Reportage

Aus dem Regen in die Traufe – Reinier wird 21

Wenn man mit 21 Jahren bei Real Madrid unter Vertrag steht, bereits mit dem BVB den DFB-Pokal geholt hat, die Bundesliga kennt und nun zum Erfahrungen sammeln innerhalb der spanischen Liga verliehen wird, hat man so viel doch nicht falsch gemacht?! Könnte man meinen! Denn das Gegenteil ist der Fall beim heutigen Geburtstagskind Reinier Jesus, dessen Karriere vollkommen in der Sackgasse zu stecken scheint. REAL TOTAL wirft einen Blick auf die momentane Situation des Jubilars.

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Reinier Jesus
Vor drei Jahren – also pünktlich zu seinem 18. Geburtstag – startete das Abenteuer Europa für Reinier, seitdem erlebt der Brasilianer eigentlich nur noch Rückschläge – Foto: imago images / ZUMA Press

Nicht aller guten Dinge sind Drei

Ziemlich genau drei Jahre ist es nun her, als sich ein Traum für Reinier Jesus Carvalho erfüllte: Nur einen Tag nach seinem 18. Geburtstag, genau genommen am 20. Januar 2020, trat der Vertrag zwischen einem der verheißungsvollsten Talente Lateinamerikas und dem größten Fußballklub der Welt in Kraft. Es sollte nach Vinícius Júnior und Rodrygo Goes der dritte Brasilien-Teenie werden, der binnen weniger Jahre erst die Concha Espina und dann die Fußballwelt zum Beben bringt. Mit 30 Millionen Euro Ablösesumme, die dafür über den atlantischen Ozean in die Kassen von Flamengo Rio de Janeiro flossen, wurden die Erwartungen auch mit einer horrenden Summe unterstrichen. Doch während die anderen beiden Brasilianer feste Größen im Team von Carlo Ancelotti darstellen, scheint Reinier kurz davor zu sein, seine dritte Saison in Europa auf der Ersatzbank zu verbringen. Was blieb von den Vorschuss-Lorbeeren?

Reinier BVB
Beim BVB stand Reinier nur unregelmäßig auf dem Rasen, was zu Kritik aus der Familie des Spielers gegen die Borussia führte – Foto: IMAGO/RHR Foto

Auf einem ersten, ernüchternden Blick reduziert: nichts, oder zumindest fast nichts. Der einstige Marktwert von 25 Millionen Euro ist auf schlappe vier Millionen Euro abgeschmolzen. Schuld daran sind das zwei Jahre andauernde Missverständnis mit der Borussia aus Dortmund und nun eine bis dato ebenfalls problematische Zeit bei FC Girona. „Zwei Jahre sind vergangen, die für mich verloren waren und nicht wiederkommen werden”, schilderte der Spieler selbst seine Situation bei Schwarz-Gelb. Nun droht das Missverständnis 2.0 – und sicher gibt es diverse Gründe für den Misserfolg. Anpassungsschwierigkeiten, andere Kultur, Verletzungspech, der falsche Trainer – doch eine Frage muss erlaubt sein: Wenn immer Glück, auch Können ist – wird dann immer Pech auch irgendwann zum Unvermögen? Alles war großartig, aber ich hatte das Pech, nicht gespielt zu haben. So ist das Leben“, hieß es zum Beispiel vom Spieler persönlich im Nachhinein mit Blick auf die Zeit in Deutschland, die nach dem Leihende im Sommer abgehakt sein sollte. Allerdings findet sich der Mann aus der brasilianischen Hauptstadt bei Girona in einem unliebsamen Déjà-Vu wieder. Schon wieder nur Pech?

