Interview

CEO Reichart verrät: Wovon Super League „Abstand genommen“ hat

Die Super League, deren Vorsitzender Real Madrids Präsident Florentino Pérez ist, startet allmählich einen neuen Vorstoß. Mit Bernd Reichart stellt sie für ihre dahinterstehende Agentur A22 Sports Management einen deutschen Manager als Geschäftsführer ein. Der 48-Jährige wird von Toni Kroos in dessen Podcast „Einfach mal Luppen“ eingeladen und spricht dort über das revolutionäre Vorhaben.

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Super League Florentino Pérez Bernd Reichert
Pérez, Reichart und Co. arbeiten akribisch an der Super League – Foto: Imago, A22, Super League

„Im Frühjahr des nächsten Jahres mehr Klarheit“

BERND REICHERT über…

…den Status quo der Super League: „In Luxemburg am Obersten Europäischen Gerichtshof wird darüber entschieden, ob die UEFA ihr Monopol auch so fortschreiten kann. Im Frühjahr des nächsten Jahres werden wir mehr Klarheit und Rechtssicherheit haben.“

…seinen Einstieg in die Planungen durch die Ernennung zum Geschäftsführer der Agentur A22 Sports Management: „Wir haben schon ein paar Monate darüber gesprochen, wie die Herangehensweise ist, worum es wirklich geht. Ich glaube, dass es einen breiteren Konsens gibt innerhalb der Fußballgemeinde. Es laufen Dinge falsch und wir müssen mal einhalten und darüber sprechen.“

…die öffentliche Übermittlung der Idee der Super League: „Wir gehen noch mal in die Öffentlichkeit und erklären auch, wie sich der Vorstoß in den letzten anderthalb Jahren verändert hat und erklären, dass wir von dem Konzept der permanenten Mitgliedschaft einzelner Klubs, die nicht auf- und absteigen können, Abstand genommen haben, wir ein offenes System wollen, in dem die nationalen Ligen über Auf- und Abstieg und Zugang zum europäischen Fußball weiter eine wichtigere Rolle spielen.“

…den Austausch mit der UEFA: „Wir haben auch der UEFA den Dialog angeboten und diese Einladung wurde angenommen. Ich werde nächste Woche in Nyon sein, um mit der UEFA darüber zu sprechen. Das ist auch mein Verständnis von Dialog, dass man die andere Seite hört und man auch konfrontative Gespräche führt, weil wir werden uns sicher nicht auf alles verständigen können. Aber es ist auf jeden Fall auch ein schönes Signal an Klubs, die sich im Moment vielleicht noch scheuen oder sogar Sanktionen fürchten. Das Bekenntnis von der UEFA, dass ein offener Dialog über die Zukunft des Fußballs möglich sein muss, ist ein positives Signal.“

Super League: Das sind die drei Kernelemente

…die positive Wirkung einer Super League: „Ich glaube, dass der nächste Schritt ein attraktiverer, besserer Wettbewerb und die Einführung von einem wirklich starken, konsequenten Financial Fairplay ist. Und wahrscheinlich auch der Gedanke, dass Klubs sich untereinander selber organisieren können und ihren Wettbewerb selber austragen sollten. Das sind schon drei Kernelemente, die eine klare Optimierung sind – ohne dass sie das europäische Modell des Sports verraten. Von daher glaube ich, dass schon viel gewonnen wäre, wenn wir diesen Schritt gehen. Es geht um attraktiveren Fußball, stärkeres, stabileres wirtschaftliches Gerippe für den Fußball und darum, dass die Klubs ihr Schicksal endlich auch im europäischen Fußball selbst in die Hand nehmen.“

…den weit verbreiteten Glauben, dass die Super-League-Klubs aus den nationalen Ligen austreten würden: „Das ist ein großes Missverständnis. Dass die sportliche Leistung in den nationalen Ligen dazu befähigen muss, in Europa einen großen Schritt nach vorne zu machen – genau darauf drängen wir im Moment. Wir müssen den Leuten erklären: keine feste Mitgliedschaft, kein geschlossenes Gebilde, sondern ein europäischer Wettbewerb, der gemeinsam mit den nationalen Ligen gebaut wird.“

