
MADRID. Seit fast neun Jahren ist Javier Tebas mittlerweile LaLiga-Präsident. Sein Amt übernahm er im Jahr 2013 und hat seitdem eine Reihe an Herausforderungen für die spanische Fußballliga gemeistert, zuletzt die Corona-Pandemie: „Wir haben die Pandemie gut überstanden. Zwar gehen wir schwächer aus ihr hervor, aber stärker als unsere europäischen Konkurrenten.“
Im Interview mit der spanischen Zeitung ABC spricht er über das aktuelle Geschehen und die Zukunft des Fußballs. Es geht vor allem um den Milliarden-Deal mit CVC im letzten Jahr, die Zukunft der Super League, das Vorhaben, alle zwei Jahre eine Weltmeisterschaft spielen zu lassen und nicht zu vergessen, die neuen Sterne am Fußballhimmel: Kylian Mbappé und Erling Haaland.
CVC-Deal noch immer präsent: „Der Deal geht gegen Pérez’ Super-League-Projekt“
Trotz gut überstandener Pandemie liegt LaLiga und mit ihr Javier Tebas viel an der Stärkung der spanischen Vereine. Der im Herbst 2021 geschlossene CVC-Deal „LaLiga Impulso“ unterstützt dieses Vorhaben, auch wenn Real Madrid, der FC Barcelona und der Athletic Club ganz und gar nicht einverstanden waren.
Der Rückzieher von Barça? Absolut nicht nachvollziehbar für Tebas: „Es werden Prozesse geschaffen, die dem Wachstum der Vereine und damit auch LaLiga helfen. (…) Von den dreien, die nicht dabei sind, wissen wir nicht, warum auch Barça dagegen ist, denn das ist der Verein, der das Geld am dringendsten bräuchte, um aus der Misere herauszukommen, in der er sich befindet. (…) Man sieht, dass Barça fast keine Spieler verpflichten kann und es schwer haben wird, in die Champions League zu kommen, und man sieht, dass die ewigen Rivalen (Real Madrid; d. Red.) Mbappé holen wollen, aber keine 200 Millionen Euro für ihn ausgeben werden, und dass sie vielleicht Haaland verpflichten.“
Doch nicht nur die Verweigerung der Katalanen, sich auf den CVC-Deal einzulassen wundert den 59-jährigen Funktionär. Die Blancos schrien wahrscheinlich am lautesten, als es plötzlich hieß, die spanische Liga zu stärken und das Sprachrohr: Florentino Pérez. „Das CVC-Projekt geht gegen Florentinos Super-League-Projekt. Je stärker die nationalen Ligen sind, umso kleiner ist die Möglichkeit, das umzusetzen. Das, was er für seinen Klub macht, macht er nicht für LaLiga.“
Der LaLiga-Boss spielt damit auf den Vertrag an, den Real Madrid mit LEGENDS, einem amerikanischen Unternehmen für Vermarktung von Sportstätten, geschlossen hat. „Der 25-Jahres Vertrag mit LEGENDS, bei dem 20 Prozent der Stadioneinnahmen an das Unternehmen gehen, ist ein Beispiel. Ich kann Ihnen sagen, dass es sich um ein Unternehmen handelt, das sich stärker verschuldet hat, als das, was Florentino über CVC sagt. Real Madrid hat einen Vertrag ausgehandelt, um das Wachstum des Klubs voranzutreiben, dazu beglückwünsche ich sie. Doch man kann nicht einen Vertrag mit LEGENDS abschließen und unseren kritisieren.“
Entrevista en @abc_es hablamos desde la familia, pasando por Florentino @laliga-cvc, a la politica…;muchos temas de actualidad.
Son tiempos difíciles complicados, pero todos debemos seguir por nuestros objetivos comunes.#Seguimos https://t.co/AwT2wr2NZF pic.twitter.com/OaWKTXA6Tw— Javier Tebas Medrano (@Tebasjavier) February 22, 2022
Super League? „Florentino verliert nie“
Auf die Frage, wie es mit dem Thema Super League nun weitergehen würde, antworte der gebürtige Costa-Ricaner: „Sowohl der Europäische Rat, als auch das Europäische Parlament haben gesagt, dass sie gegen das Modell der Super League sind und dass sie den aktuellen Status des Sports beibehalten wollen. (…) Ich war immer sehr kritisch gegenüber der UEFA und bin es auch weiterhin in vielen Aspekten. Über die Fußball-Pyramide bin ich mir aber im Klaren: Sie ist korrekt, so wie sie jetzt ist, egal was die Justiz sagt. (…) Meiner Meinung nach befinden sich die Vereine immer noch in einem Rechtsstreit, der in eine Sackgasse führt. Aber Florentino verliert nie.“
WM alle zwei Jahre: „Infantino spaltet den Fußball“
Im weiteren Verlauf kritisiert der LaLiga-Chef nicht nur Florentino Pérez, sondern auch den UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino auf die Frage, ob die Weltmeisterschaft im zwei-Jahres-Rythmus ausgetragen wird: „Es wird keine WM alle zwei Jahre geben. Möglicherweise wird Infantino als der Präsident in die Geschichte eingehen, der den Fußball in zwei Konföderationen geteilt hat. Er sorgt für eine absolute Spaltung zwischen UEFA, CONMEBOL (Verbände der südamerikanischen Fußball-Konföderation) und dem Rest der Welt. Die Sportindustrie in Europa und Südamerika hat sich so entwickelt, dass sie nicht alle zwei Jahre durch eine Weltmeisterschaft unterbrochen werden kann, nur weil der Präsident der FIFA Lust darauf hat. Und das auf der Grundlage, wirtschaftliche Einnahmen zu erzielen, die er den Verbänden zukommen lassen kann, welche er normalerweise wegen Korruption belangen müsste – was er aber nicht tut. Das ist eine unglaubliche Sache.“
Der Kampf um Haaland und Mbappé – Barça oder Real?
Wenn es um die Frage geht, welcher der beiden Top-Klubs, Barça oder Real, sich Kylian Mbappé und Erling Haaland schnappen sollte oder ob Madrid nicht gleich beide bekommt, bleibt Tebas, bekennender Madridista, professionell und neutral: „Ich bevorzuge Haaland zu Barça und Mbappé nach Madrid. Ich möchte, dass wir zu dem Glück zurückkehren, zwei große Spieler in den zwei besten Mannschaften der Welt zu haben, wie bei Messi und Ronaldo. Hier bin ich eher für LaLiga als für Real Madrid.“
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