Marktwerteinbruch um 84 Prozent

Die Statistiken sprechen jedenfalls gegen eine Besserung für den in Brasília geborenen Offensivmann. Auf sieben Einsätze kommt der nun 21-Jährige bei seiner Leihstation in Katalonien, wovon auch nur eine Vorstellung über die volle Distanz verlief. Mit 22 Prozent der möglichen Spielminuten, 19 Prozent Startelfquote und lediglich vier mageren Prozent Torbeteiligungen – einen Treffer erzielte der Brasilianer bisher für Girona – lesen sich auch die Zahlen mehr als grausig. Kaum Besserung zu seiner Dortmund-Episode lautet das Zwischenzeugnis mit geringer Aussicht auf schnelle Besserung: Seinen letzten Einsatz absolvierte Reinier nämlich am 30. Oktober des Vorjahres, als er 14 Minuten lang gegen seinen eigentlichen Arbeitgeber Real Madrid spielen durfte. Seitdem stand er bei sieben Pflichtspielen in Folge nicht mehr im Kader und offenbar laboriert Reinier zudem an einer Sehnenverletzung im Oberschenkel, welche ihn bis Februar außer Gefecht setzen könnte. Dazu kommt: Wenn er spielt, wird er meist eher als Außenspieler eingesetzt statt im Zentrum als Hängende Spitze. Auch darum fällt die „Reinier-Aktie“ auch im Nordosten Spaniens immer weiter in den Keller.

Reinier Jesus Girona
Bisher setzte sich das Missverständnis für Reinier auch im Nordosten Spaniens fort – Foto: IMAGO / Pressinphoto

21 Kerzen für eine bessere Zukunft

So wird sich auch Reinier weder seinen 21. Jahrestag, noch die letzten drei Jahre seit dem Start in den europäischen Traum” vorgestellt haben. Zwar ist der Offensivmann noch zu jung, um dessen gesamte Karriere in Frage zu stellen, allerdings sollte schleunigst der Turnaround in puncto Spielpraxis, Formkurve und Torgefahr erfolgen, sonst wird es zumindest bei den Blancos kein Wiedersehen mehr geben. Ein zweites Leih-Missverständnis wäre Gift für die ohnehin gescholtene Fußball-Seele des Südamerikaners, weshalb die Rückrunde bei den Katalanen schon der Scheideweg sein dürfte. Aufgrund der Verletzung wird er heute zumindest die Zeit finden, seine Geburtstagstorte zu genießen. Den Wunsch von Reinier, welcher beim Löschen der 21 Kerzen vermeintlich durch den Kopf des Spielers gehen wird, sollte dabei klar sein. Wir wünschen derweil alles Gute und drücken die Daumen für eine rasche Wende zum Positiven für den ambitionierten Brasilianer. Sportlich kann das neue Lebensjahr nur noch besser werden.

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von
Christian Graber

Anhänger der Königlichen seit dem bitteren Halbfinalaus in der Champions League-Saison 2001 gegen die Bayern und seitdem Verehrer der Klubphilosophie. Spezifische Kenntnisse des Fußballmarktes in Lateinamerika und bekennender Freund der "Joga-Bonito-Kultur".

Kommentare
So schlimm macht er es nun bei Girona nicht, finde ich.
Zu Beginn musste er sich etwas eingewöhnen. Nach den ersten beiden Spielen als Einwechselspieler hatte er sich schon einen Stammplatz erkämpft. Nach 3 Spielen hat er sich dann verletzt, kam zurück von der Verletzung und wurde in den beiden folgenden Spielen direkt wieder eingewechselt. Dann kam nun wieder eine Verletzung, zu der es keine oder wenig Informationen gibt.

Das Spiel gegen Betis habe ich gesehen. Er hat mir da eigentlich ziemlich gut gefallen. Besonders Ballsicherheit und Übersicht waren gut und ich würde in ihn eher einen zentralen Mittelfeldspieler (8er, Box-to-Box) sehen, als Flügelstürmer oder Mittelstürmer.
 
Es ist schon bedenklich wieviel Geld wir transfertechnisch in den letzten Jahren in den Sand gesetzt haben:
- Mariano 25
- Hazard 120
- Jovic 60
- Reinier 30
- Mendy 50

...damit bezahlst du locker 1,5 Haalands
 
Es ist schon bedenklich wieviel Geld wir transfertechnisch in den letzten Jahren in den Sand gesetzt haben:
- Mariano 25
- Hazard 120
- Jovic 60
- Reinier 30
- Mendy 50

...damit bezahlst du locker 1,5 Haalands

Keine Ahnung was Mendy auf dieser Liste verloren hat… war jeden Cent wert.
 
