
Ancelotti gibt zu: „Team ist müde“
Nach 14 Siegen aus den ersten 16 Pflichtspielen der Saison 2022/23 konnten die Königlichen in den letzten beiden Partien gegen Leipzig (2:3) und nun Girona (1:1) nur einen Punkt ergattern. In Anbetracht des nahezu makellosen Saisonstarts, der Tabellenführung in der Liga und der bereits feststehenden Qualifikation für das Champions-League-Achtelfinale sicherlich kein Grund, um in Panik zu verfallen. Dennoch war es durchaus auffällig, dass die Blancos zum ersten Mal in dieser Spielzeit zwei für ihre Verhältnisse äußerst schwache Auftritte hintereinander hinlegten.
Mit Blick auf das Pensum der letzten Wochen erscheint die aktuelle Formdelle jedoch wenig verwunderlich. Seit dem 2. Oktober absolvierten die Blancos neun Pflichtspiele, standen durchschnittlich jeden dritten Tag auf dem Platz. Und dass vier englische Wochen selbst an einem Kader wie dem der Königlichen nicht spurlos vorbeigehen, gab auch Carlo Ancelotti auf der Pressekonferenz nach dem Girona-Spiel unumwunden zu: „Ich meinte ja, dass wir gerade nicht auf dem Niveau von letzter Woche sind. Wir hatten diese Woche einige Probleme: Die Spieler, die aus einer Verletzung kamen und wenig trainiert hatten, (Luka) Modrić, (Federico) Valverde, Rodrygo (Goes), der gestern ein Problem hatte. (Aurélien) Tchouaménis kurzfristiger Ausfall. Wir spielen sehr oft und man merkt dem Team an, dass es müde ist.“
Zwar handelte es sich in den angesprochenen Fällen nie um ernsthaftere Blessuren, im Vergleich zur letzten Saison treten derartige Ermüdungs- oder Überlastungserscheinungen, wie beispielsweise aktuell auch bei Karim Benzema, häufiger und vor allem in größerer Dichte auf. Vor dem Hintergrund des fast schon absurden Spiele-Marathons, den es in dieser Form so noch nie gab (zwölf Partien in 40 Tagen) und der schon vor der Saison den Trainerteams und Sportmedizinern große Sorgenfalten auf die Stirn trieb, aber auch wenig verwunderlich. Dass sich dies letzten Endes auch auf die spielerische Leistung auswirkt, ist dabei nur logisch.
Auch andere Spitzenteams haben zu kämpfen
Wirft man einen Blick in Richtung der anderen Spitzenteams beziehungsweise Champions-League-Teilnehmer, wird schnell klar, dass Real mit dieser Problematik nicht alleine dasteht. Der FC Barcelona konnte sein Spiel am Wochenende in Valencia zwar mit 1:0 gewinnen, erzielte den Siegtreffer aber erst in der 90. Minute und zeigte eine alles andere als überzeugende Leistung. Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Wochen. Überdies haben die Katalanen mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen. Ähnliches gilt für andere europäische Spitzenteams wie Liverpool oder Chelsea, die den Erwartungen in der Liga seit Wochen hinterherhinken und nach aufsteigender Formkurve nun wieder Federn ließen. Selbst das scheinbar übermächtige Manchester City schwächelte zuletzt ein wenig und konnte nur zwei der letzten fünf Pflichtspiele gewinnen, quälte sich u.a. am Wochenende ebenfalls zu einem hart erkämpften 1:0-Erfolg über Leicester City. In Spanien haben auch Sevilla und Atlético mal wieder verloren.
Es scheint fast so, als würde den Spitzenteams im Vergleich zur Liga-Konkurrenz, die überwiegend im normalen Wochenrhythmus trainieren und spielen kann, ein wenig der Sprit ausgehen. Aufgrund des Pensums einiger Teams nur allzu verständlich – und fast schon verwunderlich, dass dies erst zu diesem Zeitpunkt der Saison eintritt.
Devise: Weitestgehend schadlos in die WM-Pause retten
Stand jetzt ist aus Sicht der Merengues trotz der kleinen Schwächephase wenig passiert. Man ist, wie bereits erwähnt, weiterhin Tabellenführer in der Liga und auch in der Königsklasse bereits für die nächste Runde qualifiziert. Dennoch wäre es mehr als ärgerlich, wenn man die gute Ausgangslage in der Liga oder den eigentlich schon sicher geglaubten Gruppensieg in der Champions League in den kommenden drei Partien gegen Celtic (2. November), Rayo (6. November) und Cádiz (10. November) gefährden würde, ehe es im Anschluss in die WM-Pause geht. Die Devise für die (wieder einmal englische) Woche dürfte somit klar sein: Irgendwie schadlos halten und die gute Ausgangsposition in der Liga halten und als Gruppensieger in die Unterbrechung gehen – auch mit möglicherweise eher mittelmäßigen Auftritten.
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