
Die Weltmeisterschaft in Katar läuft auf Hochtouren und auch in Madrid wird diese fleißig von den Sofas aus mitverfolgt. Von den meisten Spielern eher unfreiwillig, wie zum Beispiel Antonio Rüdiger und Karim Benzema. Und dann gibt es diejenigen, die für die Nationalmannschaft so oder so keine Rolle spielen wie Álvaro Odriozola. Das Bittere für den 26-Jährigen: Nicht nur bei der „Selección“ ist der Spanier außen vor, auch unter Carlo Ancelotti spielt er keine Rolle und gerät nach der ersten Saisonhälfte und genau null Einsätzen langsam, aber sicher unter die Räder – und in Vergessenheit.
Odriozola: Der Backup-Plan, der nie umgesetzt wurde
Dabei war der ursprüngliche Plan ein ganz anderer, nämlich der, den gelernten Rechtsverteidiger als Backup für Stammspieler Daniel Carvajal einzusetzen. Als man ihn in der Saison 2018/19 von seinem Jugendklub San Sebastián verpflichtete, funktionierte das noch ganz passabel. Während der damals 22-Jährige in seiner ersten Spielzeit bei den Blancos noch auf 22 Einsätze und 1.856 Spielminuten kam, erreichte er zwei Jahre später unter Zinedine Zidane nur noch knapp über die Hälfte der Spielzeit (958 Minuten).
Eine zwischenzeitliche Leihe zum FC Bayern München in der Rückrunde der Saison 2019/20 sollte sich ebenfalls nicht als Vorteil herausstellen, denn mit nur fünf Einsätzen wurde er weiterhin kein ernsthaftes Thema für Reals rechte Abwehrseite. Stattdessen ging die Reise nach Florenz weiter, die – bis auf fünf verpasste Spiele wegen Verletzungen – recht vielversprechend lief; ganze 1.866 Minuten durfte er ran.
Odriozola von Carlo Ancelotti ignoriert
Doch warum war er überhaupt gegangen? „El Mister“, Carlo Ancelotti, kehrte an die Concha Espina zurück, um in seiner zweiten Amtszeit offene Rechnungen zu begleichen. Auf die Hilfe des Abwehrspielers zählte er dabei von Beginn an nicht. Daran hat sich ganz offensichtlich nach einem Jahr nichts geändert, denn der in San Sebastián geborene Spieler ist zurück, doch wird vom Italiener nicht nur nicht berücksichtigt, sondern als mögliche Option völlig ignoriert. Kein einziger Spieler der ersten Mannschaft hat in dieser Saison so wenig auf dem Platz gestanden wie er– nämlich überhaupt nicht.
Bezeichnend ist das deshalb, weil Carlo Ancelotti zu Beginn dieses Jahres von Rotationen noch gar nichts wissen wollte, dafür oft scharf kritisiert wurde, jetzt aber taktisch etwas anders agiert. Seit August sprachen einige Gründe dafür, auf Rotationen zu setzen – allen voran die WM mitten in der Saison – und der 63-jährige Coach war sich dessen durchaus bewusst. Während im Mittelfeld und selbst in der Innenverteidigung durch Neuzugang Rüdiger kräftig durchgetauscht wurde, blieb eine Position aber weiterhin mehr oder weniger unberührt: die des Rechtsverteidigers.
Nonplusultra Carvajal, Lucas Vázquez als Nummer zwei
Wie schon in den Jahren zuvor gehört dieser Platz Carvajal und wie schon in den Jahren zuvor ist Lucas Vázquez der Zweite im Bunde. Seit Mitte August stand das Ensemble aus Madrid 21 Mal auf dem Feld. Davon gehörten „Dani“ 15 Starteinsätze. In den restlichen sechs Partien durfte Vázquez beginnen. Beide spielten keinesfalls immer durch, doch selbst dann kamen andere ins Spiel, zum Beispiel Antonio Rüdiger, der sich auf verschiedenen Abwehrpositionen austoben durfte, aber eigentlich in der Innenverteidigung zu Hause ist. Selbst in der Champions League, als nach dem vierten Spieltag das Achtelfinale sicher war, erbarmte sich Reals Trainer nicht, dem Verteidiger eine Chance zu geben. Selbst Marco Asensio und Eden Hazard wurden spätestens in solchen Spielen schließlich doch berücksichtigt.
Macht eine Vertragserfüllung bis 2024 Sinn?
Der mittlerweile 26-Jährige sollte eigentlich gerade in seiner besten Phase sein, sagte im Sommer selbst noch: „Vom Kopf und vom Herzen fühle ich mich bereit für Real Madrid. (…) Ich fühle wie wie ein Mann, nicht wie ein Junge.“ Stattdessen geht es seit dem Wechsel vor vier Jahren deutlich bergab und noch immer hat Reals Nummer 16 eineinhalb Jahre vor sich. So wie auch Ancelotti – erst im Sommer 2024 laufen beide Verträge aus. Gering ist deshalb die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Wende kommt. Zwar ist Stammspieler Carvajal aktuell für Spanien bei der WM im Einsatz und dürfte, je nachdem, wie weit es für sein Team noch geht, ein wenig Verschnaufpause benötigen, doch auch das wird nichts daran ändern, dass es für Ancelotti genug Lösungen geben wird, die nicht Álvaro Odriozola heißen. Deshalb könnten eine weitere Leihe oder ein endgültiger Abgang für den Spanier Sinn machen, zumal laut dem Online-Portal Foot Mercato zum zweiten Mal die Italiener an seine Tür klopfen. Diesmal ist angeblich Juventus Turin an einer Leihe interessiert.
Auch Mariano Díaz hat unter dem 63-Jährigen übrigens wenig zu lachen, denn mit nur 25 Minuten Spielzeit seit Saisonbeginn, ist auch hier ein deutliches Zeichen seitens des Coaches gesetzt und sei die Konkurrenz, wie der Italiener immer wieder gern betont, noch so groß, weder Mariano noch Hazard oder Odriozola stellen im Kader der Blancos große Faktoren darr. Und werden es wahrscheinlich auch nicht mehr sein. Fraglich ist nur, ob Odriozola das auch erkennt, oder ob ihm die möglicherweise zwei oder drei WM-bedingten Einsätze nach dem Restart ausreichen.
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