…die Berücksichtigung kleiner Klubs: „Ich glaube, dass die nationalen Ligen ihre Top-Mannschaften weiterhin gerne an Bord hätten. Sie möchten nur gerne auch noch einen breiteren Zugang zum europäischen Wettbewerb, daran wachsen, sich entwickeln und ihre Ambitionen verwirklicht sehen. Im Moment gibt es ganz tolle, große europäische Traditionsvereine mit vielen Fans und einer großen Historie, die eigentlich nicht mehr von einem Champions-League-Sieg träumen können, obwohl sie die Champions League auch schon mal gewonnen haben. Dort gibt es ein paar vergessene Klubs und vergessene Territorien, die aus einer kleinen Liga gar nicht mehr wettbewerbsfähig sind, um gegen die großen Klubs antreten zu können. Ich bekam Rückmeldungen aus kleineren Ländern, die die Hand heben und sagen: ‚Wir sind ein bisschen in der Versenkung verschwunden, können nicht mehr mithalten, haben auch gar keinen offenen Zugang mehr zur Champions League. Wir müssen oft durch eine Qualifikation, wo es aus 33 vier in die Champions League schaffen. Auch wir würden gerne darüber sprechen, wie so ein Format auch uns wieder einen wirklich bedeutenden Zugang zum europäischen Wettbewerb bieten kann.‘“

„Wenn sich die Klubs Regeln auferlegen, ist das effektiver“

…das aktuelle und in der Super League angedachte Financial Fairplay: „Dass solche Spiralen damit starten, dass man mit finanziell übermächtigen Klubs in den Ring tritt und versucht, seine Wettbewerbsfähigkeit aufrecht zu erhalten – genau diese Situation kann man entschärfen, indem man die Regeln klar aufstellt und einhält. Wenn sich die Klubs untereinander Regeln auferlegen, an die sie sich untereinander binden, ist das oft sehr viel effektiver. Die Klubs wären in der Lage, den Wettbewerb selbst auszurichten, genauso wie sie das in jeder Liga auch machen. Die Bundesliga wird auch von ihren Klubs organisiert (über die DFL als Zusammenschluss der 36 Profivereine; d. Red.). Nur in Europa herrscht immer noch die Meinung vor: das kann auf europäischer Ebene nur die UEFA. Da hat sie als Regulierer und Ausrichter ein bisschen viele Hüte auf. Die Klubs können das selbst besser.“

…den gescheiterten ersten Vorstoß, aus dem die UEFA gestärkt hervorging: „Mich hat es gestört, dass die UEFA in der ganzen öffentlichen Diskussion als der Engel gewirkt hat. Das habe ich so wahrgenommen. Umso wichtiger war es für mich in den letzten Wochen und Monaten, zu bestätigen, dass die Klubs diejenigen sind, die den Fußball mit Leben füllen, die Risiken tragen, die investieren, ihre Stadien erneuern. Sie tragen im Fußball alle Risiken, haben aber bei ihrem europäischen Klubwettbewerb nichts zu sagen. Die Klubs haben ein Anrecht, über ihre Position in europäischen Klubwettbewerben nachzudenken und die Hand zu heben.“

Super League: „Man muss Top-Spiele auf den Rasen bekommen“

…die Ansicht, dass der Wert nationaler Ligen bei einer Super League viel geringer wäre: „Das ist ein valider Punkt und muss man analysieren. Ich glaube aber, dass die große Maschine trotzdem funktionieren und der Fußball insgesamt das bieten muss, was in ihm steckt. Wenn man das Potential dort hebt, glaube ich, dass das ganze System davon profitiert. Man muss diese Top-Spiele zumindest auf den Rasen bekommen. Wenn ich mir anschaue, was Madrid-Barça für den spanischen Fußball getan. Oder diese Rivalität zwischen Ronaldo und Messi, wie viele 13-jährige Fußballfans die mit Euphorie erfüllt haben. Das waren Spiele, die zwei-, dreimal im Jahr stattgefunden. Wenn Barcelona und Madrid in unterschiedlichen Ligen gespielt hätten, wären sie sich in 20 Jahren vielleicht vier- oder fünfmal begegnet. Der Durst nach Top-Fußball ist gerade in der heutigen Entertainment-Landschaft wichtig. Der Fußball ist im Moment nicht so attraktiv, wie er sein kann.“

