
„Im Frühjahr des nächsten Jahres mehr Klarheit“
BERND REICHERT über…
…den Status quo der Super League: „In Luxemburg am Obersten Europäischen Gerichtshof wird darüber entschieden, ob die UEFA ihr Monopol auch so fortschreiten kann. Im Frühjahr des nächsten Jahres werden wir mehr Klarheit und Rechtssicherheit haben.“
…seinen Einstieg in die Planungen durch die Ernennung zum Geschäftsführer der Agentur A22 Sports Management: „Wir haben schon ein paar Monate darüber gesprochen, wie die Herangehensweise ist, worum es wirklich geht. Ich glaube, dass es einen breiteren Konsens gibt innerhalb der Fußballgemeinde. Es laufen Dinge falsch und wir müssen mal einhalten und darüber sprechen.“
…die öffentliche Übermittlung der Idee der Super League: „Wir gehen noch mal in die Öffentlichkeit und erklären auch, wie sich der Vorstoß in den letzten anderthalb Jahren verändert hat und erklären, dass wir von dem Konzept der permanenten Mitgliedschaft einzelner Klubs, die nicht auf- und absteigen können, Abstand genommen haben, wir ein offenes System wollen, in dem die nationalen Ligen über Auf- und Abstieg und Zugang zum europäischen Fußball weiter eine wichtigere Rolle spielen.“
…den Austausch mit der UEFA: „Wir haben auch der UEFA den Dialog angeboten und diese Einladung wurde angenommen. Ich werde nächste Woche in Nyon sein, um mit der UEFA darüber zu sprechen. Das ist auch mein Verständnis von Dialog, dass man die andere Seite hört und man auch konfrontative Gespräche führt, weil wir werden uns sicher nicht auf alles verständigen können. Aber es ist auf jeden Fall auch ein schönes Signal an Klubs, die sich im Moment vielleicht noch scheuen oder sogar Sanktionen fürchten. Das Bekenntnis von der UEFA, dass ein offener Dialog über die Zukunft des Fußballs möglich sein muss, ist ein positives Signal.“
Super League: Das sind die drei Kernelemente
…die positive Wirkung einer Super League: „Ich glaube, dass der nächste Schritt ein attraktiverer, besserer Wettbewerb und die Einführung von einem wirklich starken, konsequenten Financial Fairplay ist. Und wahrscheinlich auch der Gedanke, dass Klubs sich untereinander selber organisieren können und ihren Wettbewerb selber austragen sollten. Das sind schon drei Kernelemente, die eine klare Optimierung sind – ohne dass sie das europäische Modell des Sports verraten. Von daher glaube ich, dass schon viel gewonnen wäre, wenn wir diesen Schritt gehen. Es geht um attraktiveren Fußball, stärkeres, stabileres wirtschaftliches Gerippe für den Fußball und darum, dass die Klubs ihr Schicksal endlich auch im europäischen Fußball selbst in die Hand nehmen.“
…den weit verbreiteten Glauben, dass die Super-League-Klubs aus den nationalen Ligen austreten würden: „Das ist ein großes Missverständnis. Dass die sportliche Leistung in den nationalen Ligen dazu befähigen muss, in Europa einen großen Schritt nach vorne zu machen – genau darauf drängen wir im Moment. Wir müssen den Leuten erklären: keine feste Mitgliedschaft, kein geschlossenes Gebilde, sondern ein europäischer Wettbewerb, der gemeinsam mit den nationalen Ligen gebaut wird.“
