
Für Real Madrid ein „Mann für alles“
MADRID/MANCHESTER/LOS ANGELES. Den Traum, einen Clásico mal live zu erleben, haben viele, die zu Real Madrid halten. Den Traum, ganz nah an den Stars dran zu sein, ganz genauso. Für Abel Rodríguez wurde dieser Traum wahr. Abel Rodríguez ist ein 41 Jahre alter Mexikaner und wohnt in der Umgebung von Los Angeles, wo er bei der „Los Angeles Metro – Metropolitan Transportation“ arbeitet. In L.A. schlagen die Königlichen in jedem Sommer zum Trainingslager schon seit Jahren ihre Zelte auf, um sich bei optimalen Bedingungen intensiv auf die jeweils neue Saison vorbereiten.
Seit nunmehr sieben Jahren stets dabei: Abel Rodríguez. Der Ehemann und Vater dreier Töchter (17, 13, 10) opferte seine zweiwöchigen Sommerurlaub, steht stattdessen in den Morgengrauen auf und fährt um fünf Uhr in der Früh von seinem Haus in Fontana zum UCLA-Sportpark, wo er bis 23 Uhr arbeitet, beziehungsweise den Königlichen ein wertvoller „Mann für alles“ ist – er holt weggeschossene Bälle, er dient den Blancos als eine Art Zeugwart. Den gesamten Tag lang hilft er dort José Mourinho und Co., sich im Trainingszentrum bestens zurecht zu finden und wohl zu fühlen. „Ich habe den europäischen Fußball schon verfolgt, als ich noch ein Kind war“, erzählte Rodríguez, der im Alter von acht Jahren mit der Familie von Mexiko in die USA auswanderte.
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Fünf Stunden in eisiger Kälte sitzend auf der Straße
Sein allergrößter Wunsch war es, einmal einen Clásico hautnah und aus nächster Nähe zu erleben. Europäischen Boden unter den Füßen hatte Rodríguez noch nie. Und weil die laufende Saison möglicherweise die letzte des José Mourinho, mit dem sich Rodríguez in den Staaten blendend verstand, als Real-Trainer sein könnte, packte der Mexikaner die Gelegenheit beim Schopfe und buchte einen Flug nach Madrid. Zuvor hat er jedoch gründlich grübeln müssen, denn: Zum einen versprach er seiner Frau Olga und den Kindern, die Ferien mit ihnen zu verbringen und zum anderen hatte sich der 41-Jährige weder Handynummer noch andere Kontaktdaten vom „Special One“ gesichert. Auch von keinem anderen aus der spanischen Hauptstadt.
Das erste Problem ließ sich schnell lösen. „Ich war wirklich sehr unentschlossen, aber von meiner Frau kam die Ermutigung. Sie sagte: ‚Du solltest gehen. Es war schon immer dein Traum.‘ Meine älteste Tochter kam zu mir und sagte ebenfalls: ‚Du solltest gehen.‘“, berichtete Rodríguez. Und er hörte auf seine Liebsten, am 28. Februar kam er in Madrid an. Einfach so – ohne Clásico-Ticket, ohne Unterkunft – stand er da. Direkt nach seiner Ankunft in Madrid machte er sich am Morgen auf den Weg nach Valdebebas, doch ein Security-Mann vor den Toren des Trainingszentrums ließ ihn nicht hinein. Er setzte sich am Straßenrand auf den Boden. Für fünf Stunden. In der Nacht zuvor hatte es geschneit, es war sehr kalt. „Gott sei Dank habe ich einen dicken Mantel getragen. Meine Frau sagte mir, ich solle ihn mitnehmen. Meine Zehen haben jedoch gefroren“, so Rodríguez.
Mourinho erkennt seinen ‚Amigo‘ – „Rui, halte an!“
Nach jenen fünf Stunden passierten die ersten Luxus-Limousinen das Eingangstor – in einer saßen José Mourinho und am Steuer Reals Fitnesstrainer Rui Faria. Madrids Cheftrainer: „Es war ein Wunder, dass ich ihn gesehen habe. Ich saß in Rui Farias Auto und sah Abel an der Straßenseite. Dort stehen immer viele Leute. Aber ich sagte Rui: ‚Stop, halte an! Das ist der aus Los Angeles!‘“ Mourinho stieg aus, ging zu Abel Rodríguez. „Amigo! Was machst du denn hier?“, frage „the Special One“. Er antwortete: „Ich bin gekommen, um euch zu besuchen. Es ist das erste Mal, dass ich in Europa bin und mein Traum war es, hierher zu kommen und Spiele zu sehen. Ich hatte gehofft, den Clásico zu sehen.“ Mourinho: „Aber es gibt doch gar keine Tickets mehr. Wo wohnst du?“ Rodríguez: „Ich habe mich darum nicht gekümmert. Das Wichtigste war, euch zu sehen und mit euch etwas zu arrangieren. Hätte ich euch nicht getroffen, wäre ich zum Stadion gefahren und hätte versucht, an ein Ticket zu kommen. Und wenn das nicht geklappt hätte, wäre ich nach Hause geflogen.“
- Seite 1 Der erste Teil vom Rodríguez-Traum
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