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Ich war schon immer pro SL, nicht zu 100 % überzeugt aber schon sehr dafür da ich diese korrupte Uefa und deren Gesichter einfach nur hasse. Der neue CEO wirkt so als ob er weiß was er tut und wie er es am besten macht. Ich bin gespannt .
Wir holen uns dieses oder nächstes Saison den 15ten cl Titel und dann kann wir erhobenen Hauptes diesen Wettbewerb verlassen und den Fußball revolutionieren.
Beim ersten Anlauf sind ja die ganzen Clubs nur abgesprungen weil die englischen pseudo fans sofort so einen Wirbel gemacht haben und dann die fans von den anderen Clubs auf den Zug aufgesprungen sind.
Pseudo deshalb weil genau diese Fans Clubs supporten die ohne Ausnahme von Multimilliardären oder noch schlimmeren geführt werden. Und die haben in der Situation alle bewiesen das sie kein Rückgrat haben und lieber nach 4 min wieder das Würstchen einziehen.
 
Das größte Problem für mich ist einfach, dass nichts gegen zwielichtige Sponsorengelder unternommen wird. Newcastle wird frisch von den Saudis übernommen und gibt in seiner ersten Saison 140 Mio. aus. Paris gibt fast mehr für Gehälter aus als der umsatzstärkste Club überhaupt erwirtschaftet. Wenn dieser Missstand reguliert wird, ist der Fußball aus meiner Sicht schon ganz weit gekommen. Naja, von der Korruption und teils Amateurhaftigkeit der UEFA in jüngster Zeit mal ganz abgesehen.

Mittlerweile ganz klar pro SL. Nicht weil alles daran so gut ist, sondern weil es die UEFA und Saudis entmachtet.
 
An der Champions League würde ich folgendes ändern:

-UEFA soll die Führung abgeben und die Korruptheit stoppen
-strengere Regeln für die Scheichvereine und Umsetzung des Financial Fair Play
-Live Übertragung im Free-TV!!
-Real Madrid startet in jedem Finale mit einem 0-1 Rückstand um dem Gegner eine Chance zu lassen :D

Ansonsten würde ich nicht viel ändern, das Format dass sich ein Verein aus Zypern oder Kroatien oder Tschechien qualifizieren und gegen Real Madrid spielen kann habe ich immer gefeiert. Fände es schade wenn es das nicht mehr geben würde!
 
Ich habe keine Lust mehr auf Spiele gegen Donetzk oder
Pilsen. Wenn diese Mannschaften gegen die Top Teams der Welt spielen wollen, dann sollen sie sich qualitativ a la Leicester City damals entwickeln und dann den Sprung in die Super League schaffen. Das wäre spannend und das würde ich dann auch feiern. Aber erstmal darauf warten, bis Fallobst aus der CL gekickt wird, damit endlich die guten Spiele stattfinden, wird einfach nur langweilig. Selbst wenn Barcelona aktuell schwächelt, ist in 8/10 spielen, Barcelona gegen Bayern interessanter als Pilsen gegen Bayern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, neben der Liga nochmals eine dämliche Liga zu haben. Ich mag die CL, weil sie K.o Phasen anbietet. Nochmals eine Liga ist einfach nur ätzend.

Vielleicht reicht es aber schon, dass nur schon damit gedroht wird, eine SL zu machen, um im Fussball etwas zu verändern in die richtung Nachhaltigkeit - finanzielle Nachhaltigkeit und Fairness. Ansonsten: SL du kannst mich mal kreuzweise.
 
Mehr Spiele, mehr Verletzungen und weniger Qualität

Her damit


:)


:)
 
Ich habe keine Lust mehr auf Spiele gegen Donetzk oder
Pilsen. Wenn diese Mannschaften gehen die Top Teams der Welt spielen wollen, dann sollen sie sich qualitativ a la Leicester City damals entwickeln und dann den Sprung in die Super League schaffen. Das wäre spannend und das würde ich dann auch feiern. Aber erstmal darauf warten, bis Fallobst aus der CL gekickt wird, damit endlich die guten Spiele stattfinden, wird einfach nur langweilig. Selbst wenn Barcelona aktuell schwächelt, ist in 8/10 spielen, Barcelona gegen Bayern interessanter als Pilsen gegen Bayern.

Das Problem ist nicht, dass Teams wie Donezk dabei sind, sondern, dass sie in der Regel kaum Chancen haben, weil die reichsten paar Clubs einfach finanziell in einer anderen Liga spielen. Den Reiz der CL macht aus, dass es auch immer wieder mal Überraschungsteams gibt wie Monaco unter Jardim, Porto unter Mourinho, oder aktuell Napoli.