…die Berücksichtigung kleiner Klubs: „Ich glaube, dass die nationalen Ligen ihre Top-Mannschaften weiterhin gerne an Bord hätten. Sie möchten nur gerne auch noch einen breiteren Zugang zum europäischen Wettbewerb, daran wachsen, sich entwickeln und ihre Ambitionen verwirklicht sehen. Im Moment gibt es ganz tolle, große europäische Traditionsvereine mit vielen Fans und einer großen Historie, die eigentlich nicht mehr von einem Champions-League-Sieg träumen können, obwohl sie die Champions League auch schon mal gewonnen haben. Dort gibt es ein paar vergessene Klubs und vergessene Territorien, die aus einer kleinen Liga gar nicht mehr wettbewerbsfähig sind, um gegen die großen Klubs antreten zu können. Ich bekam Rückmeldungen aus kleineren Ländern, die die Hand heben und sagen: ‚Wir sind ein bisschen in der Versenkung verschwunden, können nicht mehr mithalten, haben auch gar keinen offenen Zugang mehr zur Champions League. Wir müssen oft durch eine Qualifikation, wo es aus 33 vier in die Champions League schaffen. Auch wir würden gerne darüber sprechen, wie so ein Format auch uns wieder einen wirklich bedeutenden Zugang zum europäischen Wettbewerb bieten kann.‘“
„Wenn sich die Klubs Regeln auferlegen, ist das effektiver“
…das aktuelle und in der Super League angedachte Financial Fairplay: „Dass solche Spiralen damit starten, dass man mit finanziell übermächtigen Klubs in den Ring tritt und versucht, seine Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten – genau diese Situation kann man entschärfen, indem man die Regeln klar aufstellt und einhält. Wenn sich die Klubs untereinander Regeln auferlegen, an die sie sich untereinander binden, ist das oft sehr viel effektiver. Die Klubs wären in der Lage, den Wettbewerb selbst auszurichten, genauso wie sie das in jeder Liga auch machen. Die Bundesliga wird auch von ihren Klubs organisiert (über die DFL als Zusammenschluss der 36 Profivereine; d. Red.). Nur in Europa herrscht immer noch die Meinung vor: das kann auf europäischer Ebene nur die UEFA. Da hat sie als Regulierer und Ausrichter ein bisschen viele Hüte auf. Die Klubs können das selbst besser.“
…den gescheiterten ersten Vorstoß, aus dem die UEFA gestärkt hervorging: „Mich hat es gestört, dass die UEFA in der ganzen öffentlichen Diskussion als der Engel gewirkt hat. Das habe ich so wahrgenommen. Umso wichtiger war es für mich in den letzten Wochen und Monaten, zu bestätigen, dass die Klubs diejenigen sind, die den Fußball mit Leben füllen, die Risiken tragen, die investieren, ihre Stadien erneuern. Sie tragen im Fußball alle Risiken, haben aber bei ihrem europäischen Klubwettbewerb nichts zu sagen. Die Klubs haben ein Anrecht, über ihre Position in europäischen Klubwettbewerben nachzudenken und die Hand zu heben.“
Super League: „Man muss Top-Spiele auf den Rasen bekommen“
…die Ansicht, dass der Wert nationaler Ligen bei einer Super League viel geringer wäre: „Das ist ein valider Punkt und muss man analysieren. Ich glaube aber, dass die große Maschine trotzdem funktionieren und der Fußball insgesamt das bieten muss, was in ihm steckt. Wenn man das Potential dort hebt, glaube ich, dass das ganze System davon profitiert. Man muss diese Top-Spiele zumindest auf den Rasen bekommen. Wenn ich mir anschaue, was Madrid-Barça für den spanischen Fußball getan. Oder diese Rivalität zwischen Ronaldo und Messi, wie viele 13-jährige Fußballfans die mit Euphorie erfüllt haben. Das waren Spiele, die zwei-, dreimal im Jahr stattgefunden. Wenn Barcelona und Madrid in unterschiedlichen Ligen gespielt hätten, wären sie sich in 20 Jahren vielleicht vier- oder fünfmal begegnet. Der Durst nach Top-Fußball ist gerade in der heutigen Entertainment-Landschaft wichtig. Der Fußball ist im Moment nicht so attraktiv, wie er sein kann.“
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