Ok, dann nimm Mendy raus. Bleiben immer noch genügend € über um einen Haaland zu holen. Verstehst du worauf ich eigentlich hinaus wollte? Es geht mir darum, dass man in Sachen Transferpolitik vielleicht sollte lieber zweimal hinschauen bevor man teils irrwitzige Summen in Hoffnungen investiert. Den Kader kann man auch mit Eigengewächsen auffüllen.
Es ist schon bedenklich wieviel Geld wir transfertechnisch in den letzten Jahren in den Sand gesetzt haben:
- Mariano 25
- Hazard 120
- Jovic 60
- Reinier 30
- Mendy 50

...damit bezahlst du locker 1,5 Haalands

Keine Ahnung was Mendy auf dieser Liste verloren hat… war jeden Cent wert.
 
Kommt davon, wenn man ein Talent sieht der zwei Mal den Ball ins Tor geschoben hat direkt für unrealistische Summen holt! Man hat in genau diesem Transferfenster (19/20) so viel falsch gemacht!
Jovic für 60Mio, der nun ablösefrei weg ist und uns nicht eingebracht hat.
Reinier für 30 Mio und jetzt nicht einmal 5 Mio wert ist.
Mendy, für den man knapp 50 Mio hingelegt hat, der aber meiner Meinung nach niemals das Geld wert sein wird und eigentlich ein Ersatzspieler sein muss.
Hazard 115-150 Mio, den man als den größten Flop der Transfergeschichte bezeichnen darf und muss!
Das sind knapp 220 Mio ohne die Monstergehälter (mit den Gehältern und Handgeldern ist man bestimmt bei 450-500), die man für Nichts ausgegeben hat. Keiner dieser Spieler hatte in irgendeiner Art und Weise einen Nutzen für den Verein, außer vielleicht Mendy, der mal hin und wieder geglänzt hat.
 
Ok, dann nimm Mendy raus. Bleiben immer noch genügend € über um einen Haaland zu holen. Verstehst du worauf ich eigentlich hinaus wollte? Es geht mir darum, dass man in Sachen Transferpolitik vielleicht sollte lieber zweimal hinschauen bevor man teils irrwitzige Summen in Hoffnungen investiert. Den Kader kann man auch mit Eigengewächsen auffüllen.

Es hat und wird immer Spieler geben, die bei Real Madrid nicht funktionieren. Renier ist nicht durchgestartet, dafür Rodrygo und Vinicius. Ebenso konnte ein Ödegaard für 35 Mio. verkauft werden. Gut dieser hat kaum eine Ablöse gekostet.
Hazard war damals ohne die Randbedingungen zu betrachten, jeden Cent wert gewesen. Das Manko war der auslaufende Vertrag, weshalb die Summe zu hoch ausgefallen ist. Manche unterschätzen, wie gut Hazard damals bei Chelsea war. Das war zeitweise ein Kandidat für den Balon dOr. Ja, es gab Anzeichen, aber am Ende ist man immer schlauer. Jovic war katastrophal
 
Es ist schon bedenklich wieviel Geld wir transfertechnisch in den letzten Jahren in den Sand gesetzt haben:
- Mariano 25
- Hazard 120
- Jovic 60
- Reinier 30
- Mendy 50

...damit bezahlst du locker 1,5 Haalands

Das ist im Nachgang natürlich einfach zu beurteilen, aber grundsätzlich hat jeder Transfer zum Zeitpunkt halbwegs Sinn ergeben.

Mariano > Wir haben einen Stürmer gebraucht, er kam aus einer tollen Saison aus Lyon mit 18 Toren und 5 Assists.
Hazard > War einer der besten Spieler der PL, Preis sicher etwas zu hoch, aber der Spieler an sich hat zu 100% Sin ergeben.
Jovic > zu dem Zeitpunkt extrem heißes Talent, aber die Summe sicher 20 Millionen zu hoch.
Reinier > der Junge ist noch immer erst 21, schaut euch Odegaard an, der ist auch erst mit 23/24 richtig durchgestartet.
Mendy > hat grundsätzlich tolle Arbeit geleistet hier.
 

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