

Carlo Ancelotti: Rückkehr nach Madrid – Risiko und Chance

Nach der sportlich soliden, aber titellosen Zeit bei Serie-A-Teilnehmer SSC Napoli übernahm Ancelotti den FC Everton, den auch er nicht aus dem Mittelmaß der Premier League führen konnte. Im Sommer 2021 schien nach Tabellenplatzierungen zwölf und zehn mit Everton die große Zeit des Trainers Carlo Ancelotti endgültig vorbei zu sein, zumal er mit 62 Jahren bereits im fortgeschrittenen Alter war.

Umso überraschender war die Rückkehr auf die Bank der Königlichen im vergangenen Sommer, die ihn wieder auf die ganz große Fußballbühne brachte. Die Umstände, die er bei seinem Ex-Verein vorfand, machten die neue Aufgabe nicht nur zur Chance für Ancelotti, wieder auf die Erfolgsspur zu kommen. Sie waren auch mit Risiken verbunden: Ein längst fälliger, aber von Vorgänger Zidane nur halbherzig angefangener Kaderumbruch, der übliche Erfolgs- und Titeldruck bei Real – umso größer nach einer titellosen Saison oder eine völlig neue Innenverteidigung waren einige der Herausforderungen, denen der Italiener vor der aktuellen Saison begegnete.

Das Zwischenfazit ist aber äußerst positiv und vielversprechend. Ancelotti führte die Blancos nicht nur zum ersten Titel seit Sommer 2020, sondern es bestehen realistische Chancen auf weitere Silberware. Zudem gelang es dem Routinier, Neuzugänge wie David Alaba auf Anhieb erfolgreich zu integrieren, einzelne Spieler wie Vinícius Júnior, aber auch die gesamte Mannschaft spielerisch und taktisch spürbar weiter zu entwickeln. Zu Beginn des Jahres 2022 wirkt Real Madrid stabil und stark mit einem konkreten Plan und Konzept dahinter. Gewinnt er nun auch noch die Meisterschaft, hätte er alle sechs möglichen Totel mit Real gefeiert – das war noch keinem gelungen.

Nur Ancelotti und Zinédine Zidane gewannen drei Champions-League-Titel – Foto: IMAGO / Jan Huebner

Carlo Ancelotti: Folgen nun weitere Meilensteine?

Ancelotti ist einer von nur sechs Trainern, die sowohl als Spieler als auch als Cheftrainer die Champions League oder den alten Europapokal der Landesmeister gewonnen haben, und steht damit in einer Reihe mit Größen wie Zidane, Pep Guardiola, Johann Cruyff, Giovanni Trapattoni, Frank Rijkaard und Miguel Muñoz.

Neben Zidane und Bob Paisley (FC Liverpool) ist er der einzige Coach, der die Champions League beziehungsweise den Landesmeisterpokal drei Mal gewinnen konnte. Wenn man nur die Ära der modernen Champions League seit 1993 berücksichtigt, haben nur er und sein ehemaliger Schützling Zidane dieses Kunststück geschafft. Zudem stand kein anderer Trainer bisher in vier Endspielen.

Der 62-Jährige hält außerdem eine weitere einzigartige Bestmarke: Mit Milan, Chelsea, PSG und den Bayern holte er in vier der fünf europäischen Top-Ligen die nationalen Meisterschaften. Mit Real Madrid ist er aktuell auf dem besten Weg, diese einmalige Leistung mit dem LaLiga-Titel zu komplettieren.

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Kommentare
Ein toller Artikel, der schön aufzeigt, was für ein hervorragender Trainer er doch ist!

Carlo, fang an sinnvoll zu rotieren, fang an sinnvoll im Spiel zu wechseln und ich sag’s dir schwarz auf weiß: Der Madridismo wird dich lieben ohne Ende!
 

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