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Super League: Piqué sieht Präsentation als „Fehler“ an, gibt Pérez aber teilweise recht

Da dürften Gerard Piqué einige zustimmen: Die Art und Weise, wie die Super League im Sommer 2021 vorgestellt wurde, war ein „Fehler“. Aber Piqué kann teilweise auch die Ideen von Florentino Pérez nachvollziehen: „Es gibt Leute, die sich die 90 Minuten nicht ansehen. (…) Man muss einen Weg finden, um Aufmerksamkeit zu erregen und kurze und spannende Produkte zu schaffen.“

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Gerard Pique Florentino Perez
Piqué spricht sich gegen die Super League aus und fordert radikale Veränderungen im Fußball – IMAGO / Revierfoto / nogueirafoto

BARCELONA. Mit Gerard Piqué hat Anfang November eine große Fußballlegende, aber auch einer der kontroversesten Fußballspieler Europas die Fußballbühne (mehr oder weniger) verlassen. Der 35-jährige Innenverteidiger gab vor dem 13. Spieltag in LaLiga nach 15 Jahren beim FC Barcelona überraschend seinen Rücktritt bekannt. In einem Interview mit dem Streamer Ibai Llanos auf Twitch sprach der Katalane nun über seine Entscheidung und äußerte sich auch zur Super League – dem großen Wunsch des Real-Präsidenten Florentino Pérez.

Piqué: „Glaube nicht, dass Super League die Lösung ist“

Seine Begeisterung hält sich dabei in Grenzen: „Wenn Florentino von der Super League spricht und davon, dass die Leute anders konsumieren, gebe ich ihm recht. Ich glaube aber nicht, dass die Super League die Lösung ist.“

Florentino Pérez hatte sich erst im Oktober über die Entwicklung des Fußballs geäußert und den Prestigesport als „krank“ bezeichnet. „Er verliert die Führung als Global Player. Die jungen Menschen interessieren sich immer weniger für ihn. Das ist eine Tendenz, die man umkehren muss, bevor es zu spät ist. Die neuen Generationen bevorzugen andere Shows wie Online-Plattformen oder Videospiele. Sie wollen ein Qualitätsprodukt, das der Fußball ihnen nicht gibt, denn die aktuellen Wettbewerbe locken nicht an – zumindest bis zu ihren Schlussphasen. Bei allem Respekt vor den nationalen Ligen müssen die großen europäischen Ligen das ganze Jahr über Spiele im Angebot haben. Spiele, die die jungen Leute zurückbringen.

„Die Präsentation der Super League war ein Fehler“

Doch Piqué geht noch ein Stück weiter und meint: „Die Präsentation der Super League war ein großer Fehler und ich bin überrascht, dass sie von Florentino kam, denn ich ich halte sehr viel von ihm. Wenn ich höre, was er in ‚El Chiringuito‘ gemacht hat, explodiert mir der Kopf. Ich weiß nicht, was er erreichen wollte.“

Der 102-fache spanische Nationalspieler spielte damit unter anderem den Auftritt des 75-Jährigen vom Juni 2022 an, in dem er die Super League alles andere als abschrieb: „Sie ist weiterhin am Leben, natürlich. Wir stehen in Luxemburg vor Gericht und bald treffen die Parteien aufeinander. Dann wird man sich dazu äußern. Wir kämpfen um unser Recht, Wettbewerbe unter uns und gemeinsam mit der UEFA zu organisieren. Unserer Ansicht nach ist die UEFA ein Monopol, ein Regulator.

„Leute sind mehr mit ihrem Handy beschäftigt“

Der Verteidiger ist selbst zweifacher Vater und erkennt bereits an seinen Söhnen die von Pérez angesprochene Interessensverschiebung: „Milan liebt den Fußball, aber er ist lieber an seinem Handy.“ Er schlussfolgert: „Es gibt Leute, die sich die 90 Minuten nicht ansehen. Junge Menschen sind während der Spiele mit ihren Mobiltelefonen beschäftigt. Die Menschen konsumieren mehr vom Transfermarkt als vom Produkt selbst und sind sich dessen nicht bewusst. Sie interessieren sich mehr für das Geplänkel nach dem Spiel als für das Spiel selbst. Vor allem bei den kommenden Generationen. Ich sitze in der Mitte. Ich kann mir ein ganzes Spiel ansehen, aber manchmal bin ich mehr an anderen Dingen interessiert.“

Der Lösungsansatz des achtmaligen spanischen Meisters: „Wir müssen versuchen, Regelungen, die seit vielen Jahren gelten, zu modifizieren und zu ändern. Ich verstehe, dass das schwierig ist, aber es ist ein Sport mit langer Tradition. Das passiert in allen Sportarten: beim Basketball, Tennis oder Radfahren. Im Alltag hat man nur wenige Stunden Zeit, die man damit verbringen möchte, so viele Informationen wie möglich zu erhalten. Man muss einen Weg finden, um Aufmerksamkeit zu erregen und kurze und spannende Produkte zu schaffen. Es gibt ein großes audiovisuelles Angebot nicht nur im Sport, sondern auch auf Plattformen wie Netflix oder in sozialen Netzwerken wie Instagram. Entweder man nimmt die neuen Generationen mit, oder der Fußball wird allmählich stagnieren.“

„90 Minuten sehr lang“ und „Elfmeterschießen dumm“

Als mögliche Lösung setzt der Ex-Barça-Kapitän dazu an, die reguläre Spielzeit von 90 Minuten noch einmal zu hinterfragen: „90 Minuten scheinen mir eine lange Zeit zu sein. Wenn wir die Zeit nicht kürzen, ok, aber lasst uns nach Standards suchen, die unterhaltsamer sind. Ich habe das Gefühl, dass das Produkt ‚Fußball‘ veraltet ist.“

Auch die Regelung zur Verlängerung sollte seiner Meinung nach anders gehandhabt werden: „Ich würde sehr radikale Änderungen vornehmen. Wenn man in die Verlängerung geht, will man andere Dinge. Du bist elf gegen elf, und das Spiel kommt nicht aus dem Tritt. Alle drei Minuten wird also ein Spieler jeder Mannschaft vom Platz gestellt, bis ein Golden Goal fällt”.

Über die Elfmeterschießen denkt er so: „Viertel- oder Halbfinalspiele von Weltmeisterschaften durch Elfmeterschießen zu entscheiden, ist dumm. Ich nehme sie gerne, aber viele Leute sagen: Was soll ich denn jetzt machen?’ Viele Spieler, die noch nie einen Elfmeter geschossen haben, müssen ihn zum ersten Mal in einem Elfmeterschießen ausführen und da passiert nicht immer das Beste.“

Das Thema Super League bleibt ein sehr umstrittenes – wenn auch in Spanien etwas weniger als in Deutschland – aber wenn selbst ein Gerard Piqué in einigen Punkten Florentino Pérez recht gibt, scheinen die Ideen von Real Madrids Präsident und Co. doch nicht ganz so wahnsinnig zu sein.

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