Historie

Toni Kroos über WM-Party 2014: „Zum Ziel genommen, mit jedem Tequila zu trinken“

Toni Kroos bestreitet mit der deutschen Nationalmannschaft am 13. Juli 2014 das wichtigste Spiel seiner Karriere. Im Finale gegen Argentinien geht es im Maracanã zu Rio de Janeiro um den Weltmeister-Titel. Deutschland siegt in der Verlängerung mit 1:0. Der heutige Mittelfeldregisseur von Real Madrid erinnert sich siebeneinhalb Jahre später zurück und schildert, wie er den bedeutsamen Tag erlebte.

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Toni Kroos Mario Götze
Kroos mit WM-Final-Torschütze Mario Götze – Foto: IMAGO / Ulmer/Teamfoto

„Erinnere mich, dass ich in der Nacht davor etwas unruhiger geschlafen habe“

MADRID/RIO DE JANEIRO. Für die deutsche Nationalmannschaft lief Toni Kroos in stolzen 106 Länderspielen auf, ehe sich der mittlerweile 32-Jährige im vergangenen Sommer nach der Europameisterschaft für seinen vorzeitigen Abschied entschied. Das Länderspiel, das dem in Greifswald geborenen Mittelfeldspieler auf Lebzeiten in Erinnerung bleiben dürfte: Das Weltmeisterschaftsfinale 2014. Gemeinsam mit seinen Kollegen bescherte er Deutschland in Brasilien den insgesamt vierten Weltmeisterstern. Woran sich Kroos siebeneinhalb Jahre später noch erinnern kann?

„Ich musste in meinem Kopf erstmal recherchieren“, sagte der Weltmeister nun in der aktuellen Ausgabe des Podcasts EINFACH MAL LUPPEN, den er gemeinsam mit seinem Bruder Felix betreibt. Er legte wie folgt los: „Ich versuche mir den Tag, der ja ein schöner werden sollte, zusammenzubauen. Das Spiel war Ortszeit 16 Uhr in Rio, in Deutschland war es glaube ich 21 Uhr. Ich erinnere mich, dass ich in der Nacht davor in der Tat etwas unruhiger geschlafen habe. Das war allerdings nicht wegen dem Fußballspiel, sondern weil Jessi (seine Ehefrau; Anm. d. Red.) in der Nacht geflogen ist und aus Deutschland nur zum Finale kam.“

Der seit 2014 bei Real Madrid unter Vertrag stehende Profi „war zu dem Zeitpunkt schon sechs Wochen dort und solange haben wir uns auch nicht gesehen. Dann haben wir gesagt, gut zum Finale. Ich bin dann schon immer ein bisschen unruhiger, weil ich habe mir gedacht, es wäre schon eine gute Voraussetzung für den Tag, wenn sie gut ankommt. Und morgens um 6 Uhr ist sie dann glaube ich gelandet“, so seine Erinnerungen.

Guardiola-Nachricht vor dem Endspiel

„Ich habe nicht gefrühstückt, hatte nur Mittagessen. Irgendwas vor dem Spiel ist ja ganz gut“, so Kroos, der erklärte: „Dann weiß ich noch, dass ich mit José Meneses, dem Security-Chef der Nationalmannschaft, eine halbe Stunde vor Abpfiff zum Stadion immer bisschen Blödsinn gelabbert habe. Ich habe ihn aber gefragt, und er meinte, an dem Tag haben wir keinen Blödsinn gelabbert.“ Im Anschluss ging es vom Hotel in den Mannschaftsbus und von dort Richtung Maracanã. Zu diesem Zeitpunkt sei laut Kroos, der damals beim FC Bayern München nicht verlängern wollte, noch nicht klar gewesen, „bei welchem Verein ich spiele, wenn ich wieder zurückkomme“. Sein damaliger Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte ihm dennoch „geschrieben und mir alles Gute fürs Finale gewünscht hat, das fand ich ganz nett“.

In der Verlängerung des Finals angekommen, erzielte Mario Götze nach Vorlage von André Schürrle in der 113. Minute per Linksschuss den Siegtreffer. „Dann haben wir das Spiel gewonnen und es war natürlich schon, kurz nach Abpfiff meine Frau nach sechs Wochen wieder in den Arm nehmen zu können. Auch das Pläuschen mit Angie, Angela Merkel, in der Kabine war nett. Da haben wir uns bisschen über Mecklenburg-Vorpommern unterhalten“, erinnerte sich Kroos zurück.

„Das Letzte, woran ich mich erinnern kann…“

Der Mittelfeldstratege führte weiter aus: „Dann wurde natürlich noch im Hotel etwas gefeiert. Da gibt es noch ein Detail, an das ich mich erinnere: Und zwar hatte José vor dem Turnier ein Armband an Jogi (Löw), Oliver Bierhoff, Basti Schweinsteiger, Miro (Klose) und mich verschenkt. Das war so eine Art Schwur für das Turnier und dann haben wir am Ende des Abends gesagt, dass einer das opfern muss. Das Armband von José ging dann ins Meer von Rio de Janeiro.“

Das sei aber auch „das Letzte, woran ich mich erinnern kann“, beichtete er: „Ab dann habe ich mir zum Ziel genommen, mit jedem an diesem Abend einen Tequila zu trinken, das ist krachend gescheitert. Und dann war gute Nacht.“ Am Tag darauf hob der Weltmeister-Tross ab nach Berlin und feierte dort mit Tausenden von Menschen den historischen Triumph. Wenig später durfte Kroos verkünden, fortan nicht mehr für den FC Bayern München, sondern für Real Madrid aufzulaufen. An die Madrilenen ist er vertraglich indes noch bis 2023 gebunden, versicherte aber bereits öffentlich, seine Karriere eines Tages im Estadio Santiago Bernabéu beenden zu wollen.

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