Ich bin der Überzeugung, dass den Leuten auch Top-Partien irgendwann zu langweilig wären, wenn sie zu oft stattfindet. So zB geschehen in den vielen Clasicos unter Mourinho. Aber man will die Cashcow natürlich melken solange es nicht mehr anders geht. Dahingehend sehe ich wenig Unterschiede zwischen UEFA und den eigenen Plänen der Teams. Will man eine Alternative anbieten, sollte es auch tatsächlich eine sein. Bisher kam nur viel Blabla und wenig Konkretes, das setzt sich in diesem Interview fort.
 
Wenn man an der CL festhalten möchte, dann könnte man darüber nachdenken, diese zu verkürzen. Die Idee war doch, dass dort die Landesmeister gegeneinander antreten. Heutzutage sind aber direkt die ersten vier aus den vier Top-Ligen am Start und von der Grundidee ist so gesehen nicht mehr viel übrig geblieben. Der Wettbewerb wird nur noch weiter aufgebläht unter wohlklingenden Vorwänden, aber letztendlich will die UEFA einfach mehr Geld generieren, während sie gegen die aufstrebende Konkurrenz namens SL poltert. Ist doch eigentlich völlig legitim, dass ein Konkurrenzprodukt entsteht, das offenbar attraktiv gestaltet werden wird.
 
Das Problem ist nicht, dass Teams wie Donezk dabei sind, sondern, dass sie in der Regel kaum Chancen haben, weil die reichsten paar Clubs einfach finanziell in einer anderen Liga spielen. Den Reiz der CL macht aus, dass es auch immer wieder mal Überraschungsteams gibt wie Monaco unter Jardim, Porto unter Mourinho, oder aktuell Napoli.

Ich bin der Überzeugung, dass den Leuten auch Top-Partien irgendwann zu langweilig wären, wenn sie zu oft stattfindet. So zB geschehen in den vielen Clasicos unter Mourinho. Aber man will die Cashcow natürlich melken solange es nicht mehr anders geht. Dahingehend sehe ich wenig Unterschiede zwischen UEFA und den eigenen Plänen der Teams. Will man eine Alternative anbieten, sollte es auch tatsächlich eine sein. Bisher kam nur viel Blabla und wenig Konkretes, das setzt sich in diesem Interview fort.

die kleinen Teams machen überhaupt nicht den Reiz der CL aus. Wann hat das letzte Mal den Henkelpott ein kleines Team denn gewinnen können? Zudem hatten die Classicos unter Mourinho damals Rekorde in Sachen Zuschauerzahlen gebrochen. Sie waren alles andere als langweilig. Da haben 2 der besten 5 Mannschaften der Welt mehrmals gegeneinander gespielt und jeder Fußballinteressierte, den ich kenne, hat diese Spiele nicht versäumt bzw. versäumen wollen. Hingegen schauen sich diese Leute die heutigen Classicos eher sporadisch an. Demnach scheinen Top Spiele schon ein Grund dafür zu sein, warum die Leute einschalten. Auch in der CL schauen sich in den K.O.-Runden mehr Leute die Top Spiele als die Spiele gegen Underdogs an. Kleine Mannschaften leben vom Lokalpatriotismus und nicht vom sportlichen Erfolg. Daran wird sich nichts ändern, wenn die großen Mannschaften ausgesondert werden in eine Super League. Dann kann man die EL oder zumindest die Conference League auch abschaffen und hätte dann für die Großen die SL und für die Mannschaften knapp dahinter die CL. Und statt der Conference League dann den Rest in die EL. Es gibt schon einen Grund, warum Eintracht jetzt mehr Geld für den Einzug ins Achtelfinale der CL als fürs Finale der EL erhalten hat. So werden die alle Ligen spannender. Die heimischen Ligen, so wie die CL. In den nächsten Jahren werden weiterhin die CL ManCity, Real, Bayern und wahrscheinlich auch PSG unter sich ausmachen. Zwischendurch rückt dann mal ein anderes Top Team a la Liverpool mit rein. Aber lass Real, Bayern und ManCity in einer Liga mit anderen Top Teams antreten. Lass sie am Ende Playoffs spielen mit einem Finale. Dann wäre die WM nicht mehr der größte Titel im Fußball. Genauso wenig wie im Basketball der WM Bedeutung hat. Natürlich bleibt es ein besonderes Ereignis, aber die Qualität der Super League wird auch die Qualität der Spiele und Spieler auf ein neues Level heben.
 
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