
Nach Vinícius’ Vorwurf: LaLiga wird aktiv(er)
Die Worte waren deutlich, der Vorwurf groß: Nachdem Vinícius Júnior in Valladolid mal wieder Opfer rassistischer Anfeindungen wurde, hatte er genug und warf Liga-Verband LFP vor „weiterhin nichts“ gegen „die Rassisten“ zu tun. Diesen Vorwurf ließ Liga-Chef Javier Tebas nicht lange auf sich sitzen und antworte nicht nur mit einem selbstgefälligen „informiere dich besser“, er ließ auch Fakten und Taten folgen – ein paar zumindest.
Denn nachdem LaLiga am 31. Dezember noch aufgelistet hat, was sie seit der Saison 2018/19 gegen Rassismus getan und welche Fälle an die Behörden weiter geleitet haben, so ist nun nach den Vorfällen am 15. Spieltag der nächste Schritt getan. Wie LaLiga am 3. Januar mitteilte, wurden inzwischen unterschiedliche Maßnahmen ergriffen.
#LaLiga presenta denuncias por los cánticos racistas en contra de @vinijr ante los organismos judiciales, administrativos y deportivos competentes.
— LaLiga (@LaLiga) January 3, 2023
Klagen, Strafanzeige, Präsenz bei Risiko-Spielen erhöhen
So heißt es in der ausführlichen Mitteilung, dass die „entsprechenden Klagen bei den Behörden eingereicht“ wurden. Dazu kommt eine „Strafanzeige wegen Hassverbrechen“, die bei den Gerichten in Valladolid erteilt wurde – zusammen mit den entsprechenden Beweisen (Videos). Neben anderen Beschwerden beim Wettbewerbsausschuss der RFEF, quasi dem „spanischen DFB“ während die LFP „nur“ mit der DFL vergleichbar ist, wird LaLiga aber auch selbst tätig. Denn der Vorwurf lautete bisher: Der Verband tue zu wenig, schiebe die Verantwortungen ab, biete keine Transparenz. Nicht nur Transparenz scheint jetzt gegeben, LaLiga wird auch selbst gewisse Dinge ändern.
So heißt es, dass bei „Spielen, bei denen die Gefahr rassistischer Beleidigungen besteht“, die Zahl der LaLiga-Beauftragten erhöht werde, um „Aufdeckung und Identifizierung“ bei möglichem Fehlverhalten zu optimieren. Was es bisher noch nicht gab: Lautsprecher-Durchsagen sowie Botschaften auf den Banden, bei denen die „Botschaften zur Bekämpfung und Verurteilung von Rassismus verbreitet“ werden. Gute, weitere Schritte von LaLiga, um ihrem Rassismus-Problem beizukommen. Auch wenn das Problem auch eines der gesamten Gesellschaft, nicht nur des Fußballs ist, wie Carlo Ancelotti auf der Pressekonferenz hervorhob: „Es ist ein gesellschaftliches Problem, das nicht existieren sollte. Die Toleranz müsste da meiner Meinung nach null sein. Es darf kein Problem der Liga sein, es ist ein generelles, kulturelles einer Gesellschaft. (…) Das Rassismus-Thema ist etwas sehr ernstes, genauso wie die Fremdenfeindlichkeit.“
Ronaldo deutlich: „Verantwortliche aus Verein entfernen”
LaLiga wird also tätig(er) und nachdem Real Valladolid als Verein die Vorfälle verurteilt und Kooperation angeboten hat, äußerte sich auch ihr Präsident: Ronaldo. „Bedauerlich, ekelhaft, beschämend, inakzeptabel. Rassisten und Fremdenfeinde vertreten uns nicht. Vinícius, meine ganze Unterstützung, mein Respekt und meine Zuneigung. Real Valladolid steht den Behörden zur Verfügung, um bei den Ermittlungen mitzuwirken, damit die Verantwortlichen aus dem Verein entfernt werden“, lauten die Worte der Real-Legende, die seit 2018 Hauptanteilseigner des kleinen Klubs ist. Allerdings: Die Gerüchte häufen sich, wonach „R9“ das Interesse an Real Valladolid mehr und mehr verliert und wohl seine Anteile wieder verkaufen will. Die Vorfälle am 30. Dezember könnten dieses Vorhaben verstärkt haben, zumal der 46-Jährige betonte: „Wir werden rassistische Beleidigungen in unserem Verein nicht zulassen, denn unsere Fans sind nicht so, und diese Leute repräsentieren uns nicht.“
Lamentable, repugnante, vergonzoso, inadmisible. Los racistas y xenófobos no nos representan. @vinijr, todo mi apoyo, respeto y cariño. El @realvalladolid está a disposición de las autoridades para colaborar en la investigación para que los responsables sean apartados del Club.
— Ronaldo Nazário (@Ronaldo) January 3, 2023
Generell bleibt nun abzuwarten, wie es einerseits in dieser Causa weiter geht – die Behörden sind am Zug, allerdings hat beispielsweise die Staatsanwaltschaft die Untersuchungen nach dem Derby bei Atlético aus teils dubiosen Gründen wieder eingestellt – und auch was in Zukunft passieren wird. LaLiga erhält mehr und mehr Druck – nicht nur von der Öffentlichkeit, sondern auch von den Spielern selbst. Um weiter attraktiv zu sein für Stars wie Vinícius muss sich etwas ändern. In den letzten Tagen wurden richtige Schritte unternommen, aber ob das ausreicht, bleibt abzuwarten. Denn noch ist es wie Vinícius es beschrieben hat: „Die Rassisten gehen weiterhin in die Stadien und sehen sich den größten Verein der Welt aus nächster Nähe an.“
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